Deine Sicht auf Mensch und Welt ist schon recht pessimistisch, oder?
Die Tatsache ist aber unabweisbar, dass die meisten Menschen eigentlich ganz gut miteinander klarkommen... Mindestens sind sie in der Lage, sich miteinander zu arrangieren. Aber es gibt halt immer wieder irgendwelche Demagogen und Soziopathen, die sich gegen ein sozial-solidares Miteinander stellen.
Auch die derzeitigen Entwicklungen in unseren Gesellschaften sind ja kein Zufall. Allein die Industrienationen werden von Menschen dominiert, die sich die neo-liberalistische Agenda zu eigen gemacht haben. Und diese ist indes tatsächlich blanke Barbarei (Höre: WDR5: der ökonomische Putsch). Nur: so sind nicht alle Menschen – aber es genügen tatsächlich wenige, die alle anderen höchst koordiniert lenkend mit ins Unglück reißen... Nur liegt das weder am vermeintlich widrigen Wesen des Menschen noch ist das Zufall. Es ist eine wirtschaftspolitische Agenda, die gezielt von Machtinteressen geleitet wird – und deren dramatische Folgen wir nun erleben.
Indessen weisen diese Leute, die in einem solchen System dominieren, auch meist eine Dynamik auf, die sie überhaupt erst in Machtpositionen bringt. Sie sind Soziopathen und Psychopathen. Höchst dynamisch, aber eben auch sehr planvoll (Psychopathie heißt ja nicht 'irre' sein, sondern bedeutet, dass bestimmte Funktionen z.B. sozialen Denkens, Hemmschwellen, also Skrupel, Mitgefühl usw. bedeutsam unterentwickelt oder fehlentwickelt sind). Es sind also Menschen, die sich gegen andere 'behaupten'. Tatsächlich üben sie aber nur mal mehr oder minder Macht aus.
Und genau hier setzt das Rechtsstaats und Demokratie-Prinzip ein.
Unsere Gesellschaft hat sich vor Demagogen genau so zu schützen, wie vor Kriegstreibern oder Menschen bzw. Strömungen, die den solidaren Zusammenhalt, also letztlich das Gemeinwohl schädigen. Hier haben die Bürger u.a. der BRD aber bedeutsame Entwicklungen verschlafen. Sie haben damit letztlich verbrecherisch agierenden Politikern freie Bahn gelassen. Und 'verbrecherisch' waren dann eben auch die Resultate. Siehe beispielsweise die Verfassungswidrigkeit allein schon von Hartz4 oder dem aktuellen Wahlrecht... bis hin zu den völkerrechtswidrigen Kriegen im Irak und in Afghanistan.
Die meisten Menschen nehmen die schwerwiegenden wie weitreichenden Hintergründe aber genau so wenig wahr, wie sie ihre bürgerliche Teilhabe und Verpflichtung ernst nehmen. Unsere Bildung zielt nichts anderes ab. Auch dies ist Teil der neo-liberalistischen Agenda. Und die Folgen stellen nicht umsonst eine blanke Katastrophe für ein Staatssystem dar, in dem die Gesamtheit des Volkes aufgerufen wäre, sich an der politischen, justiziellen wie solidaren Entwicklung zu beteiligen.
Wir habe sie indes blanken Wirtschaftsverbrechern überlassen, die – wie Warren Buffet frei von der Leber sagt – den Krieg von Reich gegen Arm betreiben. Und die haben eine Welt ins Elend gestürzt, wie es grausamer kaum sein könnte.
Allein die Sicherheitsdebatte, die jetzt angesichts von PRISM vorgeschoben wird, hat daraus auch seine substanziell obszöne Note seitens der Politik, aber auch hinsichtlich der vielfältigen Bereitschaft vieler Bürger, diesen nachgewiesener Weise groben Unfug noch zu legitimieren, der mitttels längst widerlegter Sicherheits-Behauptungen verbreitet wird.
Dabei müssen wir die Ursachen, die es tatsächlich anzugehen ginge, gar nicht lange suchen. Z.B. angesichts unserer rücksichtlosen Politik weltweit.
Wir lassen beispielsweise Menschen millionenfach systembedingt verhungern, lassen Nahrungsmittelspekulanten gewähren, die Nöte noch vervielfachen. Die Hochfinanz betreibt das Spiel und deckt diesen Massenmord systemisch über unsere Staaten. Sie toppen das alles aber sogar noch. Mittels Vorenthaltung von Medikamenten-Patenten lassen sie wiederum wissentlich und gezielt millionen Menschen elendig krepieren. Wir lassen das zu. Selbst viele Aktivisten lassen sich dabei noch instrumentalisieren: statt die Aufgabe der Patente für Entwicklungsländer zu fordern, helfen sie, die Kommerzialisierung der Nothilfe voranzutreiben; damit Geschäftemacher auch daran noch verdienen können, also am White-Washing – dem Charity Zirkus, der letztlich darin mündet, zwar 'Gerechtigkeit' für die Völker zu proklamieren (siehe z.B. Bono und die One-Campaign), aber sie tatsächlich nur dem barbarischen 'Markt' zuführt, der in seiner Form die Wurzel des Übels ist. Wir im ehemals christlichen, mittlerweile scheinaufgeklärten Abendland tun dies, legitimieren dies, lassen es zu. Barmherzigkeit, ja, blanke Mitmenschlichkeit haben wir dabei zu einem skrupellosen Geschäft gemacht.
Da muss man sich dann doch auch fragen: Soll das etwa gelungene Werbung für eine gerechtere Welt oder ein erstrebenswertes Gesellschafts-System sein, das wir mit den Amis gemeinsam und mit vorgehaltener Waffe den Menschen in der Welt bringen könnten?
Und dann, wenn wir andere Länder noch obendrein komplett demontiert und verwüstet haben, ungezählte Menschen willkürlich in die Armut getrieben haben (selbst hier in Europa mittlerweile), woanders gar massakriert haben, schlimstenfalls in feigsten Terroraktion, die wir mittlerweile von Maschinen erledigen lassen, indem wir also Völkerrecht wie nacktes Menschenrecht gebrochen haben – ausgerechnet nach diesen Barbareien wundern wir uns, dass wir ein paar notdürftig zusammengebastelte Bomben unter den Hintern gelegt bekommen?
Also ich wundere mich nur darüber, dass es noch
so wenige sind… Also Bomben und Bömbchen, die wir uns nicht nur wahrlich hart erarbeitet, sondern auch redlich
verdient haben...
Aber es sind ja nicht nur Menschen, die wir in äußerste Not getrieben haben. Nein, wir gucken zu, wie eine Finanzmafia unsere Rechts- und Soliarstaaten demontiert. Und wir schauen dabei zu, wie die gleichen Leute, die uns alle ruinieren und unsre kurze Lebenszeit zu einer katastrophalen Erfahrung machen, ihre Opfer zusätzlich selber noch radikalisieren. Ich erinnere da nur mal an den vermeintlich bösen Islamismus!
Wir sollten doch nicht vergessen: Als die Amis Mitte der Siebziger jene Söldnerarmee zusammenstellten, die wir 'Mujahideen' nannten, also die späteren
Taliban, nahm das Unheil seinen Lauf.
Das waren junge Männer, die größtenteils gar keine Afghanen waren, aber extra angeworben wurden, um in US-Ausbildungslagern religiös radikalisiert erst dazu gebracht zu werden, in den Stellvertreterkrieg gegen die Russen in Afghanistan zu ziehen. Hatten wir das tatsächlich schon vergessen, dass die USA selber dieses Monster gezüchtet hat, das sich dann aber zu Recht gegen sie gestellt hat, weil man sie missbraucht und in lebensverachtendster Weise geopfert hatte?
Hinsichtlich der Verbrechen, die die Industrienationen an all diesen Menschen begangen und weiterhin begehen, die man uns dann aber als Sicherheitsrisiko deklariert, kommen wir letztlich noch recht gut weg, finde ich. Dabei wird der gleiche Fehler gerade wiederholt, indem das Spiel in Syrien noch einmal gespielt wird: erneut rüsten die Amis radikalisierte 'Aufständler' aus – und nähren damit eine Bestie, die irgendwann wieder um sich schlagen wird. Im Falle Sadam Husseins war das nicht anders: auch er war ein US-Vasall, der für die USA gegen den Iran in den Krieg zog. Nur irgendwann sah selbst diese Bestie ein, dass es sinnlos ist, die US-amerikanischen Kriegstreiber und Neo-Imperialisten zum Freund zu haben – denn dann braucht man keine Feinde mehr...
Ja, aber selbst die Taliban beweisen heute mehr Anstand als wir. Denn die verteidigen
ihr Land auf
deren Boden, während hier Schwachköpfe öffentlich nach wie vor verbreiten dürfen (ohne wegen Volksverhetzung inhaftiert zu werden), dass wir
unsere nur vermeintlich, im Grunde allein durch uns selber bedrohte Freiheit auf
deren Boden zu verteidigen hätten… Unter Ausschaltung allen Völkerrechts, jeglicher Rechtsstaatlichkeit und Zivilisation. Nur wir haben eben zu keiner Zeit unsere Freiheit verteidigt. Wir haben lediglich andere Menschen wie Dreck behandelt und sind für die Amis bzw. für einige Strippenzieher in der Hochfinanz, die komplett die US-Politik wie auch die unsere bestimmen, in den Krieg um Ressourcen gezogen. Und jetzt haben wir Angst, dass von diesem Dreck, den wir selber hochgespült haben, etwas an unserer Weste hängen bleibt. Und das tut es.
Diese maßlose Verlogenheit und Arroganz kann doch auch gar nicht genügend zerbombt werden. Und der Witz ist doch leztenendes: durch die vorgebliche Sicherheitspolitik erreicht der Terrorismus genau das, wogegen wir uns schützen wollen, nur dass wir es selber aus lauter selbstbezichtigender Angst bereits vorauseilend erledigen: wir bomben uns selbst den Kern unserer freiheitlichen Gesellschaft weg, indem wir dabei sind, alle freiheitlichen und zivilisatorischen Errungenschaften preiszugeben, die es überhaupt Wert wären, verteidigt zu werden.
Volltreffer.
Wegen einer bedrohten Sicherheitslage, die wir selber generiert haben, machen wir uns selber den Garaus. Wir verhalten uns wie Diebe, die ihren zusammengeklauten Wohlstand in den Safe packen und sich gleich mit darin einschließen – während wir jene, die wir bestohlen haben noch als Verbrecher diffamieren, nur weil sie ihr Recht einfordern und angesichts der Morde, die wir so zahlos wie wahllos begangen haben, zu Recht Vergeltung fordern.
Ja, unsere Zivilisation wird geradezu atomisiert. Durch uns selber. Freiwillig und durch eigene Hand. Aus lauter Angst vor der berechtigten Rache jener Menschen, die wir in Mittäterschaft skrupellosester Wirtschaftsverbrecher, die sich unsere Staaten zu Nutze gemacht haben, dazu erst nachhaltig berechtigt haben, sie an uns zu üben. Der Treppenwitz der Geschichte. Der Terror hat längst gewonnen. Also
unser Terror, den wir gegen die Welt gewendet haben, und der längst wieder auf uns zurückgefallen ist. Nicht durch Bomben irgend welcher zu Recht verzweifelter und uns hassender Menschen, sondern durch unseren eigenen Anspruch, als Mordschuldige den Konsequenzen entgegehn zu wollen.
Der größte Treepenwitz ist aber: wir lassen uns von jenen inhaftieren, die als Strippenzieher in der Hochfinanz weiter den Rahm abschöpfen! Die Helfershelfer internieren und drangsalieren sich also gegenseitig und selber, während sich die Anstifter, Nutznießer und Schwerbrecher ins Fäustchen lachen.
Nun denn. Wir leben in einer Demokratie. Das Volk ist der Souverän und der Träger aller Legitimität. Hier braucht es ein Umdenken, das von einem zum anderen getragen werden muss – um darüber schlussendlich eine Gesellschaft formen zu können, die den Wert des Lebens zu Recht als ihr größtes Ideal proklamiert und pflegt!
Es beginnt im Kleinen. Da, wo wir stehen! Es geht weiter, dass wir uns bilden, uns nachhaltig und gründlich informieren – und all das mit unseren Mitmenschen teilen. Vor allem haben wir aber keine Ruhe mehr zu geben! Wir müssen als Menschen in einem Solidarsystem wie als Bürger der demokratischen Zivilisationen wieder Teilhabe suchen, uns engagieren und einsetzen. Dies beginnt bei der nächsten Wahl, wo wir aufgerufen sind, die etablierten Politiker in die Bedeutungslosigkeit sinken zu lassen. Aber es hört dabei nicht auf. Es bleibt ein Prozess. Ein Fortgang der Bildung eigener Ethik und der Anwendung der selben im Alltag. Ein schlichtes Umdenken. Wie ein klares 'Ja' zum Leben. Weil es so unsäglich kurz ist. Und letztlich ist der Lebensgenuss wie jede Freiheit nur gemeinsam wie solidar erstrebenswert. Die Aufklärer von Jean-Jacques Rousseau über Kant und vielen anderen scheuen sich da nicht, das eine wichtige Wort zu verwenden, das wir leben sollten: Liebe. Ein einfaches und das tragfähigste Prinzip mit impliziertem Glück...
Nun denn. Zu PRISM noch ein recht lesenswerter Artikel auf ZDNet: "Surfen unter NSA-Aufsicht: Ist PRISM besorgniserregend?"
Mikael Albrecht verfasst nüchtern Möglichkeiten und Aufgaben...
http://www.zdnet.de/88158822/ist-prism-besorgniserregend/?ModPagespeed=noscript