Endlich habe ich es, nachdem die Presse vornehmlich euphorisch war, auch noch geschafft, den "Wrestler" zu sehen.
Die Story ist schnell erzählt. Randy "Ram" Robinson ist ein Wrestler, der seine besten Tage jedoch noch zu der Zeit hatte, als dergestaltige Ikonen in 8 Bit auf dem NES verewigt werden. Die Woche über schleppt er Kisten in einem Supermarkt, am Wochenende aber sitzt er immer noch "anderen Leuten auf dem Gesicht", wie es sein Chef schon fast poetisch ausdrückt. Zwischendurch besucht er ein nahegelegenes Striplokal, in dem eine Schwester im Geiste arbeitet: Stripperin Cassidy. Ebenfalls einen Job ausübend, der nunmal von möglichst makelloser Körperlichkeit abhängt, lässt das Publikum sie immer öfter ihr Alter spüren. Aronofskys inszeniert Marisa Tomei hier zu sehr als Heilige-Hure, man fühlt sich fast an die unerträgliche Schmonzette Milk Money erinnert.
Der große Unterschied zwischen Cassidy und Randy besteht nun darin, dass diese ihrer Arbeit um eines Zweckes Willen nachgeht: Sie hat einen kleinen Sohn zu Hause, der versorgt werden will. Zwar hat Randy auch eine Tochter, die allerdings seit Jahren nicht mehr gesehen und sich auch niemals um sie gekümmert.
Nach einer Bypass-OP will er dies ändern, setzt die fruchtbaren ersten Versuche dann aber doch einigermaßen gigantisch in den Sand, indem er sich lieber mit ein paar Wrestling-Kumpels und einem Gruppe die Birne wegkokst.
Am Ende bleibt er bei dem einzigen was er kann: Wrestling.
Ohne Frage, allein Mickey Rourkes Darstellung des alternden Schlachtrosses macht den Film sehenswert, auch für jemanden, der mit dem Sport ansonsten wenig anfangen kann. Nicht umsonst hat der Film stellenweise den Charakter einer Doku: Schauspieler und Rolle verschmelzen hier. Dazu kommt ein Blick hinter die Kulissen des Wrestlingsports, der oft entlarvend ist - zum Beispiel wenn die Veteranen auf Fanconvention versuchen alte Videos ihrer Heldentaten zu verkaufen, die für den Großteil des Klientels jedoch uninteressant sein dürften, da es sich um VHS-Kassetten handet - den Protagonisten aber stets ihre Würde lässt.
Filmisch ist das Ganze solide gemacht, ohne aber die Grenzen des Sportlerdramas neu abzustecken. Gerade bei den Kämpfen hätte man sich eine etwas inspirierendere Inszenierung gewünscht.
Zusammen mit der nun wirklich nicht neuen Story bleibt ein Film, der aufgrund seiner Darsteller und Atmosphäre durchaus sehenswert ist, dabei indes dem Kino wohl keine bleiben Impulse geben wird.
Euphorisch muss man The Wrestler bestimmt nicht aufnehmen, anerkennendes Wohlwollen ist dahingegen durchaus angebracht.