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Anfang der Woche hat Apple auf der Keynote der WWDC die Zukunft seiner Betriebssysteme – OS X 10.9 Mavericks und iOS 7 – präsentiert. Kurz nach dem ersten Wow! oder Aha?! stellt sich dann für viele die Frage, ob die neue Software denn von den verwendeten Geräten überhaupt noch unterstützt wird und falls ja, auf welche Funktionen man als Besitzer älterer Hardware verzichten müssen wird. Gerade wenn einem aus produktpolitischen Gründen neue Funktionen vorenthalten werden, kann das unter Umständen sehr ärgerlich sein.[PRBREAK][/PRBREAK]
Bei Android sieht es ja noch schlechter aus? Ist mir egal!
Martin Wendel
Wenn man sich als iOS-Nutzer darüber beschwert, dass man etwa das aktuelle Softwareupdate bekommt, einem jedoch neue Funktionen wie Turn by Turn-Navigation, Fly-Over, Panoramafunktion oder Siri vorenthalten werden (am Beispiel des iPhone 4) kommt relativ bald folgendes Argument: "Sei froh, bei Android wartest du auf ein Softwareupdate – wenn überhaupt eines kommt – Monate!". Ja, das mag stimmen, aber ganz ehrlich: Ich nutze iOS, was drüben im Android-Lager passiert ist mir zu einem gewissen Teil ziemlich egal. Apple stellt sich als innovatives Unternehmen dar und sollte daher auch nach dem Besten streben, Vergleiche wie "Ist ja eh zumindest besser als bei Android" halte ich da für mehr als unangebracht.
Gerade Funktionen, die Nutzern aus produkpolitischer Sicht vorenthalten werden (neue Funktionen als Verkaufsargumente für neue Geräte), sind dabei sehr ärgerlich. Apple selbst gibt natürlich keine Auskunft darüber, warum welche Funktion von einem iPhone 4 oder einem iPad 2 nicht mehr unterstützt wird. Manches kann man sich zwar noch zusammenreimen (wie etwa dass AirDrop WiFi-Direct voraussetzt), aber bei anderen fehlenden Funktionen (wie etwa den weiter oben genannten) kann man teilweise nur den Kopf schütteln. Und hier kommt dann oft das nächste Argument: "Du hast dir das Gerät damals mit einem gewissen Funktionsumfang gekauft, alles was danach kommt ist ein Bonus."
Auch dieses Argument ärgert mich. Denn: Warum bekommt ein neueres Gerät (ich meine damit nicht das neueste) mehr Boni als ein älteres Gerät? Es ist klar, dass die Entwicklung eines Betriebssystems Geld kostet, man aber (laufende Ausgaben wie etwa Apps ausgenommen) nur einmal dafür bezahlt. Ganz ehrlich gesagt: Mir wäre es lieber, wenn Apple das iOS-Softwareupdate kostenpflichtig anbieten würde (für etwa 5 bis 10 Euro) und man dafür aber auch alle Funktionen, die das Gerät technisch unterstützt, erhält. Das ist ein fairer Preis, Kunden erhalten ein möglichst aktuelles System und auch Apple kann an älteren Geräten noch verdienen (und bei einer Geräte-Basis von zig Millionen sind auch 5 bis 10 Euro ein guter Nebenverdienst für Apple). Bei OS X wird es ja im Großen und Ganzen auch so gehandhabt.
Beschneidet ruhig, das provoziert Fortschritt!
Till Eckert
"Der Tod ist der Katalysator des Wandels. Altes geht, damit neues nachkommen kann." Steve Jobs verkündete diese Weisheit bei seiner berühmten Rede auf dem Gelände der Stanford University. Natürlich sprach er hier von Menschen, dem Kreislauf des humanen Lebens. Und dennoch kann man von diesem Zitat auch auf die Technik schließen, die Jobs maßgeblich beeinflusste. So liegt es doch auch bei technischen Geräten nahe, dass der Nutzwert älterer Komponenten irgendwann massiv an den Errungenschaften der Neuen verliert – sei es bei einer Senseo-Kaffeemaschine oder eben einem iPhone. Natürlich könnte man mit Biegen und Brechen auch noch beim dritten Apple-Handy aktuelle Software aufspielen. Klar sein dürfte aber auch, dass diese dann mit Sicherheit nicht "rund" laufen wird.
Freilich wird der gemeine Wutbürger jetzt die große Verschwörung riechen. Seit bekannt wurde, dass beispielsweise ein mittlerweile 2 1/2 Jahre altes (!) iPhone 4 einige Funktionen des neuen Betriebssystems nicht nutzen kann, geht ein Aufschrei durch die Netzgemeinde. Habe ich etwas verpasst? Oder ist an den entrüsteten Nutzern wohl eher die Information vorbeigegangen, dass sich nicht nur das Design sondern das Innenleben der neuen Generation von Geräten verändert hat? Im Gegenteil sollte man froh sein, dass ältere Technik überhaupt noch (kostenfrei) von Apple unterstützt und gepflegt wird. Dass der Fortschritt oftmals zu Lasten von Vergangenem geht, ist bekannt – und dieses Prinzip gilt in der Wirtschaft ganz besonders, denn hier geht es ums Geschäft. Die Konkurrenz wirft gefühlt alle zwei Monate ein neues Smartphone auf den Markt – die jeweils letzten Versionen des Geräts bleiben bezüglich Software dabei fast jedes Mal außen vor.
Man stelle sich zudem einmal folgende Situation vor: Apple hätte in den letzten drei Jahren keine neue Hardware entwickelt, sondern lediglich die Software regelmäßig einem Update unterzogen. Irgendwann wäre der Markt dann gesättigt gewesen, der Konzern hätte alle seine Geräte an den Mann gebracht und der Service hätte reibungslos funktioniert. Doch spätestens dann hätte der Konzern auch kein Geld mehr von seinen Kunden bekommen, warum auch? Ohne Geld kann allerdings keine Entwicklung stattfinden und es ist auch kein Anreiz dafür vorhanden. Das Unternehmen könnte sich folglich auf die Insolvenz vorbereiten. Und der Kunde? Der hat drei Jahre alte Technik in seiner Hand, auf die er auch nie wieder ein Folgemodell sehen wird. Ist dies zugegeben ein sehr irreales Szenario, so entpuppt sich dahinter doch eine klare Botschaft: Wirtschaft und der damit verbundene Fortschritt in der Entwicklung funktioniert nur dann, wenn Geld fließt. Und das liefert heutzutage nicht der Storch, sondern der Kunde. Kauft der nicht, stagniert auch die technische Reifung, so einfach ist das. Und sollte das eintreffen, sehe ich die wütende Meute schon mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet vor den Toren des Mutterschiffs stehen. Daher gilt es ruhig zu bleiben und mit den gegebenen Mitteln umzugehen wissen. Reicht einem das iPad 2 oder iPhone 4 dann aufgrund Features, die man auch vorher nicht hatte, dann nicht mehr, so greift man eben zu einem Neugerät. Oder man findet sich damit ab, dass der böse Kapitalismus einem die coolen 3D-Effekte des iOS 7 verwehrt.
Bei Android sieht es ja noch schlechter aus? Ist mir egal!
Martin Wendel
Wenn man sich als iOS-Nutzer darüber beschwert, dass man etwa das aktuelle Softwareupdate bekommt, einem jedoch neue Funktionen wie Turn by Turn-Navigation, Fly-Over, Panoramafunktion oder Siri vorenthalten werden (am Beispiel des iPhone 4) kommt relativ bald folgendes Argument: "Sei froh, bei Android wartest du auf ein Softwareupdate – wenn überhaupt eines kommt – Monate!". Ja, das mag stimmen, aber ganz ehrlich: Ich nutze iOS, was drüben im Android-Lager passiert ist mir zu einem gewissen Teil ziemlich egal. Apple stellt sich als innovatives Unternehmen dar und sollte daher auch nach dem Besten streben, Vergleiche wie "Ist ja eh zumindest besser als bei Android" halte ich da für mehr als unangebracht.
Gerade Funktionen, die Nutzern aus produkpolitischer Sicht vorenthalten werden (neue Funktionen als Verkaufsargumente für neue Geräte), sind dabei sehr ärgerlich. Apple selbst gibt natürlich keine Auskunft darüber, warum welche Funktion von einem iPhone 4 oder einem iPad 2 nicht mehr unterstützt wird. Manches kann man sich zwar noch zusammenreimen (wie etwa dass AirDrop WiFi-Direct voraussetzt), aber bei anderen fehlenden Funktionen (wie etwa den weiter oben genannten) kann man teilweise nur den Kopf schütteln. Und hier kommt dann oft das nächste Argument: "Du hast dir das Gerät damals mit einem gewissen Funktionsumfang gekauft, alles was danach kommt ist ein Bonus."
Auch dieses Argument ärgert mich. Denn: Warum bekommt ein neueres Gerät (ich meine damit nicht das neueste) mehr Boni als ein älteres Gerät? Es ist klar, dass die Entwicklung eines Betriebssystems Geld kostet, man aber (laufende Ausgaben wie etwa Apps ausgenommen) nur einmal dafür bezahlt. Ganz ehrlich gesagt: Mir wäre es lieber, wenn Apple das iOS-Softwareupdate kostenpflichtig anbieten würde (für etwa 5 bis 10 Euro) und man dafür aber auch alle Funktionen, die das Gerät technisch unterstützt, erhält. Das ist ein fairer Preis, Kunden erhalten ein möglichst aktuelles System und auch Apple kann an älteren Geräten noch verdienen (und bei einer Geräte-Basis von zig Millionen sind auch 5 bis 10 Euro ein guter Nebenverdienst für Apple). Bei OS X wird es ja im Großen und Ganzen auch so gehandhabt.
Beschneidet ruhig, das provoziert Fortschritt!
Till Eckert
"Der Tod ist der Katalysator des Wandels. Altes geht, damit neues nachkommen kann." Steve Jobs verkündete diese Weisheit bei seiner berühmten Rede auf dem Gelände der Stanford University. Natürlich sprach er hier von Menschen, dem Kreislauf des humanen Lebens. Und dennoch kann man von diesem Zitat auch auf die Technik schließen, die Jobs maßgeblich beeinflusste. So liegt es doch auch bei technischen Geräten nahe, dass der Nutzwert älterer Komponenten irgendwann massiv an den Errungenschaften der Neuen verliert – sei es bei einer Senseo-Kaffeemaschine oder eben einem iPhone. Natürlich könnte man mit Biegen und Brechen auch noch beim dritten Apple-Handy aktuelle Software aufspielen. Klar sein dürfte aber auch, dass diese dann mit Sicherheit nicht "rund" laufen wird.
Freilich wird der gemeine Wutbürger jetzt die große Verschwörung riechen. Seit bekannt wurde, dass beispielsweise ein mittlerweile 2 1/2 Jahre altes (!) iPhone 4 einige Funktionen des neuen Betriebssystems nicht nutzen kann, geht ein Aufschrei durch die Netzgemeinde. Habe ich etwas verpasst? Oder ist an den entrüsteten Nutzern wohl eher die Information vorbeigegangen, dass sich nicht nur das Design sondern das Innenleben der neuen Generation von Geräten verändert hat? Im Gegenteil sollte man froh sein, dass ältere Technik überhaupt noch (kostenfrei) von Apple unterstützt und gepflegt wird. Dass der Fortschritt oftmals zu Lasten von Vergangenem geht, ist bekannt – und dieses Prinzip gilt in der Wirtschaft ganz besonders, denn hier geht es ums Geschäft. Die Konkurrenz wirft gefühlt alle zwei Monate ein neues Smartphone auf den Markt – die jeweils letzten Versionen des Geräts bleiben bezüglich Software dabei fast jedes Mal außen vor.
Man stelle sich zudem einmal folgende Situation vor: Apple hätte in den letzten drei Jahren keine neue Hardware entwickelt, sondern lediglich die Software regelmäßig einem Update unterzogen. Irgendwann wäre der Markt dann gesättigt gewesen, der Konzern hätte alle seine Geräte an den Mann gebracht und der Service hätte reibungslos funktioniert. Doch spätestens dann hätte der Konzern auch kein Geld mehr von seinen Kunden bekommen, warum auch? Ohne Geld kann allerdings keine Entwicklung stattfinden und es ist auch kein Anreiz dafür vorhanden. Das Unternehmen könnte sich folglich auf die Insolvenz vorbereiten. Und der Kunde? Der hat drei Jahre alte Technik in seiner Hand, auf die er auch nie wieder ein Folgemodell sehen wird. Ist dies zugegeben ein sehr irreales Szenario, so entpuppt sich dahinter doch eine klare Botschaft: Wirtschaft und der damit verbundene Fortschritt in der Entwicklung funktioniert nur dann, wenn Geld fließt. Und das liefert heutzutage nicht der Storch, sondern der Kunde. Kauft der nicht, stagniert auch die technische Reifung, so einfach ist das. Und sollte das eintreffen, sehe ich die wütende Meute schon mit Fackeln und Mistgabeln bewaffnet vor den Toren des Mutterschiffs stehen. Daher gilt es ruhig zu bleiben und mit den gegebenen Mitteln umzugehen wissen. Reicht einem das iPad 2 oder iPhone 4 dann aufgrund Features, die man auch vorher nicht hatte, dann nicht mehr, so greift man eben zu einem Neugerät. Oder man findet sich damit ab, dass der böse Kapitalismus einem die coolen 3D-Effekte des iOS 7 verwehrt.
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