American Dream" wird zum Auslaufmodell erklärt
Sehr interessanter Ansatz von amerikaner Jeremy Rifkin:
Ich bin Amerikaner. Ich kann alles erreichen, wenn ich will. Ich habe ein Recht auf Freiheit, Unabhängigkeit, ein Recht auf Glück. America, the beautiful, du bist unser Traum. Wir haben das Joch der Tyrannei abgeworfen, wir sind erfüllt vom demokratischen Geist. Hier ist jeder das, was er erreicht hat: vom Tellerwäscher zum Millionär. Doch ist der amerikanische Traum nicht längst ausgeträumt? Amerika, du hast es gut - Europa, du hast es besser, sagt der transatlantische Gesellschaftswissenschaftler Jeremy Rifkin.
Ein Amerikaner, der den "American Dream" zum Auslaufmodell erklärt. Für Rifkin geht ein Vergleich eindeutig zugunsten Europas aus: Die Kriminalitätsrate liegt in den USA weit höher als in der EU. Auch die Kindersterblichkeit ist in Amerika größer als innerhalb der Europäischen Union. Bei der Verteilung des Wohlstandes weltweit liegen alle 18 bestentwickelten Länder in Europa weiter vorne als die USA. Und die EU, der größte Binnenmarkt weltweit, hat mit ihrem Bruttosozialprodukt die Vereinigten Staaten längst überrundet.
Der europäische Traum - Rifkin imaginiert ihn als Bild einer leisen Supermacht. Die erste transnationale Vision, das ist einzigartig: Ein neues, globales Bewusstsein, das über die Grenzen einzelner Nationalstaaten hinausweist.
Verschiedene Glücks-Ideen
Am Begriff der Freiheit kristallisieren sich die unterschiedlichen Vorstellungen von persönlichem Glück: Für Europäer ist Freiheit Lebensqualität, die Einbettung in eine nährende Gemeinschaft. Für Amerikaner dagegen bedeutet "liberty" persönliche Autonomie, individuelle Unabhängigkeit und die Chance, größtmöglicher Anhäufung von Besitz.
Das Gesellschaftsmodell - ein Symbol für den fundamentalen Unterschied: In Amerika der Melting Pot, nationale Identitäten verschmelzen zu einem neuen Ganzen. In Europa dagegen: Ein Kaleidoskop diverser Kulturen in einem europäischen Rahmen. Hier funktioniert der Traum nur, wenn innerhalb eines großen Ganzen das jeweils Eigene erhalten bleibt.
Offenes Europa
Wie kann ein solch europäischer Traum Wirklichkeit werden? Rifkin stellt zwei Bedingungen: Marktwirtschaft ist kein Wert an sich. Sie macht uns verantwortlich für das Wohlergehen, für die Gemeinschaft. Und Europa muss bereit sein, seine Tore für einen enormen Einwandererstrom zu öffnen. Sonst werden die Staaten der EU die demografische Fallhöhe nicht in den Griff bekommen.
Was ist stärker? Vision oder Realität? Das Verwaltungsdickicht der Institution in Brüssel oder Rifkins neuer "europäischer Traum"?
http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/69283/index.html