@New Jersey
Ich fühle mich nicht angegriffen, brauchst dich dafür nicht entschuldigen. Natürlich wird niemand gezwungen Drogen zu sich zu nehmen. Aber gerade bei Alkohol handelt es sich ja um eine, sagen wir mal Gesellschaftsdroge. Du gehst abends mal eben einen Trinken, mit Freunden versteht sich. Dann hast du ein paar Mal einen über den Durst getrunken, was blieb, war aber nur eine lustige Geschichte. Und dann, irgendwann wachst du auf, und plötzlich liegt es nicht mehr in deiner Hand. Dein Körper zeigt Sucht- und Entziehungssymptome. Da ist es meist aber schon zu spät. Plus, ist den Leuten selbst das nicht klar, die denken oft noch sie hätten das unter Kontrolle, ärgern sich über die, die ihnen was anderes sagen möchten. Zudem kommt, dass so eine Sucht fast nie ohne eine psychologische Vorbelastung kommt - meiner Meinung nach zumindest. Da ist irgendetwas in den Leuten drin, das betäubt werden möchte. Ich bin aber kein Suchtexperte, und darum sollte es ja auch nicht gehen.
Ich denke nur, dass eine Einstellung wie du sie geäußert hast, also, dass du kein Mitleid hast, etwas vorschnell kommt. Gerade bei Musikern ist es doch so, dass Drogen - gerade die Härteren - schon eine gewisse Omnipräsenz haben. Liest man zumindest häufig in Biographien und so weiter.
Ich möchte dir auch nicht zu nahe treten, aber ich denke, wenn du persönlich einen Fall mitbekommst, an einem Menschen, der dir etwas bedeutet, ist das etwas anderes, als hinter der Theke. Ich hab oft beim Weggehen Leute getroffen, von denen mir klar war, dass die ein Problem hatten, aber das hat mich wenig gejuckt. Heute sehe ich das auch anders, weil ich die Tragödie hinter der Fassade zu sehen bekommen habe. Und ich habe Dinge erlebt, die würde ich gerne wieder vergessen. Vor allem auch der Kampf, der sich dann in einem Süchtigen abspielt (will euch nicht verletzen, will aufhören, aber alles in meinem Körper verlangt danach, auch wenn ich es nicht will, ich muss...usw.)
Was ich an Amy Winehouse wirklich tragisch finde: alle wussten, dass sie abhängig ist, dann steht sie da in Belgrad auf er Bühne, kann nur noch lallen und nicht mehr richtig stehen. Aber niemand unternimmt etwas. Die steht wirklich 70 Minuten da oben, und wird von den Fans ausgepfiffen - aber keiner denkt auch nur im Traum daran, der Person zu helfen. Das grenzt fast schon an unterlassene Hilfeleistung. Aber natürlich sind solche Stars zuallererst mal Gelddruckmaschinen und irgendwann danach auch Menschen.
Und was auch nervt - das war auch schon bei Michael Jackson so: zuerst hypen die Medien einen Star, dann dokumentieren sie jeden Schritt und ziehen diejenigen nur noch durch den Dreck. Jedes noch so makabre Detail wird da veröffentlich, die Boulevard Magazine sind da auch wahnsinnig überheblich. Und dann sind die Leute psychisch am Ende. Wenn sie dann aber tot sind kommen alle daher und preisen doch das Talent hinter der Figur X, schreiben vom tragischen Leben und so weiter. So etwas heuchlerisches...