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Gendergerechte Sprache

rootie

Filippas Apfel
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Das taugt jetzt nicht wirklich als Argument, oder? Der Beitrag selbst sagt ja aus, dass es der normierten Rechtschreibung nach "des ...s" geschrieben wird. Was danach folgt, ist dann ein Anerkenntnis an - Trommelwirbel - sprachlich historisch, häufig lokale, gewachsene Eigenheiten, die aber dennoch einen Bruch mit der formellen, normierten Rechtschreibung bedeuten.
Das ist z.B. auch zu finden im Süden mit Formulierungen wie "Ich habe das Licht ausgeschalten", wo es den Norddeutschen oder sprachlich am formellen Regelwerk Sprechenden durchzuckt ("ausgeschalte*t*").
Will man nun aber ernsthaft gegen Gendern wettern, würde ich ganz schnell regionale, nicht normierte und nur "anerkannte" Sprachkonstrukte unterlassen. Denn "anerkannt" hat da schnell mal die gleiche Wertung wie "Tja, da kannst du nichts machen, die sind halt zu doof das korrekt auszusprechen".

Ich persönlich würde mich aber einfach gar nicht auf diesem Niveau bewegen wollen: Es ist für mich vollkommen in Ordnung, wenn jemand, egal ob er nun das Gendern befürwortet oder ablehnt, im Foren-Schrifttum hier und da mal Zeichensetzungs oder sonstige Fehler unterbringt. Das wird jedem passieren - mal mehr, mal weniger - und wäre für mich erst dann ein Grund den Mitdiskutanten als Debattanten zu ignorieren, wenn das ein Ausmaß annimmt, dass wirklich die Ignoranz der grundlegender Rechtschreibregeln vermuten lässt.

Nur, wer halt sprachliche Entwicklungen im eigenen Raum für sich in Anspruch nehmen will, muss sich halt ebenso entgegen halten lassen, dass er dann ja auch sprachliche Entwicklungen anderer kaum einfach pauschal ablehnen kann oder warum sollten seine Rechte stärker wiegen, als die anderer?

"wegen dem" ist schlicht umgangssprachlich, aber trotzdem erlaubt und nicht falsch. Das andere war einfach falsch geschrieben. Klar ist es prinzipiell völlig egal, weil es im Prinzip nix mit Gendern zu tun hat. Und in 99,9% aller Fälle überlese ich sowas auch. Wenn sich aber Leute wirklich emotional über das Gendern beschweren, weil es ja die deutsche Sprache so "vergewaltigt", der muss sich dann auch gefallen lassen, wenn ihm jemand sagt, dass er (wenn auch ganz kleine) sprachliche Defizite hat.

Ist doch kein Problem - ich hab sicher auch mal ein paar Fehler drin, wenn ich schnell mal was tippe. Ich schreib aber vorher nicht, dass ich der Rechtschreibkönig bin :cool:

Egal, wir sollten zurück zum Thema. Und das heißt nicht "Wie kann ich peu à peu meine Rechtschreibung verbessern?", sondern "Gendergerechte Sprache".

Und manchmal lobe ich mir dann das bayerische „Thomas sei‘ Mama“ oda aber auch „Franziska sei‘ Mama“.
Jap! Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod :)
 

SomeUser

Ingol
Registriert
09.02.11
Beiträge
2.085
"wegen dem" ist schlicht umgangssprachlich, aber trotzdem erlaubt und nicht falsch.

Nein. Wenn du einen Blick in den Duden wirfst, wirst du feststellen, dass es dort eine klare Aussage zur korrekten Nutzung der Präposition gibt. Der Duden weißt nur darauf hin - was an vielen Stellen passiert - dass es eine bestimmte umfangs- oder standardsprachliche Nutzung des Wortes gibt. Das ist NICHT gleichbedeutend damit, dass es der Formalregelung zur Nutzung entspricht.

Aus meiner Sicht aber hinfällig, weil ich ohnehin nicht dazu neige, den Duden als maßgebend anzusehen: Der Duden ist ein Regelwerk, welches der Entwicklung der Sprache in der Gesellschaft, prinzipbedingt hinterher rennt. Es kann nur auf sprachliche Entwicklungen reagieren, schauen, ob sich diese in der Gesellschaft festigen und dazu dann Einordnungen vornehmen und Regelungen setzen.

Damit ist es aber nun mal auch folglich kein Hilfsmittel bei der Frage, ob etwas in der Zukunft auf bestimmte Art in die deutsche Sprache einfließen könnte oder sollte. Damit taugt der Duden auch nicht als Argument für oder gegen das Gendern oder sonstige sprachliche Entwicklungen, denn ansonsten hätte es - nach der allerersten Auflage - quasi keine Entwicklung mehr geben können, da diese ja ab diesem Punkt formal kodifiziert und fixiert gewesen wäre. Und das ist, eindeutig, nicht der Fall.


Wenn sich aber Leute wirklich emotional über das Gendern beschweren, weil es ja die deutsche Sprache so "vergewaltigt", der muss sich dann auch gefallen lassen, wenn ihm jemand sagt, dass er (wenn auch ganz kleine) sprachliche Defizite hat.

Da bin ich, wie oben geschrieben, grundsätzlich auch dabei, wenn es sich um grundlegende und dauerhafte Fehler handelt. Dem einzelnen missachteten Genitiv weine ich dann aber nicht nach und unterstelle deswegen die vollkommene Ignoranz ggü. der dt. Sprache. Ich glaube, da muss man - auf beiden Seiten - dann auch einfach mal die Kirche im Dorf lassen und sich wieder auf die eigentliche Kerndiskussion zurück besinnen.

Und ich glaube - und damit könnten wir dann wohl auch 211 Seiten Diskussion beenden - dass wir zum Konsens gefunden haben, dass Gendern ein Gewinn ist und wir nur noch über die Form entscheiden müssen. Gegenrede irgendwer? Nein. Ok, beschlossen!
 

Benutzer 176034

Gast
dass Gendern ein Gewinn ist und wir nur noch über die Form entscheiden müssen.
Was mindestens die nächsten 211 Seiten auf sicher auslöst.
Von „nur noch“ wird da kaum die Rede sein können.

Die Diskussion ist zu großen Teilen vom Stamm weg bis in die kleinsten Zweige ausgeufert, was nur zu Anfeindungen und unnötigen Spitzfindigkeiten geführt hat. Für mein Verständnis ohne echten Konsens.
Es wäre anders, wenn alle Beteiligten hier an einem echten Tisch beisammen sässen und sich gegenseitig ins Gesicht schauen könnten.
So ist es aber nicht und deshalb wird im Schutze der Anonymität das Gekeife weitergehen. Auch - oder gerade - wenn es nur noch um die Form ginge.
 

implied

Rheinischer Bohnapfel
Registriert
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Beiträge
2.454
Das Problem dabei ist, dass das was du da als Wahrheit aus "vielen Berichten..." bezeichnest, eben keine absolute Wahrheit ist…“

Das Problem dabei ist, dass das was du da als Wahrheit aus "vielen Berichten..." bezeichnest, eben keine absolute Wahrheit ist. Du machst etwas, was menschlich, jedoch erst mal grundlegend ein Problem ist: Du nimmst Meinungen, Artikel, Studien etc.pp. die deinen eigenen Standpunkt unterstützen oder teilen und wertest diese höher ein, als gegenlautende Standpunkte.
Fakt ist aber erst mal, dass es da kein absolutes Richtig oder Falsch gibt - in welcher Form bzw. auf welche Fragestellung bezogen, wäre dann ja schon mal die Frage. Dass du das dann von einer Vielzahl weiterer vollkommen subjektiver Meinungen flankierst, wie z.B. dass DU (oder auch andere) das störend empfindest, für DICH den Lesefluss behindert etc. pp., ist subjektiv vielleicht zutreffend, aber nun mal für eine objektive Auseinandersetzung vollkommen irrelevant.
Der Verweis auf grammatikalische Inkorrektheit, ist insofern immer wieder interessant, weil bisher die dazu gestellten Gegenfragen unbeantwortet blieben. Aber ich wiederhole es gerne noch mal: Sprache hat sich, über Jahrhunderte und Jahrtausende und unabhängig davon in welchem Umfang sie formarl normiert war, weiterentwickelt. Dabei war diese Weiterentwicklung ganz regelmäßig von der "Ignoranz" ggü. den existierenden Standard geprägt oder sogar gezielt gegen diese ausgerichtet. Mit exakt welchem Recht und aufgrund welcher Grundlage, will sich heute also jemand herausnehmen zu sagen: "So, das reicht - bis hierhin und nicht weiter! Die jetzt geltenden Regeln sind absolut und eine Veränderung, Transition oder Modifikation ist nicht erlaubt?"



Warum kann es das nicht? Weil du das sagst? Warum kann "Jugendsprache" eine Gundlage für sprachliche Entwicklung sein, eine "feministische Linguistik" aber nicht? Was ist, wenn die Jugend dann aber "feministische Linguistik" benutzt? Ist das dann wie die Katze, der du ein Marmeladenbrot auf den Rücken bindest und damit ein Paradoxon entsteht?


Du meinst so ein erzwungener Kampf, wie die Rechte der People of Color, der Homosexuellen oder anderer Gruppen, die bis heute - selbst nach Jahrhzehnten - immer noch nicht durchgefochten sind? Und bevor du hier gegenteiliges behauptest: PoC werden immer noch systematisch und gesellschaftlich diskriminiert, Homosexuelle haben selbst in DE kürzlich erst Erleichterungen bei der Blutspende erfahren, ... Also erzähl bitte nicht, dass das was anderes wäre und dass das dort doch funktioniert hätte und auch von der breiten Gesellschaft getragen wurde. In dem Fall würde ich dir nämlich empfehlen, sich noch mal intensiv mit der Geschichte dazu auseinander zu setzen.

Ich habe ebenso Artikel, posts etc. „pro feministischer Linguistik“ gelesen, bitte unterstelle mir nicht, ich würde gezielt die Artikel höher bewerten, die mir gefallen - also ich denke mal, Du meinst damit, ich hätte eine vorgefasste Meinung und such die Artikel, die dieser entsprechen; dem ist nicht so.
Natürlich liegt in der Informationsverarbeitung immer auch etwas subjektives, doch gehe ich generell logisch-analytisch vor und hinterfrage auch meine Meinung. Ich habe auch keine Probleme, meine Meinung zu revidieren, wenn sich genug fundierte Anhaltspunkte (neu) ergeben.

Ja, ICH empfinde den Lesefluss als (erfahrener Bücherleser) als relevant gestört, ICH habe Probleme beim Hören dieser Sprache wegen der darin liegenden Missverständlichkeit, ICH erkenne beim Lesen und Hören die logischen Sprachfehler bzw. die Ungenauigkeiten. Das ist so prägnant, da muss man sprachlich schon ganz schön schmerzfrei sein, um das nicht zu bemerken.
Aber ok, dass die Befürworter diese Probleme geflissentlich ignorieren oder klein reden haben wir ja nun sich bereits oft genug gelesen.

Gestellte Gegenfragen habe ich, soweit mir bewusst, beantwortet. Was wäre da für Dich noch offen?
Ja, Sprache hat sich entwickelt, doch meist aus sprachlicher und weniger interpretativer Notwendigkeit und dann in einzelnen Begriffen. Eine solche tiefgreifende Änderung der Grammatik in substantieller und umgreifender Art gab es wohl noch nicht, das müsstest Du mir schon irgendwie mal belegen.

Ich wiederhole mich gerne: feministische Linguistik ist grundsätzlich in sich ein Fehler, der darauf beruht, dass Befürworter Genus und Sexus wild vermischen bzw. nicht differenzieren wollen. Genus ist maskulinum, femininum, neutrum und nicht wie in der Volksschule so gerne gesagt männlich, weiblich, sächlich. Hier gibt es viele Beispiele: Der Regenschirm ist ein maskulinum aber eindeutig sächlich, die Uhr ein femininum, das Kind definitiv nicht sächlich aber ein neutrum (und kann in dem Fall im Sexus männlich oder weiblich sein - zumindest sprachlich, denn wäre es tatsächlich geschlechtlos, gäbe es sprachlich tatsächlich ein Vakuum).
Keiner käme auf die Idee, dass der Busen einem Mann gehören kann, die (übliche) Interpretation ist „der Busen gehört einer Frau“. Die Eichel wir man nicht an einer Frau aber wohl an einem Baum hängend oder als Teil des männlichen Körpers interpretieren. Und wenn Männer so stark sein sollen, warum ist „die Stärke“ dann weiblich? Ach, Entschuldigung, nicht weiblich, sondern ein femininum. 😉 Und dann kommen solche wahrlich dummen Konstrukte wie z. B. in der StVo (ich glaube schon seit gut 10 Jahren), die aus dem Fußgänger in einer geistigen Umnachtung „der zu Fuß Gehende“ machten und dabei vernachlässigten, dass so das generische Maskulinum trotzdem noch da ist, nur eben anders.

Zitat aus einem Artikel von Norbert Gutenberg
Gerade die (leider wenigen) generischen Feminina zeigen den Unterschied zwischen (grammatischen) Genus und (biologischem) Sexus. Niemand nimmt Anstoß an Formulierungen wie ‚Thomas ist meine Hilfskraft, die sich um IT kümmert‘, ‚Herr Müller ist eine Führungskraft, die komplett versagt hat, er ist eine Niete in Nadelstreifen, als Manager eine Pleite, eine Nulpe, eine Pflaume und eine Pfeife.‘ Auch das Relativpronomen ist genuskongruent femininum.
Oder wollen wir dann irgendwann auch hier gendern, nur spiegelverkehrt?
Meistens aber sind die generischen Ausdrücke Maskulina, weil es sehr viele Substantive gibt, die von tätigkeitsbezeichnenden Verben abgeleitet werden (laufen, schlafen, arbeiten). Das Morphem für solche Ableitungen ist -er, und das ist ein Maskulinum. Aber nicht alle generischen Maskulina sind solche auf -er: Souverän (s.u.), Vormund, Fan, Gast….

…Der dümmste Denkfehler ist es aber, die Denkfehler der Gegenseite zu wiederholen. Da haben in Deutschland Sprachwissenschaftler des 18. Und 19. Jahrhunderts, die man der romantischen Schule zurechnet, z.b. die Brüder Grimm, aber auch die französischen Rationalisten des 17. und 18. Jahrhunderts, mit Fleiß versucht, Genus und Sexus gleichzusetzen. Alle Maskulina sollten die Attribute der Männlichkeit repräsentieren, alle Feminina die natürlich inferioren Attribute der Weiblichkeit. Das geht natürlich nicht auf: wenn männlich sein heißt, stark zu sein, wieso ist ‚die Stärke‘ dann femininum? Der im späten 19. Jahrhundert einsetzende sprachwissenschaftliche Positivismus machte dieser Ideologie den Garaus. Die Sexualisierung
des Genus war vom Tisch. Und dann kommt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die feministische Linguistik und predigt denselben Quatsch, nur nicht wie damals affirmativ, sondern (patriarchats-)kritisch! (vgl. den luziden Artikel von Köpcke, Zubin 2012)
Der alte Wustmann würde schmunzeln über die ‚Sprachdummheiten‘ des 21. Jahrhunderts: ein Denkfehler führt zum nächsten.
Es gibt kein generisches Maskulinum. Also sind alle Flüchtlinge Männer. Deswegen sagen alle, die des Deutschen nicht mächtig sind: Geflüchtete. Als ob nicht jeder ausgebrochene Sträfling zwar ein Geflüchteter wäre, aber doch kein Flüchtling!
Alle Säuglinge sind Knaben. Deswegen heißen Babys ab jetzt: Gestillte. Und ich darf zu meiner Frau nicht mehr Liebling sagen! Oder soll ich ‚Liebling‘ durch ‚Geliebte‘ ersetzen?


Am liebsten würde ich noch mehr auf die Fehler, Unschärfen, Ungenauigkeiten und Wiedersprüchlichkeiten in der feministischen Linguistik eingehen. Doch habe ich bereits so viele eindeutige Beispiele, geradezu logische und gesicherte Beweise gebracht, und trotzdem bleiben die Befürworter lieber bei einer subjektiven Interpretation als bei der sprachlichen Logik, reden die Ungenauigkeiten und Fehler klein oder sagen in etwa „dann gewöhn Dich dran, die Sprache hat sich schon immer verändert“.
Ein wirklich selbstgerechter Irrtum. Bin ich ebenso selbstgerecht? Ich denke, die Beweise sprechen für sich, dass dem nicht so ist.

Und abschließend: Nein, ich meine nicht so einen erzwungenen Kampf wie bei PoC oder Homosexuellen - hier war der Kampf richtig und hatte zudem mit der Sprache nicht so viel zu tun. Mohrenkopf, Zigeunerschnitzel, Cowboy und Indianer spielen, als Indio verkleiden…alles nicht mehr „politisch Korrekt“. Auch hier nimmt es aber langsam schon seltsame Ausmaße an, wenn einem Musiker, der mit Rastalocken bestückt seine Reggeamusik liebt und macht, „kulturelle Aneignung“ vorgeworfen wird oder dieser gar nicht auftreten darf, nur weil er weiß ist - wenn das mal nicht Ausgrenzung ist!. Wie auch immer, hier geht es ja um einzelne Worte aus dem Sprachgebrauch, die langsam verschwinden oder verschwinden sollen, aber der Rassismus wird es deswegen noch lange nicht (leider).

Das grundlegende Problem liegt doch nun mal in den Köpfen der Rassisten, und der Schwulenhasser. Ebenso liegt es in den Köpfen der rückständigen Menschen, für die Frauen nach wie vor eine untergeordnete Rolle einnehmen, diesen kann man mit dieser Art Sprachveränderung nicht nur nicht beikommen, man wird diese zum größten Teil sogar noch weiter dagegen aktivieren.
 

rootie

Filippas Apfel
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@implied

Sehr guter Beitrag, danke dafür. Ich verstehe Deine Argumentation durchaus und sehe es in ganz weiten Teilen genau so. Das wird Dich jetzt überraschen

Ich habe es vor gefühlt 100 Beiträgen hier schon mal geschrieben: Ich bin für das Gendern, aber es muss RICHTIG gemacht werden. Und jetzt sind wir dann schon wieder mitten drin im Subjektiven. Für mich ist das Gendern dann ok, wenn man die Wörter quasi ausschreibt. In Deinem Beispiel wären das die „Fußgängerinnen und Fußgänger“. Ja, mag viel länger sein als das Binnen-I oder der Doppelpunkt, aber ich für mich finde, dass das der beste Kompromiss zwischen Lesbarkeit und eben Pro-Gendern ist.

Wir machen genau das seit ganz langer Zeit mit „Sehr geehrte Damen und Herren“.

Also eigentlich bin ich ganz einfach gestrickt, was das Thema betrifft. Aber so lange es zig unterschiedliche Schreibweisen gibt, wird sich da denke ich auch kein Konsens bilden können.
 
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Benutzer 176034

Gast
Das war mal eine Stampede vom Allerfeinsten. @implied hat da praktisch keine Lücken gelassen. Genau so empfinde ich das auch. 👍🏼👍🏼👍🏼
Eine Anpassung wirft das nächste Fragezeichen auf, es passt einfach nicht. Und es hat auch nichts mit „Entwicklung der Sprache“ zu tun, wenn der Mensch mit der Brechstange dieser „Entwicklung“ etwas nachhelfen will.
Dieses Vorgreifen, dieses aktive Ändern-wollen-aber-nicht-können ist es, was auch mich kopfschütteln lässt.
Alles schon mehrfach dargelegt und deshalb selber ans Kreuz genagelt worden aber egal - der Beitrag von implied reflektiert meine Sichtweise auf dieses Thema so exakt, dass ich mich beim Lesen gefragt habe, ob ich das nicht selber geschrieben habe.
Aber so gut hätte ich es dann doch nicht darstellen können.

Super, implied. 👍🏼
 

mbert

Grahams Jubiläumsapfel
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Ich wiederhole mich gerne: feministische Linguistik ist grundsätzlich in sich ein Fehler, der darauf beruht, dass Befürworter Genus und Sexus wild vermischen bzw. nicht differenzieren wollen.
Danke auch von mir für diesen ausführlichen und guten Kommentar. Zu den Beispielen, die Du zitiert hast, möchte ich noch ein wenig hinzufügen. Wie Du ja schon schriebst, hat in unserer Sprache alles einen Genus. Es gibt viele generische Bezeichnungen, die von tätigkeitsbezeichnenden Verben abgeleitet werden, weshalb deren Genus maskulin ist. Hier wird eine zweite Bedeutungsebene gesucht: Tätigkeiten (egal welche?) würden nur von Männern ausgeübt, weshalb die "männliche Form" dominiere.

Ich finde, die Schwäche dieser Argumentation kann man ganz gut sehen, wenn man sich andere Beispiele anschaut. Etwa haben wir auch in der Tierwelt generische Bezeichnungen mit Genus: Der Hund, die Katze, Die Kuh usw. Würde man der Systematik folgen, dass es "das Generische" nicht gibt, dann müsste man die konsequenterweise Gendern (hier im Plural): Die Hünd:innen, die Katz:ern, die Küh:re. Niemand kommt auf eine solche Idee. Gleichzeitig käme aber auch niemand auf die Idee, dass mit "die Hunde", "die Katzen", "die Kühe" nur Lebewesen eines Geschlechts gemeint sind.

Wir haben hier einen ziemlich deutlichen logischen Bruch, und der ist - auch da bin ich ganz mit dem von Dir zitierten Text einverstanden - vor allem ideologisch. Nach meiner Wahrnehmung wollte die feministische Bewegung "maskuline Bastionen" aufspüren und bekämpfen. Das generische Maskulinum bot sich quasi an. Ein "linguistisch-systematischer Unterbau" war nicht die Grundlage dieser Überlegung, sondern wurde später quasi nachgeliefert.

Die Idee, "maskuline Bastionen" zu bekämpfen, halte ich an sich für nichts schlechtes. Vor allem war das aus meiner Sicht in den 1970er Jahren, wo das nach meiner Beobachtung richtig Fahrt aufnahm, auch mehr als notwendig. Die Unterschiede von heute zu damals sind gewaltig. Das heißt nicht, dass wir am Ziel sind, aber wir sind ihm schon erheblich näher gekommen.

Die Frage ist daher ein wenig auch, wie die Arbeit für eine gerechtere Gesellschaft eigentlich weitergehen soll. Aus meiner Sicht ist Symbolpolitik hier nicht mehr hilfreich. Wichtiger ist m.E. Arbeit an Details, um bei einzelnen Themen schnell wirklich spürbare Verbesserungen herbeizuführen. Leider ist aber Symbolpolitik zum einen billiger und zum anderen publikumswirksamer, weswegen sie uns auch weiter begleiten wird.
 

Martin Wendel

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Niemand kommt auf eine solche Idee.
Richtig, weil es um die Sichtbarmachung von Frauen (und diversen Personen) in der Sprache geht. Dein Vergleich mit der Tierwelt zieht das ins absolut Lächerliche und ist höchst unangebracht.

Keiner käme auf die Idee, dass der Busen einem Mann gehören kann, die (übliche) Interpretation ist „der Busen gehört einer Frau“. Die Eichel wir man nicht an einer Frau aber wohl an einem Baum hängend oder als Teil des männlichen Körpers interpretieren. Und wenn Männer so stark sein sollen, warum ist „die Stärke“ dann weiblich? Ach, Entschuldigung, nicht weiblich, sondern ein femininum. 😉
Dein Beitrag unterliegt einem zentralen Irrtum. Zitat des ersten Satzes der Wikipedia-Seite zu geschlechtergerechter Sprache (Hervorhebung durch mich):

Geschlechtergerechte Sprache (oft auch kurz Gendersprache genannt) bezeichnet einen Sprachgebrauch, der in Bezug auf Personenbezeichnungen die Gleichbehandlung von Frauen und Männern und darüber hinaus aller Geschlechter zum Ziel hat und die Gleichstellung der Geschlechter in gesprochener und geschriebener Sprache zum Ausdruck bringen will.
 
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Benutzer 176034

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Ich lese in @mbert s Beitrag „Würde man der Systematik folgen“. Würde man…
Ich erkenne da keinen Vergleich mit der Tierwelt.
Wie viele User ziehen zum Unterstreichen der Kernaussage einen Vergleich heran. Einzig, um das Gemeinte stärker zu markieren.
Hier wird hingegen festgestellt, dass es ins Lächerliche gezogen wird.
Man kann sich über das Thema nicht unterhalten, wenn man nicht spricht. Es ist bald keine Watte mehr da, in die unsere Sätze gepackt werden können.
 
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landplage

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Ich finde, die Schwäche dieser Argumentation kann man ganz gut sehen, wenn man sich andere Beispiele anschaut. Etwa haben wir auch in der Tierwelt generische Bezeichnungen mit Genus: Der Hund, die Katze, Die Kuh usw. Würde man der Systematik folgen, dass es "das Generische" nicht gibt, dann müsste man die konsequenterweise Gendern (hier im Plural): Die Hünd:innen, die Katz:ern, die Küh:re. Niemand kommt auf eine solche Idee. Gleichzeitig käme aber auch niemand auf die Idee, dass mit "die Hunde", "die Katzen", "die Kühe" nur Lebewesen eines Geschlechts gemeint sind.
Wenn das Beispiel unzutreffend ist, warum bemühst Du es dann? Um das Gendern aus Sicht von Frauen lächerlich zu machen?
 

Martin Wendel

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Ich lese in @mbert s Beitrag „Würde man der Systematik folgen“. Würde man…
Und selbst wenn es sich um ein valides Argument handeln würde (was nicht der Fall ist, weil der genannte Vorwurf gar nicht das Ziel gendergerechter Sprache darstellt) fallen einem sicher andere Beispiele ein, als gerade aus der Tierwelt.
 
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Benutzer 176034

Gast
Wenn es ein valides Argument wäre, dann KÖNNTE man auch anhand dieses Beispieles erkennen, wie hoffnungslos es ist, über die Genderei die angestrebte Fairness zu erreichen.
Es KÖNNTE aber auch sein, dass wir hier wieder versuchen, aus dem Kaffeesatz eine Message zu generieren. KÖNNTE sein.
 
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Benutzer 176034

Gast
Nix mehr. 😂😂😂 Den Beitrag hat ein Semi-Redakteur geschrieben…😂😂😂
 

Martin Wendel

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Dazu sagt man, dass es sich hier um einen Scherz handelt:
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Wenn es ein valides Argument wäre, dann KÖNNTE man auch anhand dieses Beispieles erkennen, wie hoffnungslos es ist, über die Genderei die angestrebte Fairness zu erreichen.
Es KÖNNTE aber auch sein, dass wir hier wieder versuchen, aus dem Kaffeesatz eine Message zu generieren. KÖNNTE sein.
Keine Ahnung wovon du sprichst.
 

landplage

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Dieser Scherz geht sicher in die nächste valide Studie ein, die beweist, wie unsinnig gendern ist.

Das Zitat word dann tausend zufällig ausgewählten Leuten vorgelegt, die unisono gendern doof finden. q.e.d.