Editor's Blog

Kommentar: Warum mir Betas auf den Geist gehen

Irgendwie ist es jedes Jahr dasselbe Spiel: Apple kündigt neue Versionen seiner Betriebssysteme an und stellt diese Entwicklern mit einem bezahlten Account auch gleich als frühe Betas zur Verfügung. Kurze Zeit später kommen dann die sogenannten Public Betas für die breite Masse. Mich nervt diese Vorgehensweise gehörig. 

Natürlich finde ich es gut, dass Entwickler die Chance bekommen, ihre Apps gegen die neuen Versionen zu testen. Das macht den Umstieg beim Wechsel des Systems für die Kunden einfacher, können sie doch in den meisten Fällen davon ausgehen, dass die Apps auch mit dem neuen Betriebssystem laufen werden. Der Entwickler wird schon dafür gesorgt haben.

Beginnen wir aber mal anders: Es ist offenbar so, dass Apple Nutzer einen starken Drang zum Updaten haben. Kaum bringt Apple ein neues System heraus, kaum gibt es ein Update, wird dieses unmittelbar installiert. Was die Menschen bei Windows in den Wahnsinn treibt, ist bei Apple zu einer Art Sucht geworden. Nichts ist so alt, wie das System von gestern.

Was macht Apple anders?

Was treibt User dazu, das neue System quasi noch in der ersten Sekunde des Releases zu laden und zu installieren? Warum werden selbst Warnungen und schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit negiert? Was macht Apple an dieser Stelle anders als andere Hersteller, insbesondere der größte Konkurrent Microsoft?

Was für fertige System gilt, gilt seit einigen Jahren eben auch für die Betas. Es mag der eigenen Filterbubble geschuldet sein, dass der Eindruck entsteht, das Wort „Beta“ würde generell überlesen. Selbst Apple zollt diesem Umstand Rechnung und weist neuerdings explizit auf die Probleme hin, die eine Beta verursachen kann. Dennoch wird munter installiert, als handle es sich um eine vollständig ausgereifte Version des Systems.

Important Note for Thrill Seekers: If you’re interested in living on the edge and trying out the great new features in iOS 13, we strongly advise waiting for the many bug fixes and refinements coming to the public beta next month.

Sinngemäß übersetzt: Wichtiger Hinweis für Gefahrensucher: Wenn ihr daran interessiert seid, immer am Limit zu leben, was die neuesten Features von iOS 13 angeht, empfehlen wir euch auf die um viele Fehler bereinigte Public Beta, die im nächsten Monat erscheint, zu warten.

Außerdem legt der Konzern die Hürden für eine erfolgreiche Installation inzwischen deutlich höher, als in den vergangenen Jahren. Das scheint jedoch gefühlt niemanden abzuhalten, diese unmittelbar zu installieren.

Betas nicht installieren!

Wenn über Betas berichtet wird, schwingen sich die Kommentatoren, Moderatoren und Podcaster immer mit warnenden Worten über die Gefährlichkeit der unfertigen Betriebssysteme auf. Sie raten dringend davon ab, es ihnen gleichzutun und diese auf den eigenen Devices zu installieren. Im gleichen Atemzug wird dann aber darüber berichtet, dass das neue iOS doch schon sehr stabil laufen würde. Es gäbe praktisch keine Probleme.

Manche Online-Publikationen sind so sehr dem Wahnsinn nach Klicks verfallen, dass sie die Bezeichnung „Beta“ gleich ganz weglassen. Dabei suggerieren sie dem unbedarften Leser (der Überschriften), das neue System sei schon für alle verfügbar. Das trägt sicher einiges dazu bei, dass Menschen noch schneller an die neuen Versionen kommen wollen.

Nur ganz wenige machen sich die Mühe, das System bis in die Details „auseinanderzunehmen“, um auch nach den kleinsten Neuerungen zu schauen und zu prüfen, wo denn tatsächlich noch die Probleme der Beta liegen. Dabei riskieren sie dann gleich noch den eigenen Zugriff auf frische Betas, denn Apple stellt diese unter ein sogenanntes „Non Disclosure Agreement“. Das bedeutet, dass derjenige, der legal Zugriff darauf hat, die Beta zwar ausführlich mit seinen Apps testen, aber im Grunde nicht darüber reden darf.

Alles nicht so wichtig?

An dieses NDA scheint sich aber niemand zu halten, wenn man die eigene Filterblase so beobachtet. Offenbar scheint es aber auch Apple nicht so ernst zu nehmen mit der Vereinbarung. Handelt es sich im Grunde doch um unbezahlte/unbezahlbare Werbung. So ist es natürlich nicht verwunderlich, dass manche sich eben nur dann besser fühlen, wenn sie den neuesten „heißen Scheiß“ auf ihren Geräten haben. Koste es, was es wolle.

Michael Reimann

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