Editor's Blog

Kommentar: Die Fragmentierung des Fernsehens

Nun also ist auch Apple endlich beim Streaming von Filmen und Serien angekommen. Die Fragmentierung des Fernsehens ist aber noch lange nicht beendet. Vielleicht gibt es aber eine Lösung.

Apple hat im November seinen Dienst Apple TV+ auf den Markt gebracht. Dieser kostet zunächst übersichtliche knappe fünf Euro im Monat, dafür bekommt der Nutzer eine Handvoll Serien und einen Spielfilm geboten.

Die meisten Serien sind – zum Zeitpunkt dieser Zeilen – nicht mit allen Episoden verfügbar. Diese werden im Wochenrhythmus um weitere Ausgaben ergänzt. Wer den Dienst ausprobieren will, kann eine Woche gratis schauen. Wer ein aktuelles iDevice gekauft hat, darf sogar ein Jahr lang kostenlos dabei sein.

Apple setzt in seinem Angebot auf eigene Produktionen, die – branchenüblich – als „Originals“ gekennzeichnet werden. Diese Serien und Filme gibt es nur bei Apple TV+.

Apple ist aber bei Weitem nicht der einzige und auch nicht der letzte Anbieter, der in den Markt drängt. Lange angekündigt und in den USA bereits verfügbar ist Disney+. Der Mickey-Mouse-Konzern hat mit Marvel und Star Wars nebst den eigenen Filmen ein sehr starkes Angebot. Außerdem ist dort die brandneue Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ am Start.

In Deutschland will Disney im März starten. Bis dahin schauen wir hierzulande noch in die virtuelle Röhre. Es sei denn, man begibt sich auf illegale Pfade und lädt die Disney-Produktionen herunter. Gerade „The Mandalorian“ dürfte einiges an Potenzial in die (leider) immer noch vorhandenen Tauschbörsen bringen.

Die Fragmentierung des Fernsehens

Hieraus ergeben sich für mich ein paar Fragen und eine Feststellung. Fangen wir ruhig mit letzterem an. Die Filmindustrie ist immerhin inzwischen da, wo das Musikbusiness Anfang der 2010er Jahre war. Es wurde erkannt, dass es wenig Sinn ergibt, den zahlungswilligen Kunden mit sinnfreien „Werbespots“ wie „Raubkopierer sind Verbrecher“ zu stigmatisieren.

Netflix hat – zunächst in den USA, später dann auch bei uns – gezeigt, dass es auch anders gehen kann und illegale Sümpfe nicht mit dümmlichen Werbespots oder drakonischen Strafandrohungen austrocknet werden. Ein gescheites Angebot zu einem guten Preis tut es auch und alle haben etwas davon.

Apple hatte zu der Zeit die Musik bezahlbar gemacht, Spotify bot (fast) den gesamten Musikkatalog aller Majors und auch zahlreicher Independent-Labels an. Einen Dienst abonniert und schon gibt es Zugriff auf gigantische Bibliotheken. Auch andere Player am Markt konnten sich etablieren.

Ein Plus, sie zu knechten

Der Trick war ganz einfach: Die Musik-Streamer (Amazon Prime Musik, Spotify, Deezer, Apple Music und weitere) haben jeweils das ganze Angebot der Musikindustrie in ihren Datenbanken. Als Kunde kann ich mich für die Plattform meiner Wahl entscheiden, und zwar nach den Features, die diese bietet. Ich verpasse (von Ausnahmen mal abgesehen) im Wesentlichen nichts.

Der Wettbewerb entsteht durch die Funktionen, die Integration und den Preis. Nicht aber durch den Inhalt.

Beim Videostreaming geht es jetzt aber genau den anderen Weg. Der Markt wird immer weiter fragmentiert. Jeder Anbieter will Kunden mit exklusiven Produktionen – den „Originals“ – auf seine Plattform ziehen. Im Endeffekt zahlt der Kunde für jeden Dienst nur eine kleine Summe. Wer sich aber für mehr als nur eine Serie interessiert, muss mehrere Dienste abonnieren. Übersichtlich geht leider anders.

Eine mögliche Lösung

Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Vielleicht! Denn Apple hat das Potenzial, sie alle zu einen. Warum nicht alle Angebote auf der Apple-TV+-Plattform vereinen? Dann kann der Kunde zu einem angemessenen Preis alle Serien, Filme und Produktionen der anderen sehen.

Warum gerade Apple? Nun, der Konzern aus Kalifornien bietet bereits einen Store für Kauf- und Leihfilme an. Bei Apple gibt es ja durchaus auch Disney-Produktionen zum Kaufen – nur eben nicht als Stream. Der Schritt ist ein kleiner und sollte doch möglich sein.

Apple hat gezeigt, dass sie so etwas schaffen können. Ich fände es sehr schade, wenn man in Cupertino ebenso kurzsichtig wäre wie bei Disney und Co. Aber vielleicht kommt da ja noch was. Es bleibt spannend.

Michael Reimann

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