Editor's Blog

Hashtags: Der unsinnige Versuch einer Struktur

Seit es die so genannten Sozialen-Medien gibt, aber eigentlich seit der Einführung von Twitter gibt es die so genannten Hashtags. Man erkennt sie daran, dass es Worte sind, vor denen ein so genanntes „Hash“ (#) steht. In der Frühzeit des Internets, als noch nicht jeder mitmachen konnte, wurde das Zeichen gerne auch Raute oder Gartenzaun genannt. Ich finde Hashtags gehören auf den digitalen Müllhaufen.

In der Gründerzeit der Sozialen-Netzwerke waren diese Form der Markierung eine praktische Möglichkeit, dem ohnehin recht unstrukturierten Datenstrom der Nachrichten eine halbwegs überschaubare Ordnung zu geben. Hashtags erklären sich fast von selber, sind durch Menschen leicht lesbar und erlauben den Zugriff auf riesige Datenmengen.

Was rege ich mich also auf? Ist doch alles gut. Leider nicht. Spätestens seit Instagram das Licht der Welt erblickt hat und seit Facebook ebenfalls Tags unterstützt, läuft die Sache aus dem Ruder. In Instagram spielen sie eine zentrale Rolle. Zwar kann man auch einen ganz normalen Text zu seinem Foto schreiben, aber Instagram bietet anhand der eingegebenen Worte auch gleich die passenden Hashtags an.

Hashtags bieten keine Struktur

Der damit zu erzielende Effekt ist leicht erklärt. Je mehr Hashtags unter einem Post stehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand dieses Bild findet. Denn die kleinen Tags sind allesamt anklickbar. Klickt man also auf eines der Hashtags, sucht das System nach anderen Posts, die auch dieses Tag verwenden. Wer einmal auf Instagram nach #Nofilter oder #Now gesucht hat, wird verstehen, was ich meine.

Das wäre alles ja gar nicht so schlimm. Im Gegenteil, es kling sogar äußerst praktisch. Aber es ist alles andere als das. Durch das massive Verwenden von Hashtags – im Prinzip schreiben die Leute jetzt vor #jedes #Wort #einen #Gartenzaun #in #der #irrigen #Hoffnung, #dass #nun #gerade #ihr #Post #im #Daten-#Dschungel gefunden wird. Das dabei die Lesbarkeit der „Bildunterschrift“ vollkommen auf der Strecke bleibt, scheint keine Rolle mehr zu spielen.

Auch diese Tatsache wäre im Grunde egal, wenn das Bild für sich selber sprechen könnte und würde. Dann würde man schlicht und ergreifend die visuelle Information aufnehmen und einfach auf den stümperhaften Versuch des Fotografen, Aufmerksamkeit zu erhaschen (erhashen!), verzichten. Leider sind die meisten Fotos auch dafür nicht geeignet, aber das soll hier nicht das Thema sein.

Unleserlich bleibt Unleserlich

Warum ich der Meinung bin, dass Hashtags auf den digitalen Müll gehören? Neben der Nichtlesbarkeit der Posts ergeben wahllos gesetzte Tags keinen Sinn. Wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass irgendjemand nach #Gartenzaun sucht? Und selbst wenn sie hoch wäre, warum reicht es dann nicht einfach Gartenzaun zu schreiben? Moderne Systeme wie Twitter und Facebook brauchen keine Hashtags mehr, um Content zu liefern. Außerdem ist das Datenaufkommen in den Netzwerken so gigantisch groß, dass Hashtags – insbesondere wenn es keine Vorgaben für sie gibt – überhaupt keine Vorteile bringen.

Ganz schlimm wird es übrigens, wenn die Instagram- und Facebook-Konten verbunden werden. Dann landen die Posts mit den unsinnigen und unzähligen Hashtags auch noch auf Facebook. Die Lesbarkeit wird dadurch auch nicht wirklich verbessert.

Auf den Müll mit Hashtags

Also weg damit. Wer keine sinnvolle Bildunterschrift bei Instagram hinbekommt, lässt sie einfach ganz weg. Was nützt es denn, wenn tausende Menschen per Zufall auf mein Foto kommen, nur weil sie auf das Hash #Sonnenuntergang getippt haben. Erreiche ich damit mehr Aufmerksamkeit? Bekomme ich mehr Follower? Werde ich berühmt? Vielleicht ja, aber sinnvoll ist es nicht.

Begraben wir also die Hashtags auf dem digitalen Friedhof der Internet-Geschichte. Vielleicht gleich neben dem sich drehenden @ und dem Animierten Bildschirmhintergrund. Da liegen sie genau richtig.

Michael Reimann

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