matze91 schrieb:
Findet ihr, das Apple recht hatte, und der Intel Switch gut war, oder meint ihr eher das IBM im Mac das beste aller Zeit war/ist. Nur faireshalber hab ich Motorola noch dazugenommen, wenngleich ICH nie einen solchen Mac besessen habe.
Leider ist meine Anwort etwas länglich geworden.
Apples Fehler war das sklavische Festhalten an Motorola. Der Wechsel zu IBM kam viel zu spät und wurde dazu nur halbherzig ausgeführt. Dadurch wurde der G5 Jahre zu spät am Markt eingeführt. Apple wollte zuerst den G5 von Motorola haben, Motorola hatte jahrelang an einem G5 herum entwickelt aber war nie in der Lage eine nennenswerte Ausbeute an CPUs zu fertigen. Als das ganze gescheitert war rannte Apple zu IBM und wollte von denen auf die Schnelle eine Lösung für ihre Probleme.
IBM hatte in der Zwischenzeit den PowerPC zu einer reinen Embedded (PowerPC 405 und 440 Cores) bzw. Server/Workstation (POWER3, PowerPC RS64 I bis IV und POWER4) CPU entwickelt. Im Regal lag nichts, was Apples Wünsche hätte befriedigen können. Ergo wurde das POWER4 Design (bei der Markteinführung war der POWER4 der schnellste Prozessor überhaupt am Markt, und der erste Prozessor mit mehreren Kernen und verbrauchte ca. 50% des Stroms pro Core einer Intel CPU) genommen und weitestgehend Desktop tauglich gemacht. Das Problem dabei; man kann nicht über Nacht aus einer BigIron CPU eine LowPower CPU machen. Das Ergebnis war der PPC970, insgesamt hat IBM vom G5 mehrere Revisionen entwickelt: PPC970, PPC970FX, PPC970GX und PPC970MP. Apple nennt sie alle G5 (den PPC970GX gab/gibt es von Apple nicht), mit jeder Revision wurde der Stromverbrauch von IBM gesenkt. Aktuell bekommt man PPC970MP@2,7GHz in IBM Blades, die im Gegensatz zu Apples PowerMac G5 nur mit Luft gekühlt werden.
IBM entwickelt zur Zeit am Cell und am POWER6, beides komplett neue CPU Designs und keine Weiterentwicklungen der aktuelle POWER/PowerPCs. Cell ist bei typischen Multimedia Anwendungen und beim Numbercrunchen extrem viel schneller als jede zur Zeit erhältliche oder von Intel auch nur angekündigte CPU. Dabei braucht ein Cell ähnlich viel Strom wie ein aktueller CoreDuo. IBM hat zur Zeit Probleme die CPU zu produzieren (es gibt zu viele schadhafte Exemplare), aber das war bisher bei jeder Firma so, wenn sie komplett neue Designs am Markt einführte.
Der POWER6 ist ebenfalls eine komplett Neuentwicklung. IBM ist dabei die "Macken" des POWER5+ zu beheben, den gibt es zurzeit mit bis zu 2,3GHz. Der POWER6 soll nächtes Jahr mit >5GHz auf den Markt kommen und gleichzeitig weniger Strom verbrauchen als der POWER5+. Desktop tauglich sind sowohl POWER5+ wie auch POWER6, diese beiden CPUs sind im Gegensatz zum POWER4 auch für den Einsatz in Workstations und Blade Server vorgesehen. Im Serverbereich mit mehr als 16 Cores ist der POWER5+ zur Zeit allen anderen Plattformen haushoch überlegen. Bei den 4 bis 16 Core Systemen sind AMDs Opteron Maschinen eine Alternative, zum Beispiel die Systeme von SUN mit Solaris x86.
Im Frühjahr hat IBM es hinbekommen, daß Freescale (der ausgegliederte Halbleiterbereich von Motorola) der
POWER.org beigetreten ist. Jetzt sind alle Firmen, die POWER CPUs (IBM verwendet den Begriff PowerPC nicht mehr) entwickeln in einer Dachorganisation vereinigt. Die POWER Plattform ist die zur Zeit am schnellsten wachsende CPU-Plattform am Markt, der Embedded Markt ist sehr viel größer als der für "normale" Computer. Auf eine verkaufte CPU für "normale" Computer kommen ca. 100 für embedded Systeme. Die Hochleistungs-CPUs aus diesem Marktsegment sind prinzipiell Notebook tauglich, die Cores kann man mit einer Vielzahl von IO-Modulen nach Bedarf ordern. In den nächsten Monaten ist auch hier mit neuen Cores zu rechnen. Dank des sehr viel größeren Marktvolumes lassen sich sehr viel bessere Mengenpreise machen.
War der Wechsel zu Intel letztes Jahr sinnvoll?
Die Frage läßt sich nur mit einem klarem "Nein" beanworten. Es ist gerade zu grotesk wie Jobs ausgerechnet die letzte 32Bit CPU von Intel für den Wechsel aussuchen konnte. Was blöderes konnte er nicht machen.
Die 32Bit Notebook CPUs von Intel sind zur Zeit die besten Notebook CPUs. Aber IBMs PPC970GX ist nicht so viel schlechter, als daß sich der Wechsel nicht hätte um ein Jahr bis zum Erscheinen der Core2 CPUs von Intel hätte verzögern lassen. Aber dann hätte Jobs wohl ein erntes Problem mit der Vermarktung des Switches gehabt.
Jedenfalls hat er durch den Wechsel auf 32Bit x86 den Nutzern einen Plattformwechsel zugemutet und bald wird der Wechsel auf 64Bit x86 anstehen, da Intel und AMD CPUs nur im 64Bit Modus ihre volle Leistungsfähigkeit ausschöpfen können. Das bedeutet nochmals viel Geld in viele Updates investieren: ärgerlich und überflüssig. Die aktuellen Intel Systeme gehören dann zum Alteisen ähnlich wie die aktuellen PowerPCS.
Ich habe bisher zwei Plattformwechsel bei Apple mitgemacht den Wechsel von System 7 auf 68k zu System 7 auf PowerPC und den Wechsel von MacOS 9 auf PowerPC zu MacOS X auf PowerPC. Jedensmal haben Anbieter wichtige Softwarepakete vom Markt genommen und es gab Probleme. Das schlimmste dabei es gibt die Software für die alten Systeme nicht mehr lange. Will man sich in nicht allzu fernen Zukunft neue Software kaufen, dann braucht man auch ein neuen Computer

Daher sind Plattformwechsel alles andere als Kleinigkeiten.
Eine Lösung auf Basis von AMDs Turion bzw. Opteron wäre mir persönlich lieber gewesen, da hätte man keine Problem mit dem 32 zu 64 Bit Wechsel auf x86 gehabt.
Desweiteren mußte Apple wegen der Gefahr von Raubkopien DRM in das MacOS X integrieren, darauf verzichte ich gerne. Überhaupt ist das Thema Raubkopien von MacOS X ein nahezu unkalkulierbares Risiko. Jobs ist mit NeXT schon einmal an so einem Switch gescheitert.
Ich warte jetzt erstmal ab, wann die ersten 64Bit Systeme kommen. Vorher ziehe ich es noch nicht einmal in Erwägung ein x86 Mac zu kaufen.