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Kürzestrezension: Joseph Roth – Jede Freundschaft mit mir ist verderblich

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Briefwechsel (1927 – 1938) zwischen Joseph Roth und Stefan Zweig (Wallstein, Göttingen, 2011)

Nicht nur für Liebhaber des grandiosen Joseph Roth (und des seinerzeit sehr populären Stefan Zweig) ist dies eine buchstäblich erschütternde Dokumentensammlung; zudem sehr kompetent mit gutem Apparat herausgegeben.

Die beiden Großschriftsteller (Zweig als der – auch wirtschaftlich – seinerzeit hocherfolgreiche Grandseigneur) und der zu Lebzeiten eher als Journalist bekannte Roth) zeigen sich von meist verschwiegenen Seiten:
Roth war alkoholkrank, leichtfertig und kam sein Lebtag lang nicht mit dem Geld aus, wiewohl er objektiv zu den bestbezahlten Autoren zählte; Zweig erkannte das unvergleichliche Talent in Roth und unterstützte ihn nicht nur mit Anregungen und durch Kontakte zu Verlagen und Zeitungen, sondern auch – ganz konkret – mit erheblichen Geldzahlungen.

Beide litten (familiäre jüdische Vergangenheit) unvermeidlich unter den Folgen und Drangsalen der Nazis: Veröffentlichungsverbote, Verlust des Eigentums, frühzeitiges Erkennen des unvermeidlichen Endes (Krieg). Alles dieses wird aus betroffener Zeitzeugensicht uns Nachgeborenen erheblich klarer und fasslicher, als durch noch so belehrende „reine“ Geschichtsschreibung.

Mit dem Wissen um das traurige Ende Beider gelesen, ist die Darstellung der Hilfsversuche und der immer drängenderen Nöte nur desto bedrückender: Roths Alkoholismus war eine Art langsamer Suizid (1938 starb er ärmlich und erbärmlich in Paris) und Zweig nahm sich – zusammen mit seiner zweiten Ehefrau – 1942 bei Rio de Janeiro das Leben.

Eine „fette“ Empfehlung für alle, die sich für die beiden Autoren, schleichend einsetzende Unterdrückung, Alkoholismus, K & K oder für Sprach- und Briefkunst interessieren.
 
Das werde ich mir mal vormerken, Jenso! Vielen herzlichen Dank dafür!
 
Auch von mir vielen Dank für diese sehr informative Kurzrezension! Die Lektüre spare ich mir aber wohl für unbeschwerte Momente auf, dann wirken sich die Inhalte nicht so sehr auf das Gemüt aus.