Denn das Argument war immer auch, dass sich nach Meinung von Apple ein Betriebssystem nur schlecht auf Touchscreen und Maus- + Tastatursteuerung optimieren lässt und man immer große Kompromisse eingehen muss. Und so unrecht können sie ja nicht haben, wenn man sich Windows ansieht, wo die Touchbedienung außerhalb gewisser Nischen kaum bis gar keine Rolle spielt.
Aber sie bedienen damit Nischen, die Apple im Moment nicht bedient oder denen sie gern zwei Devices andrehen wollen.
Und Kompromisse musst du nur eingehen, wenn du beides in eine Oberfläche reinquetschen möchtest. Da hat es mit Windows 10 große Fortschritte gegeben. Im normalen Desktopbetrieb siehst du von der touch ui quasi gar nichts. Da ist es ein optisch überholtes Windows 7.
Und wie gesagt: Wahlfreiheit. Es gibt Anwendungen und Use Cases in denen die Touchbedienung viel Sinn macht. Ohne, dass du damit im Alltag als Desktop in Berührung kommst.
Zum anderen Argument, das du als Basis für deine Behauptung, Apples Haltung wäre inkonsistent, nimmst: Die Tastatur des iPad stellt ein optionales Zubehör dar, dass angeschlossen wird wenn man es benötigt. Es wird wohl kaum User geben, die sich zu Hause zum Surfen hinsetzen, wo dann ein iPad Pro am Schreibtisch steht und im Smart Cover steckt. Die Tastatur ist für eine Sache notwendig: Zum Verfassen von Texten. Wenn man damit fertig ist, hängt man das Tastaturcover halt wieder ab. Das ist der kleine Kompromiss für eine sehr konkrete Aufgabe. Deshalb Apples Haltung zu Touchscreens auf Desktop-Computer als inkonsistent zu bezeichnen, ist aber sowas von an den Haaren herbeigezogen.
Das ist nicht mehr "an den Haaren herbeigezogen" als das Argument, dass man nach einem 8 Stunden Arbeitstag mit einem touchfähigen Notebook einen schweren Arm hätte.
Dein hier skizzierter Use Case für das iPad ist genau so gültig wie der skizzierte Use Case für das Notebook mit touch display. Genau darum geht es.
Eine Sache musst du mir aber noch erklären... wenn ich einen Text auf dem iPad schreibe und bemerke einen Fehler oder möchte mit dem Cursor an eine bestimmte Stelle springen. Dann mache ich das mit dem Finger auf dem Display. Schnell, zielgerichtet und ohne große Fummelei. Wo ist da der Unterschied zum Notebook mit Touchscreen?
Das ist für mich inkonsistente Argumentation. Mit dem Ziel zusätzliche Geräte verkaufen zu können.
Davon abgesehen darf man hier nicht aus den Augen verlieren, dass Meister Schiller hier ja auch wieder ein paar Schritte zurückgegangen ist und das Thema dieses mal etwas weniger aggressiv angesprochen hat. Das klang nämlich auch schon mal anders, als Apple gerne präsentiert hat, dass ein iPad ja wunderbar für (fast) jeden den Computer oder das Notebook ersetzen könnte. Und da gehört eben mehr dazu als nur Texte schreiben.
Was hält dich eigentlich noch bei Apple und bringt dich dazu, zig tausende Euro für deren Produkte auszugeben? Ernst gemeinte Frage!
Im Zweifel, dass man von ein paar Fanboys in diesem Forum immer gefragt wird, was man noch bei Apple will, wenn man nicht jede ihrer Entscheidungen und nicht jedes ihrer Produkte auf Knien bewundert und drei mal täglich gen Cupertino huldigt.
Man kann die Geräte nutzen, gerne nutzen und zum überwiegenden Großteil sehr zufrieden sein. Womit man nicht zufrieden ist oder was man sich sonst noch wünscht, artikuliert man. Und man schaut ab und zu mal über den Tellerrand. Normalerweise tut man das. Oder sollte es zumindest tun. Hält gesund und den Blick in die Welt außerhalb der Filterbubble.
Andere scheuen den Blick eben oder meinen, die Welt da draußen hinter diesen Türen und Fenstern sieht noch genauso aus wie vor 10 Jahren als sie das letzte mal dorthin geschaut haben. Und stellen dann "ernst gemeinte Fragen", was man eigentlich noch im Haus möchte, wenn man mal die Gardinen zur Seite zieht und berichtet, was es dort draußen so zu sehen gibt.
Das ist dann der Typus aufgeschlossener Mensch, der "auf der anderen Seite" heute noch davon ausgeht, dass es am iPhone kein copy'n'paste gibt und man keine Hintergründe setzen kann.