Moin moin,
MediaPro 1.3x unterstützt nur die CaptureOne6-Engine. Bilder, die du damit bearbeitet hast, sollten mit Änderungen angezeigt werden.
Unterstützung für die neue Render-Engine von CaptureOne7 kommt mit der Version 1.4, aber die ist immer noch in der Betaphase. PhaseOne will noch einen Haufen weiterer Sachen flicken und anpassen, deshalb dauert’s länger.
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Es gab einen Haufen Diskussionen dazu, weshalb sie nicht einfach einen „Bugfix“ nur mit der neuen Render-Engine rausjassen, die Erklärung lässt sich aus der Geschichte von PhaseOne und einigen Äußerungen zu CaptureOne der letzten Wochen ableiten:
PhaseOne ist ein Hardware-Hersteller, die Software wird primär für ihre Mittelformat-Kameras und -Backs entwickelt. Leute mit 20.000+ Euro Kameras im Studio tendieren nicht dazu, schnell zu wechseln oder ihren „Workflow“ kurzfristig zu überarbeiten. Die gesamte Installation, Arbeitsplätze, Schulung und so weiter kosten ein Vielfaches davon. „Never change a running system“; selbst ein Update auf OSX 10.7 ist da oft schon ein Riesenthema. Aktuell häufen sich zu einigen der neuen IQ-Backs Anfragen, ob Versionen mit Firewire kommen werden, da man USB3 ned an den Capture-Rechnern verbaut habe.
Also eher … konservative Kundschaft.
MediaPro ist für PhaseOne ein neues Produkt – selbst die Bestandskunden, die bereits ExpressionMedia einsetzten, benötigen also die Render-Engine nicht zwingend: Sie haben meist eh den von CaptureOne 3-6 gewohnten Ablauf mit den Sessions und den „Selects“ und „Output“-Ordnern, haben also damals ein Jahrzehnt oder so nur die fertigen „Assets“ im JPEG- und TIFF-Format katalogisiert, die Originale unverändert abgelegt. So wie das Negativarchiv eines analogen Fotografen. Hauptsache, man findet die Originale wieder, falls man die mal braucht, was zählt sind die gelieferten „Abzüge“, und das sind auch die, die man wieder finden will.
Die Konzepte von Lightroom und Aperture sind in dem Bereich oft noch immer nicht verbreitet. Als Hasselblad ankündigte, dass sie die neuen Kameras mit Lightroom bundlen, betonten sie auch gleich, dass die eigene Software Phocus (die ähnlich wie CaptureOne6 einfach ein RAW-Entwickler ohne Bibliothek ist) natürlich auch weiterhin angeboten wird.
Jetzt kann man sich fragen, weshalb denn CaptureOne überhaupt was anderes als die eigenen Backs unterstützt. Da gibt’s zwei Gründe für: Erstens stehen auch in größeren Studios nicht NUR Mittelformatkameras rum, viel macht man auch mit Kleinbild, oder die Agentur bietet auch Hochzeitsfotografie oder Berichterstattung/Dokumentation an (Kleinbild und Crop). Es hatte also Sinn, dass PhaseOne auch andere Kameras unterstützte – dann haben die Leute den „Workflow“ wie gewohnt, egal, welche Kamera sie verwenden. Und man konnte auch gleich noch Kleinbild-Studios und Hobbyisten abgreifen.
Letzteres rächt sich für PhaseOne: Neben den Mittelformatkunden haben’s seit ein paar Jahren nicht nur die kleineren Fotostudios, dank den Heft-CDs und Rabatt-Angeboten eben auch noch die Enthusiasten am Hals.

Dann wird plötzlich die XPro-1 zum Thema, als Zweitkamera zur Kleinbildkamera, oder die Leica Monochrom, die im Studioalltag keine Rolle spielt, und überhaupt kommen in dem Bereich viel öfters neue Kameras raus, die unterstützt werden wollen. Und dann maulen die Kunden natürlich, wenn das nicht sofort klappt.
Hasselblad hat es sich da einfacher gemacht: Hey, unsere Software gibt’s noch, aber wenn du eh verschiedene Kameras verwendest, wir bundlen auch Lightroom, und das kommt auch mit Unterstützung für unsere Mittelformat-Kameras, also richte dich so ein, wie’s Dir ins Konzept passt.
PhaseOne funktioniert da traditionell anders, und es wird sich zeigen müssen, ob sie auf Dauer damit klar kommen werden. Dass CaptureOne jetzt auch rudimentäre Katalogfunktionen mitbekommt finde ich in der Hinsicht gut, reichen sie doch für sehr viele Leute dicke aus, die sich Lightroom oder Aperture gewohnt sind. Wenn sie mal sauber funktionieren, natürlich. Ich bin gespannt.
Cheers,
-Sascha