The destruction of everything is the beginning of something new

MatzeLoCal

Rheinischer Bohnapfel
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Hallo,
wie angedroht die "Hintergrüde" zu diesem Thread. Das Refused-Zitat aus dem Topic bitte nicht ganz so ernst nehmen! Wobei....

Naja, ok ich fang mal an. Also ich habe ja hier im Forum schon mal etwas über das was ich zur Zeit so mache rumgenöhlt... aber es wird immer schlimmer.

Besonders schlimm wurde es dann für mich im August/September/erste OktoberWoche. Es war alles nur noch Stress am Ende auch noch ewigst die Überstunden. Ausserdem durfte ich mich zweimal vor meine Chef zitieren lassen, was meiner Meinung nach nicht ganz gerechtfertig war (aber das ist ne andere Sache). Jedenfalls gings da schon los mit so ner Art Depression. Mir ging es einfach nicht mehr gut und da mein Leben fast nur noch aus aufstehen-arbeiten-schlafen bestand hatte ich auch wenig Hoffnung auf Besserung.

Vom 10.10. - 17.10. hatte ich dann Urlaub (und hierfür bin ich Steve Jobs so dankbar, denn hätte er die Keynote nicht gestrichen, hätte ich da keinen Urlaub mehr gehabt) und da fuhr ich dann "heim" nach Taizè(wiki-link). Darauf hatte ich mich seit September gefreut, ausserdem war das ganze mein Geburtstagsgeschenk an mich. Aber erstmal hatte ich mich garnicht getraut zu fahren. Ich hatte geplant am Samstag zu fahren, aber ich verbrachte meinen Samstag mit überlegen, ob ich wirklich alles fertig gemacht habe und ob nicht vielleicht doch irgendwo ein Fehler in einem Programm sein könnte. Ich prüfte noch mal Code und schickte updates raus und ich glaube, hätte mich am Sonntag nicht mein Vater "überredet", wäre ich wohl nie gefahren. Und auch auf der Fahrt hatte ich sehr oft Angst.

Sonntag, kurz vor Mitternacht, kam ich dann an. Ich war das erstmal ganz alleine, also ohne Freunde oder Gruppe, dort und ich wurde auf die, für die Uhrzeit, schönstmögliche Art begrüsst: gewaltiger Sternenhimmel.
Den Montag verbrachte ich dann erstmal mit anmelden,gruppe finden und der normalen Arbeit (klo- und duschenputzen). Dienstag war dann mein Geburtstag und ich hatte Migräne :( Als ich dann zur Arbeit ging, sah ich ein Mädchen, die ich mit einer Neuseeländerin verwechselte mit der ich tagsvorher gearbeitet hatte. Ich setze mich zu ihr und als sie sich dann vorstellte, muss ich wohl ganz bedeppert geschaut haben, und als sie dann sagte, dass sie aus Schweden kommt muss sich mein Gesichtsausdruck wohl nochmal um den Faktor 10 verschlechtert haben.... anders kann ich mir nämlich nicht erklären warum sie mich dann fragte ob ich denn überhaupt wüsste wo Schweden sei. Ich machs kurz, diese quasi-Verwechslung war wohl das beste was mir seit langem passiert ist und ich sehe das ganze als eines der besten Geburtstagsgeschenke seit langem. Ich hatte jedenfalls einige sehr gute Gespräche mit ihr und da kam dann auch in mir die Idee auf vielleicht für ein oder zwei Jahre nichts anderes zu machen wie reisen oder auf Voluntär/Praktikumbasis zu arbeiten.
Aber die Woche hatte auch in anderer Hinsicht einen gewaltigen Einfluss auf mich. Wie gesagt, ich war alleine dort und so machte ich es mir zum Beispiel zur Gewohnheit alleine zu essen. Nach zwei Tagen merkte ich, wie ich ganz bewusst esse. Es war für mich, der normalerweise sehr schnell ist, ein ziemliches Hammererlebnis (wird für die meisten wohl nicht nachvollziehbar sein). Das gleiche gilt fürs Laufen. In Taizé verzichte ich immer sehr bewusst auf meinen iPod, da der nur ablenken und sei es von der Stille. Jedenfalls spürte ich beim laufen öfters mal sehr bewusst den Boden unter den Füssen.
Hmmm... ich glaub das klingt jetzt alles leicht abgedreht oder wie auf Drogen (nein, ich konsumiere keine Drogen.... sXe!)... aber ich denke mal, dass wer sowas nicht selbst erlebt, kann das nicht nachvollziehen.

Jedenfalls kam ich zu dem Schluss, dass sich was ändern muss. (Ui, das reimt sich ja, und was sich reimt ist gut... wusste schon der Pumuckel)
Und hier kommt wieder mein Geburtstagsgeschenk (also die Schwedin) ins Spiel. Sie erzählte mir einiges über Voluntärstellen und über die Möglichkeiten beim Reisen an sich.
Nun bin ich halt seit ca. 3 Wochen auf der Suche nach Voluntär- und Praktikumsstellen, was wesentlich schwieriger ist als ich dachte. Für mich, der nicht viel Geld hat, ist es halt schon etwas wichtig, dass ich bei sowas mit möglichst wenig Verlust über die Runden komme. Aktuell habe ich gute Aussichten für ein Praktikum in Stockholm, da gibt es allerdings "nur" 3000 schwedische Kronen pro Monat, was so um die 300 Euro entsprechen drüfte.. und Wohnung muss mensch sich selbst besorgen. Trotzdem denke ich, dass ich das annehmen werde, es ist wohl eine einmalige Chance. Und danach wollte ich den Camino laufen und was dann kommt weiss ich jetzt noch garnicht.... und vielleicht will ich das auch nicht. Unter Umständen kann ich auch nach Brasilien und dort in einem Heim für behinderte und verstossene Kinder helfen, aber der Flug dürfte auch nicht billig sein.

Es gibt allerdings einige Dinge vor denen ich mich fürchte:
- Bekomme ich wieder Arbeit?
- Was wenn nicht? Wovon soll ich dann leben?
- Wie kann ich von D-Land aus in Stockholm eine Wohnung finden
- Was passiert mit meinen Freunden.

Das sind für mich halt noch so ein paar Sorgen...
 

Containy

Boskop
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Lieber LoCal!
LoCal schrieb:
Es gibt allerdings einige Dinge vor denen ich mich fürchte:
- Bekomme ich wieder Arbeit?
Gute Menschen bekommen immer Arbeit, hat mir mal jemand gesagt. Denke, dass dies sehr pauschalisiert ist. Aber solche Praktika machen sich nicht unbedingt schlecht. Im Gegenteil. Und solltest Du sogar etwas gemeinnütziges machen (Brasilien?), zeugt das von Sozialkompetenz, wie wohl wenig anderes.
- Was wenn nicht? Wovon soll ich dann leben?
Naja wie andere auch, erstmal Arbeitslosengeld. Aber natürlich musst Du Dich weiterhin bewerben und dann wirst Du auch sicher einen Beruf bekommen. Flexibel solltest halt schon sein und nicht unbedingt auf einen bestimmten Ort fixiert.
- Wie kann ich von D-Land aus in Stockholm eine Wohnung finden
Kann Dir die Schwedin nicht helfen? Hilft für sowas evtl. die deutsche Botschaft? Schwedische Wohnungsanzeigen in Internet durchsuchen? Ich denke, mit ein paar Grundkenntnissen und dem zur Wohnungssuche nötigem Vokabular sollte auch dies möglich sein. Natürlich musst Du dann anrufen(auf englisch halt), was wiederum Kosten auslöst. Aber wenn es Dir das wert ist, solltest Du das schon tun.
- Was passiert mit meinen Freunden.
Ich bleib Dein Freund! :p
Und normalerweise wird jeder andere Freund das genauso sehen. Denn auch wenn der Kontakt durch sowas logischerweise abebbt, ist das ja erstens temporär und zweitens gibt es mittlerweile genug Mittel um den Kontakt auch über große Distanzen zu halten.
Außerdem wirst Du sogar neue Freunde aus anderen Ländern finden. Nicht anstatt Deiner alten Freunde, sondern zu denen noch hinzu.
Containy
 

maCB

Allington Pepping
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Ich will jetzt mal weniger auf deine Fragen eingehen, viel mehr bin ich davon angetan, wie du dein "Problem" lösen willst. Ich bin nicht in einer vegleichbaren Situation, trotzdem bin ich uin letzter Zeit ziemlich genervt von viele Dingen und werde nun nächstes Jahr ein halbes Jahr ein Internationales engl.-sprachiges INternat in Indien besuchen und anschließend noch 3wochen eine Rundereise machen, mit der Hoffunung einfach mal zu sehen wie gut es uns geht. Ich dneke nach dieser Zeit werde ich eine ganz andere Einstellung zu vielen Dingen haben (Konsumdenken, etc.). Und ich dnek dass dies auch dir hilft.

Zu deinen Fragen, bzgl. der Arbeitsstelle, denk ich kann man am besten vorrausschauen in dem du uns offenbarst, wie alt du bist und als was du arbeitest oder wasdu für einen Abashcluss oder Ausbildung hast.

Viele Grüße, Christopher(16)

P.S.: Sorry für die vielen Tippfehler aber ich sitze hier am PC meines Vaters, bis ich mich für ein Notebook entschieden habe und komme grade nciht wirklich mit der Tastatur zurecht.....
 

daveinitiv

Wilstedter Apfel
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Danke, dass du mich/uns ein Stück weit an deinem Leben teilhaben lässt.
Wie du ja schon in dem anderen Thread beschrieben hast sind dein Arbeitsumfeld mehr als bescheiden. Von daher ist dein Entschluss, dein Wunsch ins Ausland zu gehen und Erfahrungen zu sammeln in meinen Augen auf jeden Fall ein Schritt, der dich menschlich und auch in der Persönlichkeit weiter führt. Die Erfahrungen, die du machen wirst sind nicht mit Geld aufzuwiegen.

So wie ich das empfinde, bist du auch ein Mensch, der sich mit dem Status Quo (zumal unter den Vorzeichen, die du beschrieben hast) nicht zufrieden gibt, weil etwas in seinem Leben fehlt oder du vermisst. Ein Faktor, der erfüllt, der die stumpfe "Sinnlosigkeit" des Aufstehen, Arbeiten, Schlafengehen zerreisst und mit einem Inhalt füllt.
Und ich finde es echt super und mutig, dass du die Courage besitzt dies für dein Leben so zu gestalten. Wenn du wirklich dahinter stehst, dann mach das und lass dir nicht von den Leuten reinreden, deren Sicherheitsdenken zu ausgeprägt ist.

Und du sagst ja, dass schon depressive Erscheinungen aufgetreten sind. Das ist ein Umstand, mit dem man vielleicht einen kurzen Zeitraum noch leben kann, auf lange Sicht macht es einen kaputt. Und wenn du für dich herleiten kannst, dass das von deiner Arbeitssituation kommt …

Ich kann aus Erfahrung nur sagen: Die wirklich wichtigen und engen Freunde verliert man auch über Entfernung nicht. Zu mal das Medium Internet es einem ja sowieso wesentlich vereinfacht einen regelmäßigen Kontakt zu halten. Aber leider trennen sich in solchen Situationen die "wahren", also engen Freunde von den Bekannten. Zu Allen wird man keinen regelmäßigen Kontakt halten können und vor allen Dingen werden wohl Einige von sich auch den Kontakt abflauen lassen.

Zum Job denke ich, dass du recht schnell danach wieder einen Job bekommen wirst, da du mit deiner Qualifikation, deiner Auslandserfahrung und deiner eventuellen Hilfe bei sozialen Einrichtungen einige gute Voraussetzungen hast.

Aber falls du nach Brasilien gehen wirst, dann musst du aber noch ein bisschen an deiner Beziehung zu Arachniden arbeiten ;):p

Und eine Frage von mir. Wie weit geht dein sXe?
 

MatzeLoCal

Rheinischer Bohnapfel
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Containy schrieb:

Du wiederholst dich. :p
Ich such schon mal Deckung

Das Problem mit dem Arbeitslosengeld ist, dass mensch es:
1. nur für ein Jahr bekommt (danach ALGII)
2. nur bekommt, wenn mensch "für den deutschen Arbeitsmarkt" zur Verfügung steht
3. wohl nicht problemlos bekommt wenn mensch kündigt.

Wie ist das eigentlich mit dem Jahr? Ist es das reine Kalenderjahr oder wird das "eingefroren"?
 

daveinitiv

Wilstedter Apfel
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LoCal schrieb:
Wie ist das eigentlich mit dem Jahr? Ist es das reine Kalenderjahr oder wird das "eingefroren"?

Läuft ab dem Zeitpunkt, an dem du dich arbeitslossuchend meldest.
 

groove-i.d

Rote Sternrenette
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LoCal schrieb:
- Was passiert mit meinen Freunden.

Das sind für mich halt noch so ein paar Sorgen...

freund bleibt freund!

das vorweg zum eingang.
ansonsten muß ich Dir sagen, daß Dir diese reise offenbar sehr viel gutes beschert hat. da sieht man es wieder einmal: tapetenwechsel und alles, was damit zusammenhängt (hilfsbereite schwedininnenin) bringt viel, vorallem, wenn man sich verändern möchte.
ich sitze derzeit tag ein tag aus am rechner hier an der uni und tippe in meinem kämmerlein an meiner abschlußarbeit rum. das exakte gegenteil zu Deinen erlebnissen.

ich möchte Dir an dieser stelle eigentlich nur sagen, daß Du die chance überlegt und kalkuliert nutzen solltest.
wenn es Dich weiterbringt und Du wirklich lust darauf hast, wird es die beste entscheidung sein, mal was anderes zu machen.

vielen dank für Deine "bewußtseinserweiternden" reiseschilderungen!
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Lieber Matze,

ganz kurz nur: Respekt!

Bissl laenger: Kannst Du Dir nicht kuendigen lassen? ... Wenn der Arbeitgeber wenigstens noch einen Funken Anstand hat, dann "spielt" er mit.

Ausland: gut! Diese Erfahrungen werden Dich weiter wachsen und reifen lassen.

Und Deine Motive sind eh' gut, also ist die Richtung, in welche Du zielst, auch eine gute.

Ich bin als Kind von Entwicklungshelfern in Indien aufgewachsen, und auch wenn ich heute noch Probleme habe, mich in meinem "Heimatland" Deutschland zurechtzufinden (die Deutschen sind halt tendenziell kaelter, haerter, egoistischer als andere; die Betonung liegt auf "tendenziell, das nimmt also auch viele aus, die ich hier auf AT treffe, AT ist tendenziell waermer, sanfter, freundlicher als Deutschland insgesamt), so will ich diese Erfahrungen um nichts in der Welt missen, sie haben meine Welt sehr viel groesser gemacht, als sie es sonst waere.

Dass gute Menschen immer Arbeit finden, kann ich zwar so nicht unterschreiben, leider, ich arbeite taeglich mit Langzeitarbeitslosen, aber ... ich glaube, Du mit Deinem weiten Horizont, den Du ja sogar noch erweitern willst, solltest es schaffen, ueberall Menschen zu finden, die mit Dir kooperieren wollen. Wenigstens werden sie mit Dir teilen, und das ist schon sehr viel und kann einem den Arsch retten.


Zum Kontakt mit den Freunden ... ja, das kann mitunter schwierig werden. Ich habe vor zehn Jahren Hambuich verlassen und bin in die Einoede gegangen ... habe doch mehr Freunde dadurch verloren, als ich glaubte, trotz eigenen Einsatzes, mehr Freunde verloren, als mir lieb war. Auch Freunde, die lange im Ausland waren ... da war's manchmal ganz schoen schwierig, hinterher das Eis wieder zu brechen. Bei anderen Freunden musste auch nach langer Pause nie Eis gebrochen werden ...

Mein Vorschlag hierzu: Richte Dir ein Blog ein, oder noch besser: Schreibe regelmaessig Rundbriefe, das geht heute elektronisch ja sehr viel einfacher als frueher, dann brauchst Du naemlich die engeren Freunde nur noch mit den Spezialitaeten upzudaten und hast viel Zeit gespart, die naemlich mit den engen Freunden ja doch knapp werden kann. Also hast Du dann mehr Zeit fuer die wirklich wichtigen Inhalte mit ihnen und brauchst nicht zum xten Male zu erzaehlen "und dann war ich dort, dann da, und da habe ich dit un dat gemacht" etc.


Ich wuensche Dir viel Glueck ... und noch was: Bispingen liegt dann ja doch auf Deinem Weg nach Schweden :-D also schau bei mir rein, ich kann zwar nicht viel anbieten, aber ein Plaetzchen fuer Deinen Schlafsack und Deine Isomatte ist immer drin, WLAN auch, und wenn ich was zu essen habe, reicht's erfahrungsgemaess auch fuer zwei. Siehe die fuenf Brote und sieben Fische (oder so), das wird Dir sicherlich was sagen ;)

Liebe Gruesse, Tom
 

daveinitiv

Wilstedter Apfel
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Tom, wusstest du ja, dass das kommt :p

Es sind sieben Brote und ein paar Fische (nach der unrevidierten Elberfelder);)
Matthäus Kapitel 15, Vers 36.
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Hach, Schwester Dave, dankeschoen. Kannste mir jetzt bitte die Bettpfanne noch unterschieben? Danke ;)