Produktionsverlegungen ins Ausland - Firmen in die Verantwortung nehmen?

michast

Stahls Winterprinz
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Hi Leute,

wieder ein Thema, welches so gar nicht mit dem Mac zu tun hat. Mich würde aber einmal Eure Meinung interessieren:

Man liest immer wieder von Produktionsverlegungen ins europäische Ausland, vor allem, um Personalkosten einzusparen. Bevorzugt werden die osteuropäischen Länder, weil hier das Lohnniveau (noch) besonders niedrig ist. Jüngstes Beispiel ist der schwedische Konzern "Electrolux", welcher sein Werk in Nürnberg trotz schwarzer Zahlen schließen möchte (Infos u. a. hier). Auch die Deutsche Bank verdient den Namen "Deutsche" kaum noch, weil das Hauptgeschäft mehr und mehr ins Ausland verlagert wird und in Deutschland nur noch das Notwendigste abgewickelt wird. Massenentlassungen sind die Folge und natürlich die Erhöhung der Arbeitslosenquote.

Es gab bisher verschiedene Ansätze und auch Diskussionen zu dem Thema und auch ich habe mir mittlerweile so meine Gedanken gemacht. Was wäre zum Beispiel von dem Vorschlag zu halten: Ein in Deutschland ansässiges Unternehmen ab einer gewissen Grösse muss die Kosten des zu zahlenden Arbeitslosengeldes übernehmen, wenn es ohne zwingenden Grund schliesst oder Mitarbeiter in Massen entlässt oder, wie bei der Post, in den vom Staat finanzierten Ruhestand schickt (weil Beamte), ohne dass wirklich eine Notwendigkeit besteht. Im letzten Fall natürlich nur die vorzeitig in den Ruhestand geschickten. Für die anderen gibt es Verträge, da kommt der Staat nicht heraus.

Nichts gegen Globalisierung, aber Unternehmenssanierung auf Staatskosten ist für mich genauso Prolo wie der Penner, der bei "Vera am Mittag" auf der Couch hängt und herumtönt, er gehe nicht arbeiten, weil er vom Staat genug Geld bekommt. Sieht vielleicht nur edler aus.

Man muss sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. AEG schreibt schwarze Zahlen, wird geschlossen. Tausenden Arbeitslose bekommen für ein Jahr Arbeitslosengeld und werden auch keine Steuern zahlen. Die Region um Nürnberg ist, was den Arbeitsmarkt angeht, schwierig, also wahrscheinlich für den größten Teil langfristig keine Chance. Die Herrschaften aus Schweden (wobei es egal ist, woher, die Deutschen machen das ja auch) wandern ab, zahlen somit ebenfalls keine Steuern in Deutschland mehr und lassen das Land dann in der "sh1ce" sitzen.

Nebenbei halte ich das ganze für sehr kurzsichtig. Wie lange wird beispielsweise das Lohnniveau in Polen niedrig bleiben, wenn immer mehr Unternehmen dort ansiedeln? Die sind doch nicht blöd und werden auch irgendwann mehr wollen. Ausserdem gibt es etliche Unternehmen, die wieder zurück nach Deutschland gekommen sind weil sich herausgestellt hat, dass Qualität "Made in Germany" immer noch etwas bedeutet und Produktionen im Ausland wesentlich mehr Ausfälle hat.

Ich weiß, ist sehr OT, zumindest was Mac angeht. Ich denke aber hier im Forum gibt es genügend Leute mit denen es sich lohnt, darüber mal zu diskutieren, auch wenn es letztlich an der Sache nichts ändert. Die anderen, die sich von diesem Beitrag genervt fühlen, mein Tipp, den ich in den Fällen immer gebe: Ignorieren.

Gruß,
Michael
 
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.holger

Borowitzky
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Eines der großen Probleme in Deutschland sind doch die Lohnnebenkosten. Selbst wenn ein Angestellter im Ausland das selbe Geld Netto bekommen würde wie in Deutschland, dann müsste das Unternehmen Brutto immer noch sehr viel mehr zahlen.
In Deutschland wird unter den beiden großen Parteien das Geld zur Verwaltung der Arbeitslosen ausgegeben, dabei sollte man lieber Steuern und Lohnnebenkosten senken und somit den Standort Deutschland attraktiver machen, dann würden mehr Unternehmen in Deutschland bleiben, wir hätten mehr Arbeit in D und dadurch würde der Staat mehr Geld einnehmen. Aber nein, statt dessen wird aus den paar Unternehmen die noch in D sind immer mehr Geld gequetscht und da keiner was zu verschenken hat - auch nicht wenn sie viel Geld haben - gehen die eben ins Ausland wo sie weniger zahlen müssen und dadurch mehr Geld zum Investieren haben. Würde ich genauso machen.

Deutschland hat kein Einnahmeproblem, wir haben ein Ausgabeproblem. Da bringt es auch nichts einem Unternehmen vorzuschreiben die Kosten für einen Arbeitslosen für ein Jahr zu zahlen. Da würde ich gar nicht mehr auf die Idee kommen in D ein Unternehmen zu gründen, sondern würde das gleich im Ausland ansiedeln.
 

flowbike

Mecklenburger Orangenapfel
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Hallo Michael, ich finde das Thema passt doch sehr gut hier rein, denn die Elektronikindustrie hat doch damit angefangen und da gehört doch Apple auch dazu.
Mehr zu dem Thema später, muß jetzt wieder arbeiten.
 

michast

Stahls Winterprinz
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@.holger: Genau das sehe ich so nicht. Während der gesamten "Kohl-Ära" wurden stetig die Lohnnebenkosten gesenkt und auch Herr Schröder war dafür bekannt, bei den Unternehmern beliebter zu sein als bei den Gewerkschaften.

Seit sehr langer Zeit gibt es Tarifabschlüsse, die die 2% Marke kaum ankratzen, während die Preise wesentlich steiler in die Höhe gehen. Die Unternehmen fahren Rekordgewinne ein, nicht Umsätze, Gewinne, dass heisst nach Abzug aller Kosten.

Es passiert eben nicht, dass die Unternehmen im Land bleiben, sondern dennoch, die Überschüsse werden dazu verwendet, um ins Ausland zu investieren.

Das immer noch gerne genommene Argument der Industrie "hier ist es zu teuer" kann so seit Jahren nicht mehr gelten. Beachte auch, dass man ja nicht nach England oder Frankreich auswandert, oder im Falle Electrolux, die Produktion nach Schweden verlagert, was naheliegend wäre. Nein, die Intention ist eine ganz andere. Noch mehr haben wollen....

Während konservative Regierungen meist den Unternehmen Einsparungen bringen, damit diese Unternehmen im Inland investieren, tendieren normalerweise sozialdemokratische Regierungen dahin, dem Verbraucher mehr Geld zur Verfügung zu stellen um die Kaufkraft zu erhöhen, was in eine Erhöhung der Produktion mündet. Welche Methode die bessere ist, darüber streiten sich Experten. Tatsache ist doch aber, dass die erste Version seit Jahren ohne nennenswerten Erfolg praktiziert wird wobei ja keiner leugnen kann, dass es vor allem den Großkonzernen immer besser geht. Auswirkungen auf die Volkswirtschaft hat das eigenartigerweise aber nicht.

Gruß,
Michael
 

JaToAc

Niederhelfenschwiler Beeriapfel
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bei dem thema geh ich immer in die luft... deshalb nur soviel: hier muß sich jeder einzelne an die nase fassen... vor allem die gewerkschaften und die in den letzten jahrzehnten falsch gelaufene lohnpolitik.

in den fetten jahren immer mehr bekommen und jetzt wo der schuh drückt will keiner was abgeben... dankeschön.
 

LaForce

Transparent von Croncels
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michast schrieb:
Es gab bisher verschiedene Ansätze und auch Diskussionen zu dem Thema und auch ich habe mir mittlerweile so meine Gedanken gemacht. Was wäre zum Beispiel von dem Vorschlag zu halten: Ein in Deutschland ansässiges Unternehmen ab einer gewissen Grösse muss die Kosten des zu zahlenden Arbeitslosengeldes übernehmen, wenn es ohne zwingenden Grund schliesst oder Mitarbeiter in Massen entlässt oder, wie bei der Post, in den vom Staat finanzierten Ruhestand schickt (weil Beamte), ohne dass wirklich eine Notwendigkeit besteht. Im letzten Fall natürlich nur die vorzeitig in den Ruhestand geschickten. Für die anderen gibt es Verträge, da kommt der Staat nicht heraus.

Hi Michast,

genau das wäre der Super-GAU!! Als es vor Jahren noch attraktiv für Unternehmen war, in D ansässig zu werden, hat die Politik (und ich rede nicht mal unbedingt nur von der Bundespolitik) die interessierten Unternehmen ausgenommen... Und solange sich das gerechnet hat, sind diese geblieben (bzw. gekommen). Unternehmen müssen in der Regel aber langfristig denken, d.h. für dein Beispiel: Ein Unternehmer kann sich schon vor Verlegung/Gründung seines Unternehmens ausrechnen, daß er immense Summen aufwenden müsste, falls irgendwas nicht so klappt, wie er sich das vorstellt... und würde sich erst gar nicht in D ansiedeln.

michast schrieb:
Man muss sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. AEG schreibt schwarze Zahlen, wird geschlossen

Manager werden eben dafür bezahlt, dass das so ist und auch so bleibt... Isso ;)

Da kann ich auch .holger nur zustimmen. Der Staat langt einfach zu sehr hin... Und das betrifft eben nicht die Gehaltskosten, sondern die ganzen Nebenkosten (und nicht nur die Lohnnebenkosten, sondern auch Sprit, Gewerbe- und Körperschaftssteuern, Grunderwebssteuern, etc...). Andere Staaten denken da ein wenig cleverer - sie machen den STANDORT für den Unternehmer attraktiv indem Sie den Unternehmen günstige Flächen und Bauwerke anbieten, die sich auch langfristig gut kalkulieren lassen. Die niedrigen Lohnkosten gibt's quasi als Leckerli obendrauf...

Und JaToAc hat schon recht: Hierzulande müsste an der Ausgabenstruktur gearbeitet werden - aber so lange alle mit vollen Händen zulangen wird das wohl nix... oder erst wenn's wirklich kracht....
 

michast

Stahls Winterprinz
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moornebel schrieb:
Wir werden über kurz oder lang in neuen Dimensionen denken lernen müssen. Einer, der das schon heute tut, ist Götz Werner und seine dm-Märkte:
http://www.unternimm-die-zukunft.de/

Gruss
moornebel
Das ist sehr hübsch, was Herr Werner da vorschlägt. Aber erstens bezweifel ich die Finanzierbarkeit und zweitens sehe ich den Faktor Mensch als Schwachpunkt. Ich bin sicher, dass die Abteilung "Sozialschmarotzer" steigen wird, und bei dem Gedanken geht mir die Hutkrempe hoch. Vielleicht hab ich mich aber auch noch nicht so richtig mit dem Gedanken vertraut machen können o_O

LaForce schrieb:
d.h. für dein Beispiel: Ein Unternehmer kann sich schon vor Verlegung/Gründung seines Unternehmens ausrechnen, daß er immense Summen aufwenden müsste, falls irgendwas nicht so klappt, wie er sich das vorstellt... und würde sich erst gar nicht in D ansiedeln.
So ist das ja nicht zu verstehen. Wenn die Gründe für die Entlassungen nachvollziehbar wären, dann ja eben nicht. Ich sagte ja "ohne erkennbaren Grund".

Und noch einmal, es ist nicht nur so dass die Unternehmen ihre Produktion aus Deutschland verlagern weil es hier so teuer ist. Einer Verlagerung findet auch aus England und Frankreich nach Osteuropa statt (u. a. Alcatel). Es liegt nicht ausschliesslich an Deutschland, deshalb mag ich Eure Argumente nicht so einfach hinnehmen.

Einzige westeuropäische Ausnahme ist Irland. Und hier buttert der Staat wirklich viel Knete hinein, um die Unternehmen zu binden. Ob das langfristig klappt wird man noch sehen.

Gruß,
Michael
 
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Mac Patric

Ribston Pepping
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Ich stimme der Mehrheit hier zu. Die Politik muß die Lohnnebenkosten senken.
Solange aber Politiker in Aufsichtsräten oder ähnlichen Positionen sitzen, können sie meiner Meinung nach nicht neutral sein. Mit welchem Recht besetzen sie diese Posten, wenn selbst ein kleiner Beamter Nebentätigkeiten, egal welcher Art und Einkommenshöhe, genehmigen lassen muß.
Das Argument man wäre sonst zuweit von der Wirtschaft weg, zieht bei mir nicht.
Warum gibt es dann soviele Berater o.ä.
Bezahlt den Politikern mehr, dafür keine anderen Tätigkeiten parallel.
Wenn der politische Apparat, dann noch eine Schlankheitskur bekommt, haben wirdas Geld schnell wieder eingenommen.

Daß die Globalisierung jede Menge Probleme mit sich bringt war abzusehen.
Das sog. Outsourcing ist hier das größte Problem.
Je mehr im Ausland (Niedriglohnländer) produziert wird, desto mehr Gehalt für die Manager. D.h. für mich sind Manager die neuen Kopfgeldjäger.
Was aber tun? Dies ist wahrscheinlich die wichtigste Frage der nächsten 15 Jahre.
Vielleicht einwenig patriotischer denken (Achtung: nicht mit Rassismus verwechseln).

Die Kunden haben in meinen Augen ebenfalls große Macht. Man muß nur zusammenhalten, d.h. Firmen, die auswandern boykottieren.
AEG scheint beschlossene Sache zusein, folglich ab sofort weder AEG noch Elektrolux Geräte kaufen.
Das Argument mit Exportweltmeister zählt hier für mich nicht.
Ich möchte nicht jedes ausländische Produkt boykottieren, sondern Firmen, die Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.
Vielleicht bin ich zu engstirnig oder zu unwissend, aber im Moment sehe ich das so.
Würde gerne mehr schreiben, habe aber keine Zeit mehr.

MP
 

LaForce

Transparent von Croncels
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michast schrieb:
So ist das ja nicht zu verstehen. Wenn die Gründe für die Entlassungen nachvollziehbar wären, dann ja eben nicht. Ich sagte ja "ohne erkennbaren Grund".

Nunja... wenn die Geschäfte nicht so viel Gewinn abwerfen wie geplant, dann sind Entlassungen doch nachzuvollziehen, oder nicht?

michast schrieb:
Einzige westeuropäische Ausnahme ist Irland. Und hier buttert der Staat wirklich viel Knete hinein, um die Unternehmen zu binden. Ob das langfristig klappt wird man noch sehen.

Immerhin haben's die geschafft, in 20 Jahren die Arbeislosigkeit von über 10% auf 4% und die Inflationsrate auf 2% zu drücken. Das hat sich sicher gerechnet....

Mittlerweile gibt's auch eine ganz ansehnliche Zahl deutscher Gastarbeiter in Irland...
 

LaForce

Transparent von Croncels
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Mac Patric schrieb:
Die Kunden haben in meinen Augen ebenfalls große Macht. Man muß nur zusammenhalten, d.h. Firmen, die auswandern boykottieren.

Nette Idee. Das wird aber spätestens daran scheitern, daß sich der Großteil der Einwohner nur um sein eigenes Gesäß schert. Geiz ist geil ist doch der große Slogan des letzten Jahres. Lieber die Massenproduktion aus China, als das Qualitätsprodukt aus dem Inland (kann man analog auch im Supermarkt beobachten).
Der iPod bildet hier die rühmliche Ausnahme - weiß der Geier warum.
 

G5_Dual

Melrose
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Das mit den Lohn- und Lohnnebenkosten ist sicher auch nur ein Argument.
Was keiner sagen und zugeben würde ist, das das Auswandern der Firmen vor allem in Länder erfolgt, in denen noch eine lasche Umwelt Politik betrieben wird.
Dabei können die Firmen noch am Meisten sparen.
Dazu kommt noch das Die Arbeiter dort meist nicht organisiert sind und ihnen somit leichter Bedingungen zu diktieren sind.
 

macbiber

Gast
Das Problem bei AEG, MTU, Grohe.... ist ja nicht,daß die Firmen nicht rentabel wären;)
Lohnnebenkosten spielen ebenfalls überhaupt keine Rolle.

Momentan ist es schlicht die GIER sogenannter Finanzinvestoren in möglichst kurzer Zeit das maximale aus den Firmen rauszuquetschen - langfristig kann man einfach nicht mehr denken.

Ein "nettes" Beispiel wie so was geht ist Grohe
Hier ein Link(nicht gewerkschaftslastig) wie so was geht
http://www.su-consulting.de/data/516.shtml
Interessant wird es ab dem "Fünften Akt" 2004

Diese GIER wird uns irgendwann auffressen:(
 

Phunky

Celler Dickstiel
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Die Lohnnebenkosten sind eine der drei großen Lügen die man uns hier erzählt. Natürlich bedürfen die deutschen Sozialsysteme Sanierung. Aber das ist nicht das Problem. Die Senkung von Lohnnebenkosten löst kein Problem, sie verlagert nur.

Das was man spart, taucht woanders wieder auf. In Amerika hat man nicht nur niedrige Löhne, sondern auch niedrige Lohnnebenkosten.

Dafür hat man eine der höchsten Kriminalitätsraten der (westlichen) Welt. Und ein ursächlicher Zusammenhang besteht dort definitiv. In den USA sitzen mehr als 2 Millionen Menschen hinter Gittern.

Das kostet den Staat so einiges. Und in Arbeitslosenstatistiken tauchen die auch nicht auf.

Aber auch in Amerika werden Arbeitsplätze abgebaut. Und dort ist es wie hier: Die Verlagerung ins Ausland ist ein Problem, aber nicht das Eigentliche.

Das Problem ist der immer noch opportune, größte Schwachsinn den eine Volkswirtschaft je ersonnen hat: Shareholder Value.

Solange es den Unternehmen nur darum geht Geld zu bewegen und den Unternehmenswert zu steigern (obwohl der eigentlich fast Bedeutungslos ist, es sei denn bei Verkauf oder feindlicher Übernahme), damit die Investoren immer mehr Dividende auf ihre Aktien bekommen.
Das ist totaler Wahnwitz. Zum einen ist es in keinster Weise gerechtfertigt. Am Kapitalmarkt sind keine vernünftigen Zinsen zu erwirtschaften, aber Allianz-Aktionäre müssen 20% bekommen?
Das steht alles in keinem Verhältnis.

Wenn man den Kunden in den Mittelpunkt stellen würde, nicht immer mehr Service vernichten würde, dann würde es vielleicht wieder vorwärts gehen. So aber nicht.

Es gibt ein paar vernünftig geführte Unternehmen in Deutschland, die das Kundeninteresse in den Mittelpunkt stellen und nicht das des Aktionärs. Und erstaunlicherweise geht es diesen Unternehmen gut und den Mitarbeitern auch.

Porsche, BMW, Underberg, Miele, Stiehl.

Diese Firmen vertragen auch mal den ein oder anderen Fehlgriff, ohne dann gleich über die Wupper zu gehen. Siehe BMW und Rover.

Interessanterweise zahlen diese Firmen nicht die Mörderdividenden an ihre Aktionäre, sind aber in ihren Bereichen Weltmarktführer, bzw. teilen diese Führung unter sich auf.

Eins sollte den Herren Managern mal klar werden: Wenn ich Kunden habe, kommen die Investoren von allein. Wenn ich Investoren habe, bedeutet das noch lange nicht, dass auch Kunden kommen.
 
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michast

Stahls Winterprinz
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Das ist doch das, worauf ich hinauswollte (nur wäre dann mein Startposting schon 2 Seiten lang geworden) ;).

Es ist doch genau das, was man uns glauben machen möchte, nicht die Unternehmer sind schuld, die Umstände, der Staat, die Umwelt, alles andere nur nicht der Konzern.

Ich bin Personalsachbearbeiter und weiss, dass die Lohnnebenkosten seit Jahren sinken.

Irland hat auf dem Papier ein Super-Ergebnis. Aber als EU-Netto Empfänger, welches 1.594 Mio. Euro im Haushaltsjahr 2004 erhalten hat, kann es als Beispiel schwer herhalten. Die Eigenfinanzierung scheint in Irland noch nicht gesichert. Zum Vergleich: Deutschland hat 7.140 Mio. Euro gezahlt, und war/ist damit Spitzenreiter.

Ich hab Irland nur als Beispiel für Westeuropa genannt. Ein wirklicher Vergleich wäre der berühmte Apple- mit Birnen-Vergleich.

Gruß,
Michael
 
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Mac Patric

Ribston Pepping
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LaForce schrieb:
Nunja... wenn die Geschäfte nicht so viel Gewinn abwerfen wie geplant, dann sind Entlassungen doch nachzuvollziehen, oder nicht?

Dies sehe ich anders, Gewinn ist Gewinn !
Die Erwartungen sind nur deswegen sehr damit die Dividente der Aktionäre stimmt.
Die wollen immer mehr, doch wann ist genug? Wahrscheinlich nie, da die Gier des Menschen bei dem ein oder anderen unerersättlich ist.

MP
 

Harald909

Prinzenapfel
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Liebe Leute,

jahrelang hat man uns erzählt, die Löhne seien zu hoch, die Lohnnebenkosten zu teuer. Der öffentliche Druck und die Arbeitslosigkeit drückten die Löhne. Real sind sie seit 1990 nicht mehr gestiegen. Zugleich wurden Sozialleistungen abgebaut. Was ist das Ergebnis: Unser Binnenmarkt kränkelt seit Jahren, weil die Masse der Bürger entweder kein Geld mehr hat oder es lieber spart (für Alter, Krankheit usw., wird uns ja auch dauernd empfohlen). Das ist vor allem für den arbeitsplatzintensiven Mittelstand eine Katastrophe.

Von den de facto Lohnkürzungen haben insbesondere die exportorientierten Unternehmen und die "Global Player" profitiert. So wurden wir denn auch Exportweltmeister, während zugleich der "Standort Deutschland" krank geredet wurde. Aber der Export, der sehr anfällig für Währungsschwankungen etc. ist, macht nur 30% unserer Wirtschaftskraft aus, 70% ist der Binnenmarkt.

Die Arbeitslosigkeit wird nicht durch zu höhe Löhne verursacht, auch nicht durch Verlagerung von Produktion ins Ausland (die Herren Wirtschaftsexperten streiten sogar, ob nicht per saldo dadurch mehr Arbeitsplätze im Inland gesichert werden).

Im Westen ist die Arbeitslosigkeit in erster Linie durch den kranken Binnenmarkt verursacht. Im Osten ist sie strukturell bedingt. Gerade Ostdeutschland zeigt: Hier sind die Löhne 30% niedriger als im Westen. Trotzdem boomt hier nix. Herverlagert wird nur dann etwas, wenn der Staat noch mal dicke was drauf legt (BMW hat in Leipzig die Hälfte seiner Investitionskosten vom Staat bekommen). Hier in Vorpommern werden ca. 5 Euro netto pro Stunde bezahlt, doch wo sind die ganzen Investoren? Die gehen dann doch lieber nach Stuttgart oder München, wo sie das doppelte zahlen müssen, aber dafür viel bessere softe Faktoren (Infrastruktur, Fachpersonal, Kontakt zu anderen Unternehmen, Kultur, Politik usw.) haben.

Wäre ich jedoch Unternehmer, der auf kurzfristige Rendite aus ist (was v.a. bei AGs der Fall ist), dann würde ich auch behaupten, die Löhne seien zu teuer. Dabei tut mir als Unternehmer die Arbeitslosigkeit auch erst mal nicht weh. Das bedeutet billigeres und besseres Angebot an Arbeitskräften. Langfristig wirtschaften wir uns damit jedoch nur noch tiefer in die Krise, weil das immer weniger wird, was die Wirtschaft braucht: Märkte und Konsum. Oder kürzer: "Autos kaufen keine Autos!" (Henry Ford).

H.
 

AnAx

Tokyo Rose
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JaToAc schrieb:
bei dem thema geh ich immer in die luft... deshalb nur soviel: hier muß sich jeder einzelne an die nase fassen... vor allem die gewerkschaften und die in den letzten jahrzehnten falsch gelaufene lohnpolitik.

in den fetten jahren immer mehr bekommen und jetzt wo der schuh drückt will keiner was abgeben... dankeschön.

Stimmt, eine viel zu bescheidene Lohnpolitik der Gewerkschaften, während die Gewinne überproportional gestiegen sind...

Die, für konservative Regierungen typischen, wirkungslosen Vergünstigungen für Unternehmen sogar unter der letzten (angeblich) sozialdemokratischen Regierung zeigen, wer den Hals nicht voll bekommt.
 

michast

Stahls Winterprinz
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Harald909 schrieb:
"Autos kaufen keine Autos!" (Henry Ford).

H.
Schade, dass es nicht mehr viele Unternehmer des alten Schlages gibt. Durchaus gewinnorientiert, aber auch vorausschauend und schlau ;) Und gerade deshalb bin ich der Meinung, dass es eben eine Regelung geben muss. Nicht gleich den Sozialismus, Gott bewahre, aber doch ein Instrument, welches im rechten Augenblick entsprechenden Leuten auf die Finger kloppt. Und wenn das Fazit salopp gesagt eben lautet: "Du kostest der Gesellschaft Geld um Dich zu bereichern, also beteilige Dich auch an den Kosten (Arbeitslosengeld)".

Es ist eine Unverschämtheit, dass alle Subventionen ausgeschöpft werden, alle Steuerschlupflöcher genutzt werden um dann, wenn die entsprechenden Quellen erschöpft sind, sich vom Acker zu machen.

Gruß,
Michael
 

Phunky

Celler Dickstiel
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michast schrieb:
Schade, dass es nicht mehr viele Unternehmer des alten Schlages gibt. Durchaus gewinnorientiert, aber auch vorausschauend und schlau ;)
[...]

Es gibt ja kaum noch Unternehmer. Vorstände von AGen sind angestellte Manager. Die arbeiten weder mit eigenem Kapital, noch auf eigenes Risiko.
Was allerdings gerne vergessen wird: Die Vorstandsgehälter (und Abfindungen) sind deshalb so fürstlich, damit man sich im Unternehmensinteresse auch mal gegen die Eigner stellen kann. Und genau das passiert nicht.
Wenn einer der großen Fondsmanager daher kommt und mehr Dividende braucht, dann wird das halt gemacht. Der Aufsichtsrat stimmt sowieso zu, da sitzen ja auch wieder Manager und in deren Aufsichtsräten... das alte Spiel mit Krähen und Augen.

Und von wegen den Gürtel enger schnallen: Das durchschnittliche Vorstandsgehalt hat sich in 2005 um 18,7% erhöht. Wohlgemerkt, Vorstände sind Angestellte des gleichen Unternehmens, deren Mitarbeitern die Butter auf dem Brot nicht mehr gegönnt wird.

Um es zusammen zu fassen: Sie haben den Respekt vor uns verloren. Deshalb kann die Schraube ruhig immer weiter gedreht werden. Und was man machen kann, das macht man auch.
Und ich fürchte sie bekommen erst wieder Respekt, wenn sie Angst vor uns kriegen. Ich hoffe und fürchte gleichzeitig, dass das noch lang dauern wird. Aber es wird kommen.
Es würde aber auch einfacher gehen.