Morgendliches Kotzen

ametzelchen

Rheinischer Bohnapfel
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Sorry für den etwas derben Threadtitel, aber ich habe gerade mal wieder den Hals schon am Morgen voll.
Da lese ich bei n-tv , dass sich die Abgeordneten und Fraktionen des Bundestages mal eben mehr Geld für Mitarbeiter bewilligt haben. Auch die Opposition zieht da gerne mit - eine Krähe wird doch der anderen kein Auge aushacken.

Mit einer höheren Mitarbeiterzahl könne dem verfassungsgemäßen Auftrag der Regierungskontrolle besser nachgekommen werden.

Ach was - ehrlich?

Also ich hingegen muss mich täglich damit auseinander setzen, dass uns Stunden und somit ganze Stellen weggestrichen werden, immer mit dem Argument, effektiver zu organisieren.
Leidtragende sind die Menschen, die auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind.

Auch in meinem Arbeitsbereich KÖNNTE man mit
"....höherer Mitarbeiterzahl dem Auftrag der klientenzentrierten Betreuung besser nachkommen..."
Mein Arbeitgeber (gemeinnützig) ist von den Beschlüssen abhängig, die von Politikern getroffen werden. Da geht es plötzlich nicht mehr um "Mensch als Mittelpunkt" und die einfache Erkenntnis, dass mit höheren Mitarbeiterzahlen den Aufträgen besser nachgekommen werden kann, sondern um "Frickelei" mit JAMs
( Jahresarbeitszeitminuten) POWs ( Personalorientierungswerte), Qualitätssicherungsdokumentationen, ISO-Standards etc.
Unmengen von Papierkram, dessen Bewältigung Zeit frisst und primär das Ziel verfolgt zu eruieren, wo man Arbeit besser verdichten kann, um noch ein paar Cent einzusparen .

Auch könnte so die Ausbildungsbereitschaft in Abgeordnetenbüros und Wahlkreisen ausgeweitet werden.

Aha - na toll. Ich bilde auch gerne angehende Erzieher und Heilerziehungspfleger mit aus, die bei uns als Berufspraktikanten für die staatliche Anerkennung im Team arbeiten.
Leider habe ich dafür keine Zeit mehr, und als "Kollegenersatz" werde ich die Praktikanten nicht mißbrauchen.
Ausserdem bilden die Fachschulen zwar noch aus, aber die Finanzierung der Praktikumsstellen durch die öffentliche Hand wird zunehmend unsicher, so dass viele junge angehende Sozialpädagogen in der "Warteschleife" hängen bleiben.

Dort der Champagner, hier das Wasser.

Das hat eben schon zum Brechreiz geführt und ich musste das hier mal 'rauslassen.

Ich sollte mir vielleicht morgens das "Gesabber" aus dem Bundestag ersparen?
 
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ipu

Apfel der Erkenntnis
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Ja, da hast du Recht.
Mit diesen Beschlüssen machen sich unsere Politiker keine Freunde. Überall soll gespart werden und in manchen Behörden fangen sie wohl auch schon an, (aufgebauschte) Strukturen aufzubrechen und Mitarbeiter besser einzusetzen.
Aber die Meldung von heute scheint ein Schritt in die verkehrte Richtung zu sein.
Deinen Frust kann ich gut verstehen.
Wer ausser den Politikern kann schon den Geldhahn selbst weiter für die eigene Arbeit aufdrehen? o_O
 
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Peter Maurer

Pommerscher Krummstiel
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Ich versteh' Deinen Aerger. Hier mein Weg, mich nicht zu sehr ueber sowas aufzuregen: Ich seh' es sportlich. Regieren ist halt 'ne Boom-Branche. Wenn jemand scharf darauf ist, seinen Lohn selber zu bestimmen und Leute einzustellen wie's im passt, dann muss er sich selbstaendig machen oder aber Regierungsaufgaben uebernehmen.

Regieren ist aber kein echter Luxustraumjob, wie's mir scheinen will, deshalb kann man Geld und Personal auch als Trostpflaster fuer die, die sich dieser Verantwortung stellen, verstehen.

Ich weiss: Das ist kein echtes Gegenargument. Es hilft mir persoenlich aber, wie gesagt, morgens nicht allzuviel kotzen zu muessen.
 

weebee

Gast
ametzelchen schrieb:
Das hat eben schon zum Brechreiz geführt und ich musste das hier mal 'rauslassen.

Vielleicht mal bei der nächsten Wahl dran erinnern und dann richtig handeln. Politik sollte vom Wähler viel weniger »religiös« betrachtet werden. Eher pragmatisch. So nach dem Motto: Was bekomme ich für mein Geld. Da darf man dann auch bei der nächsten Wahl ruhig mal 'ner anderen Partei die Stimme geben.
 

Nathea

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weebee schrieb:
... Da darf man dann auch bei der nächsten Wahl ruhig mal 'ner anderen Partei die Stimme geben.
Ach?

Bisher musste ich eigentlich bei jeder Partei feststellen, dass sie sich gegen das Aufdrängen zusätzlicher Boni oder von "mehr Euros" nur sehr, sehr zögerlich gewehrt hat. Oder ist mir da eine entgangen, die - von sich aus, freiwillig - unisono und kollektiv auf derlei Erhöhungen verzichtet hat, weil sie es als ihr Selbstverständnis ansieht, sich nicht ebenfalls ein Schippchen obendrauf zu tun?

Ich könnte ebenso kotzen wir ametzelchen, weil sie diese Herren und Frauen in den mehr oder weniger dunklen Anzügen da gegenseitig in nichts, aber auch gar nichts nachstehen. Und dass sie ihre Arbeit mit mehr Geld auch besser machen würden, kann ich ebenfalls bisher nicht feststellen.

Diese Art der "Entschädigung" liegt in meinen Augen auf derselben Ebene wie die für Manager - wenn ich zufällig mal wieder über die Höhe von deren Gehältern stolpere, stelle ich immer wieder fest: Das, was die sich mal so eben als "Aufstockung ihres jährlichen Bonus" genehmigen (lassen) kostet die Arbeiter, deren Firmen diese Manager "optimieren", entweder erhebliche Teile des Lohnes oder gar die komplette Arbeitsstelle.

Schizophren, in meinen Augen - die Firmeninhaber zahlen lieber einem einzigen Manager 100.000 Euro mehr als stattdessen zu verhindern, dass 2000 Kollegen auf 500 Euro verzichten müssen. Das Geld allein kann also nicht der eigentliche Punkt sein.

So ähnlich ist das mit den Politikern auch o_O

Nathea
 
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Goldener Apfel der Eris
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Was mich erschreckt ist die Handlungsunfähigkeit der Bevölkerung. Die Abhängikeit von Organisationen und Interessensgruppen (Gewerkschaften etc.) hat das persönliche Angagement unterwandert. Existenzangst und Frustration hat den größten Teil der Bevölkerung in soziale Aphatie getrieben. Mich macht es eher wütend das mit dem Vertrauen der Menschen auf diese impertinente und dekadente Weise umgegangen wird; Über Jahre wurden auf sehr subtile Art der Bevölkerung die Verantwortung für ihr politisches Handeln gegenüber sich selbst entzogen. Die wenigen die jetzt aufbegehren werden deffamiert und als akonform in das Hartz 4 - Ghetto verbannt.
Ich brauch kein "Widged" um zu sehen wie verschuldet unser Staat ist... ich brauche nur meine Augen und Ohren offen zu halten. Wie so oft geht die Suche nach dem Schuldigen in eine gnadenlose Anfeindung über und das nicht nur bei den Politikern...

Apropos: Schröder war der erste Bundeskanzler der dieser verlogenen Politpossé den Stinkefinger gezeigt hat. Das würde ich mir von der Bevölkerung auch wünschen.
 

klausimausi

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Hallo Freunde der Nacht,

ich bin seit über einem Monat arbeitslos, beziehe Hartz 4 und MUSSTE schon Widerspruch gegen meinen Bewilligungsbescheid einlegen.
Die einzige Berufsgruppe, die an Hartz 4 verdient, sind die Anwälte, denn das ist eine einziges Disaster mit 1000000 Ungerechtigkeiten und Gesetzteslücken.

Ausserdem bin werde ich in drei Wochen FUFFZIG und kann nur sagen, DAS IST KEIN LEBEN!

Es gibt einfach keine Arbeit für Jungs (und Mädels), die wir bis 67 machen können o_O

Auf Grund meiner guten Erziehung werde ich mich eines Kommentars zu Politikern hier mal enthalten ;)


Gruß

Klaus
 
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Goldener Apfel der Eris
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Nettuser schrieb:
An was konkret denkst du dabei? o_O

Nun, Schröder hat mit seiner Agenda2010 versucht die Bevölkerung über das soziale Mißmanagement aufzuklären. Nur wollte es vor 5 Jahren kaum jemand wissen. Der VentureBoom-Crash hatte die IT- Dienstleistungsunternehmen zurückgeworfen und es war abzusehen das "die Arbeitslosigkeit" einen bisher gesellschaftlich weniger bekannten Weg nimmt. Explizit mehr Menschen in akademischen, und in der Bildungsstufe hochwertigeren Bereiche die ihre Arbeitsplätze verloren. Dadurch entstand der Selbständigkeitssog, der von der Regierung durch starke finanzielle Förderung unterstützt wurde. Die freien Träger der Industrie und Wirtschaft waren jedoch noch "in Schock" durch den Fehlschlag während der VentureBoom-Phase (98-03), was den Rückhalt neuer Unternehmensgründungen aus dem privaten in den universitären Bereich verlagerte. Investitionen wurden zu 80% in die universitären Einrichtungen getätigt. Selbständige Unternehmen die nicht an ein universitäres Netz angeschlossen waren standen meistens außen vor. (Informationen dazu gibt es bei der IBB und durch den BPW). Schröder hatte jedoch erkannt das es unabdingbar ist die Industriekonzerne und Wirtschaftsinstitutionen als primären Investitionspartner zu gewinnen. Leider hat diese Strategie nicht gefruchtet... (siehe Heuschreckendebatte). Die damalige Opposition um A. Merkel (selbst aus der akademischen Riege) berief sich auf Grundsatzwerte wie Rentenreform, Privatisierung der Bundesanstalt für Arbeit (Abgabe der Verantwortung an private Träger), Sicherung der sozialen Leistungen durch maximale Minimierung der staatlichen Leistungen im Versicherungssystem; zudem noch die Mehrwertsteuerlüge. Schröder hätte sein Agenda2010 Konzept nurnoch als entkerntes, substanzloses Gebilde weiter vertreten können (machtpolitische Golemisierung). Das hat er abgelehnt! Damit wiederspricht sein Handeln neomachiavelistischer Konsequenzen. Da aber, und das ist ein Quorum Novus, unsere Demokratische Systemstruktur mit machiavelistischen Machtreglementierungen zusammengehalten wird besteht eine Divergenz zwischen sichtbarer Macht und unsichtbarere Ausführung (erkennbar durch Propaganda wie: Wir sind das Volk - Wir sind Deutschland).

Auf Grund meiner guten Erziehung werde ich mich eines Kommentars zu Politikern hier mal enthalten

Gute Erziehung beinhaltet eine solide politische Meinung die sich in die Tat umsetzen läßt - G.F.v.Stauffenberg

... obwohl ich manchmal auch nur resigniert den Kopf in die Hände legen könnte :-[
 

Nathea

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sale53 schrieb:
Sehr, sehr intelligenter Einwurf ... *kopfschüttel*

Darf ich Dir eine Brille reichen oder brauchst Du ein Lexikon?

Gruß,
Nathea
 

sale53

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Nathea schrieb:
Sehr, sehr intelligenter Einwurf ... *kopfschüttel*

Darf ich Dir eine Brille reichen oder brauchst Du ein Lexikon?

Gruß,
Nathea

Vielen Dank für deine Fürsorge. Ich besitze beides, sogar mehrfach. Aber da du ja anscheinend selbst den Durchblick hast, kannst du mir vielleicht mal übersetzen, was mein Vorredner meinte. Ich fühlte mich so an die KPD/ML-Zeiten erinnert.

Gruß
Klaus
 

ZENcom

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sale53 schrieb:

...für dich vllt. anders:

Wir sind eine Herde Schafe die in den letzten Jahren 1x geschoren wurden. Jetzt bekommen die Politiker kalte Füße daher werden wir jetzt 3x im Jahr geschoren. Bis auf ein debiles Blöcken gab es kaum Wiederstand...

Ich fühlte mich so an die KPD/ML-Zeiten erinnert.

Scheint für dich ja ein Alptraum gewesen zu sein?
 

sale53

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ZENcom schrieb:
...für dich vllt. anders:

Wir sind eine Herde Schafe die in den letzten Jahren 1x geschoren wurden. Jetzt bekommen die Politiker kalte Füße daher werden wir jetzt 3x im Jahr geschoren. Bis auf ein debiles Blöcken gab es kaum Wiederstand...


Danke, jetzt hab ichs verstanden. Bin deiner Meinung. Vielleicht brauchen wir wieder eine APO.

Gruß

Klaus
 

Nathea

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sale53 schrieb:
... Aber da du ja anscheinend selbst den Durchblick hast, kannst du mir vielleicht mal übersetzen, was mein Vorredner meinte.
Dann wäre vielleicht ein irgendwie gearteter Hinweis auf das vorherige Posting nicht ganz verkehrt gewesen. Dein allgemeines "Hä?" war keinem einzelnen Beitrag zuzuordnen und wirkte somit völlig deplatziert.

Was die KPD/ML-Zeiten angeht: Hast du diesbezüglich in der Vergangenheit persönliche Erfahrungen gemacht?

Gruß,
Nathea
 

ZENcom

Goldener Apfel der Eris
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Vielleicht brauchen wir wieder eine APO

:D Eine außerpalamentarische Opposition wäre nicht verkehrt... und würde vielen Menschen eine durchschaubare Alternative geben. Leider existiert bisher noch kein System welches Stabilität erzeugt und die neue Linke um Oscar Lafontaine hat ihre politische Machtsucht noch nicht überwunden. Die französische Revolution kann durchaus als Preferenz dienen. Gerade in den letzten Wochen zeigte uns die junge französische Generation was möglich ist.
 

sale53

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Nathea schrieb:
Was die KPD/ML-Zeiten angeht: Hast du diesbezüglich in der Vergangenheit persönliche Erfahrungen gemacht?

Gruß,
Nathea


Was man so als Student mitbekommt.

Gruß
Klaus
 

Fastjack

Gast
Hi!

ZENcom schrieb:
Was mich erschreckt ist die Handlungsunfähigkeit der Bevölkerung. Die Abhängikeit von Organisationen und Interessensgruppen (Gewerkschaften etc.) hat das persönliche Angagement unterwandert. Existenzangst und Frustration hat den größten Teil der Bevölkerung in soziale Aphatie getrieben.

Damit hast Du leider vollkommen Recht. Wobei das auch ein sehr deutsches Problem ist. Eine gewisse Obrigkeitshoerigkeit scheint einfach in unserer Natur zu liegen. Sieht man ja auch immer wieder sehr eindrucksvoll an unserer Geschichte. Mein aktuelles Lieblingsbeispiel zu diesem Thema ist die sogenannte Auflockerung der Kuendigungsschutzes. Bei uns wird das mal eben so durchgewunken und keinen interessiert es. In Frankreich hingegen wird das ganze Land abgebrannt bis die Politiker schliesslich nachgeben. Warum gibt es sowas nicht in Deutschland? Selbst wenn hier jemand auf die Strasse geht, wird er nur von allen anderen dumm angeschaut. Und das ist doch das eigentliche Problem.

cu FJ
 

Gunnar

Baldwins roter Pepping
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Was soll man da noch sagen. Harz 4 wird gekürzt bzw deren Empfänger "kriminalisiert" und im Gegenzug werden die Löhne der Mitarbeiter erhöt.

Da bleibt die Waage im Gleichgewicht, ;) :innocent: