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Microsoft schlägt neuen Kurs ein
Die Überraschung hätte größer nicht sein können: Nach Jahren konsequenter Ignoranz gefolgt von erbitterter Bekämpfung des OpenSource Betriebsystems Linux hat Microsoft einen neuen Kurs eingeschlagen. Am 2.11.2006 wurde zwischen Novell (SuSE Linux) und Microsoft eine Kooperationsvereinbarung getroffen, über die inzwischen einige Details bekannt wurden. So wird Microsoft jährlich 70.000 Suse Linux Enterprise Server Lizenzen erhalten und zahlt dafür 240 Millionen Dollar an Novell, darüberhinaus werden 108 Millionen Dollar an weiteren Lizenzgebühren an Novell überwiesen. Umgekehrt zahlt Novell einen noch nicht bekannten Prozentsatz seiner Umsätze von Open Enterprise Server und Open Platform Solutions an den Redmonder Software Giganten. Für Verkauf und Werbung stellt Microsoft der bis zum 1.1.2012 angesetzten Kooperation insgesamt weitere 48 Millionen Dollar zur Verfügung.
Die erklärten Ziele der Kooperation sind Virtualisierungslösungen im Serverumfeld, Verbesserung der Interoperabilität zwischen Linux und Windows sowie bessere Kompatibilität der Officeanwendungen. Novell versichert, dass keinerlei patentierte Software Eingang in SuSE Linux finden wird, was darauf schliessen lässt, dass Microsoft entweder Know-How oder gleich selbst lizenzfreie Software zur Verfügung stellen müsste, um diese Ziele zu erreichen.
Süffisant an dieser überraschenden Wendung ist unter anderem, dass Microsoft bisher in Linux das in die Welt gekommene Übel sah, was soweit ging, dass Microsoft Chef Ballmer Linux als Krebsgeschwür betitelte. Auf den Seiten von Microsoft finden sich weiterhin etliche Dokumente die auf Novell als Erzfeind zielen.
Was hat Microsoft von diesem Deal?
Als erstes dürfte der Druck der inzwischen etablierten Linux Distributionen wie RedHat, Debian und SuSE, um nur 3 zu nennen, gerade im Serverumfeld nicht unerheblich sein, zumindest kann von Microsoftkunden die Umstiegsdrohkulisse aufgebaut werden, um Microsoft günstigere Lizenzen abzupressen. Analysten raten Microsoft daher schon seit Jahren in Linux zu investieren statt es zu bekriegen um seine Marktposition weiterhin halten zu können. Nun folgen die Redmonder diesem Rat und können in Zukunft einem Kunden auch SuSE Serverlizenzen verkaufen, statt ihn komplett z.B. an RedHat zu verlieren.
Wie profitiert Novell davon?
Eine Standardisierung in homogenen Serverlandschaften (Linux, Windowsserver und andere gemischt) wäre für jeden Admin ein Traum. In der Vergangenheit hat Microsoft alles getan, um eigene proprietäre Standards auf dem Markt durchzudrücken, langfristig ist diese Strategie aber eher schädlich als nützlich, denn ein Kunde, der den Einstieg in Linux plant wird in diesem Falle langfristig die Mehrheit seiner Microsoftprodukte abschaffen, da diese meist nicht korrekt mit offenen Standards umgehen können und zudem auch noch vergleichsweise teuer sind. Als gutes Beispiel dafür kann durchaus LiMux gelten, in Projekt der Stadt München: mittelfristig sollen alle Arbeitsplätze der Stadtverwaltung München nach Linux migriert werden, ein herber Verlust für Microsoft mit nicht zu unterschätzender Signalwirkung.
Novell hat darüberhinaus schon in der Vergangenheit eigene Versionen von OpenOffice in SuSE integriert, eine besseren OpenXML Unterstützung der Officepakete würde dem Novell-Kunden sicherlich entgegenkommen. Näheres dazu in Novells eigener Stellungnahme.
Profitieren Apple User davon?
Aller Wahrscheinlichkeit nach ja. Eine bessere Integration von offenen Standards in Microsofts Serverprodukten dürfte letztlich auch für Appleuser ein Gewinn sein. Wer sich schon einmal mit einem MS-Exchangeserver herumgeschlagen hat, kann davon ein Lied singen. Standardisierte Konverter für MS-Office Files wären für alle anderen OfficeSuites ein Gewinn, wie man sich gut vorstellen kann. Bisher musste aus den MS eigenen Binärformaten herausorakelt werden, wie die Dokumente auszusehen haben - mit mehr oder weniger grossem Erfolg. Die von Novell aller Wahrscheinlichkeit vorzunehmenden Verbesserung der eigenen OpenOffice - Version werden hoffentlich den Weg in die allgemein verfügbare OpenOffice-Suite finden. Man kann nur hoffen, dass Novell als Gründungsmitglied des Open Invention Network (OIN) sich an den eigenen Anspruch erinnert und keine proprietären Lösungen bereitstellt.
Wie weit letztlich die Annäherung von Microsoft an offene Standards gehen wird, werden wir in den nächsten Jahren erleben. Vielleicht hat man in Redmond ja endlich den Knall gehört.
Die Überraschung hätte größer nicht sein können: Nach Jahren konsequenter Ignoranz gefolgt von erbitterter Bekämpfung des OpenSource Betriebsystems Linux hat Microsoft einen neuen Kurs eingeschlagen. Am 2.11.2006 wurde zwischen Novell (SuSE Linux) und Microsoft eine Kooperationsvereinbarung getroffen, über die inzwischen einige Details bekannt wurden. So wird Microsoft jährlich 70.000 Suse Linux Enterprise Server Lizenzen erhalten und zahlt dafür 240 Millionen Dollar an Novell, darüberhinaus werden 108 Millionen Dollar an weiteren Lizenzgebühren an Novell überwiesen. Umgekehrt zahlt Novell einen noch nicht bekannten Prozentsatz seiner Umsätze von Open Enterprise Server und Open Platform Solutions an den Redmonder Software Giganten. Für Verkauf und Werbung stellt Microsoft der bis zum 1.1.2012 angesetzten Kooperation insgesamt weitere 48 Millionen Dollar zur Verfügung.
Die erklärten Ziele der Kooperation sind Virtualisierungslösungen im Serverumfeld, Verbesserung der Interoperabilität zwischen Linux und Windows sowie bessere Kompatibilität der Officeanwendungen. Novell versichert, dass keinerlei patentierte Software Eingang in SuSE Linux finden wird, was darauf schliessen lässt, dass Microsoft entweder Know-How oder gleich selbst lizenzfreie Software zur Verfügung stellen müsste, um diese Ziele zu erreichen.
Süffisant an dieser überraschenden Wendung ist unter anderem, dass Microsoft bisher in Linux das in die Welt gekommene Übel sah, was soweit ging, dass Microsoft Chef Ballmer Linux als Krebsgeschwür betitelte. Auf den Seiten von Microsoft finden sich weiterhin etliche Dokumente die auf Novell als Erzfeind zielen.
Was hat Microsoft von diesem Deal?
Als erstes dürfte der Druck der inzwischen etablierten Linux Distributionen wie RedHat, Debian und SuSE, um nur 3 zu nennen, gerade im Serverumfeld nicht unerheblich sein, zumindest kann von Microsoftkunden die Umstiegsdrohkulisse aufgebaut werden, um Microsoft günstigere Lizenzen abzupressen. Analysten raten Microsoft daher schon seit Jahren in Linux zu investieren statt es zu bekriegen um seine Marktposition weiterhin halten zu können. Nun folgen die Redmonder diesem Rat und können in Zukunft einem Kunden auch SuSE Serverlizenzen verkaufen, statt ihn komplett z.B. an RedHat zu verlieren.
Wie profitiert Novell davon?
Eine Standardisierung in homogenen Serverlandschaften (Linux, Windowsserver und andere gemischt) wäre für jeden Admin ein Traum. In der Vergangenheit hat Microsoft alles getan, um eigene proprietäre Standards auf dem Markt durchzudrücken, langfristig ist diese Strategie aber eher schädlich als nützlich, denn ein Kunde, der den Einstieg in Linux plant wird in diesem Falle langfristig die Mehrheit seiner Microsoftprodukte abschaffen, da diese meist nicht korrekt mit offenen Standards umgehen können und zudem auch noch vergleichsweise teuer sind. Als gutes Beispiel dafür kann durchaus LiMux gelten, in Projekt der Stadt München: mittelfristig sollen alle Arbeitsplätze der Stadtverwaltung München nach Linux migriert werden, ein herber Verlust für Microsoft mit nicht zu unterschätzender Signalwirkung.
Novell hat darüberhinaus schon in der Vergangenheit eigene Versionen von OpenOffice in SuSE integriert, eine besseren OpenXML Unterstützung der Officepakete würde dem Novell-Kunden sicherlich entgegenkommen. Näheres dazu in Novells eigener Stellungnahme.
Profitieren Apple User davon?
Aller Wahrscheinlichkeit nach ja. Eine bessere Integration von offenen Standards in Microsofts Serverprodukten dürfte letztlich auch für Appleuser ein Gewinn sein. Wer sich schon einmal mit einem MS-Exchangeserver herumgeschlagen hat, kann davon ein Lied singen. Standardisierte Konverter für MS-Office Files wären für alle anderen OfficeSuites ein Gewinn, wie man sich gut vorstellen kann. Bisher musste aus den MS eigenen Binärformaten herausorakelt werden, wie die Dokumente auszusehen haben - mit mehr oder weniger grossem Erfolg. Die von Novell aller Wahrscheinlichkeit vorzunehmenden Verbesserung der eigenen OpenOffice - Version werden hoffentlich den Weg in die allgemein verfügbare OpenOffice-Suite finden. Man kann nur hoffen, dass Novell als Gründungsmitglied des Open Invention Network (OIN) sich an den eigenen Anspruch erinnert und keine proprietären Lösungen bereitstellt.
Wie weit letztlich die Annäherung von Microsoft an offene Standards gehen wird, werden wir in den nächsten Jahren erleben. Vielleicht hat man in Redmond ja endlich den Knall gehört.
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