Höhere Gewaltbereitschaft?

MrNase

Champagner Reinette
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Guten Morgen meine Damen und Herren Pazifisten!

Mit erschrecken musste ich feststellen, dass meine Umwelt anscheinend immer aggressiver wird. Die ehemals beschauliche Kleinstadt in der ich nun schon knapp 21 Jahre wohne gerät immer mehr in die Schlagzeilen. :(

Angefangen hat es damit: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/4971/978929/polizei_dortmund

Bei diesem Vorfall war ich selber Zeuge.. Die 'Teilnehmer einer Hochzeitsgesellschaft' haben durch ihre sinnlose Aktion eine Kreuzung blockiert und ich musste nen derben Umweg fahren.

Dann habe ich gerade im Teletext davon erfahren: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/4971/979624/polizei_dortmund

Das ist ebenfalls nicht sehr weit von mir entfernt, auf einer Strecke die ich eigentlich täglich befahre und wäre ich nicht heute zuhause geblieben wäre ich GENAU um diese Uhrzeit auf dieser Straße unterwegs gewesen! :eek:


Jetzt mal ehrlich: Bin ich einfach nur blauäugig im Glauben an eine sichere Umwelt durch die Gegend gewandelt oder steigt die Aggressivität der Menschen (besonders im Straßenverkehr) genauso rapide wie die Arbeitslosenzahl abfällt? :(



(Einen Lichtblick gab es allerdings: http://www.presseportal.de/polizeipresse/pm/4971/979367/polizei_dortmund :))

Edith:
Die Formulierungen in den Polizeiberichten sind teilweise arg grotesk! :D
 

thrillseeker

Weißer Winterkalvill
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Frustration und Aggression gehen Hand in Hand. Gerade der Straßenverkehr ist aufgrund seiner (scheinbaren) Anonymität eine "beliebte Plattform" für verbale und manchmal auch handgreifliche Ausbrüche von Aggressionen.

Dabei meine ich beobachten zu können, dass die Aggression in Gegenden mit schlechten Perspektiven spürbar höher ist, als in Regionen mit Vollbeschäftigung (das ist aber nur mein persönliches Empfinden).
 

Blixten

Adams Apfel
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Dass die Aggressivität im Strassenverkehr zunimmt liegt sicher auch daran, dass es auf den Strassen immer voller und damit stressiger wird (langes, stilles, eingeschlossenes Sitzen ist für manche Menschen schon in entspannter Umgebung eine Belastung; wenn dann noch Stau, Lärm, Zeitnot usw. dazu kommt wird's nicht besser).
Inwieweit das für den beschriebeben Fall so spät abends noch gilt, weiss ich natürlich nicht. Da könnte noch ganz anderer Stress im Spiel gewesen sein
Polizeibericht schrieb:
Unter anderem kam es zu einer Widerstandhandlung seitens des Bräutigams.
Gegen vier Fahrzeugführer wurde ein Strafverfahren wegen Verkehrsgefährdung eingeleitet. Der Bräutigam erhielt eine Anzeige wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte.
 

Deppi

Tokyo Rose
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Dir ist Gewaltbereitschaft in Deutschland etwas neues? Gib bei Youtube mal "Kölner Jugend" ein...

Gruß,
Deppi
 

stk

Grünapfel
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Moin,

meine Gewaltbereitschaft gegen den schnöseligen Audi-Cabrio Yuppie Fahrer gestern abend stieg merklich, als er mir vor's Mopped zog. Ein knurriges "Das machst aber nicht sehr oft mit mir" aus dem Helm heraus, als ich an der nächsten Ampel neben ihn zog, ließ ihn aber danach um Abstand bemüht sein.

Mag ja sein, das Mopped vs. Auto den Kürzeren zeiht, aber wenn man den Fahrer zu packen kriegt, verschafft einem die Protektorenrüstung einem Vorteil im Nahkampf ;). Den meisten Autofahrern, die vorher noch den dicken Max geben, reicht zum Glück die Aussicht darauf :-D.

Gruß Stefan
 

BerndderHeld

Spätblühender Taffetapfe
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Da sind wir uns mal sowas von einig Stefan.
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lazertis

Schöner von Nordhausen
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Persönlich habe ich den Eindruck, daß die Gewalt in meiner direkten Umgebung nur bedingt zunimmt. Es gibt durch mehr Enge, z.B. auf Strassen und Autobahnen, auch mehr Ungeduld und Aggressionen. Respekt und Rücksicht im täglichen Umgang nehmen ab (ist zumindest mein subjektiver Eindruck). Trotzdem gibt es auch viele positive Erlebnisse, was nicht zuletzt auch von der eigenen Bereitschaft abhängt, Gutes zu tun und auszustrahlen. Das bewahrt mich zumindest derzeit noch vor der vollkommenen Misanthropie.

Einen grossen Teil unserer Welt erleben wir auch über die Medien (sozusagen "Fern-Wahrnehmung"). Dadurch unterliegen wir aber auch deren Subjektivität und Vorauswahl, es muß Quote gemacht werden und das funktioniert über Gewalt besonders gut.

10 Jahre hauptberuflicher Rettungsdienst haben mir gezeigt, wo Ursache und Übel vieler Gewalt liegt, aber das läßt sich kaum näher beschreiben, ohne dem Vorwurf politischer Unkorrektheit oder Rassismus ausgesetzt zu werden. Es gibt durchaus Probleme mit bestimmten Bevölkerungsgruppen (bei dem Ausdruck "große hochwertige Limousinen mit auswärtigen Kennzeichen" musste ich schmunzeln) mit erhöhter Gewaltbereitschaft.

Eine grosse Rolle spielt aber auch der Alkohol, in meinen Augen einer der schlimmsten Erscheinungsformen der Gegenwart. Es ist einfach unglaublich, was ein bisschen Äthanol mit den Leuten macht. Aber da er auch so viel Spaß macht, so schön betäubt und die Welt im Rausch so viel schöner aussieht, geht kaum einer dagegen an.

Die "I want it here, an I want it now"-Mentalität (perfekt vorangetrieben durch den schönen Schein unbegrenzten Konsums, den uns die Werbung vorgaukelt) trägt ihren Teil dazu bei, statt verdienen und kaufen wird vielleicht eher mal gerippt. Zumindest ist der Markendruck in Zwischenzeit beängstigend gewachsen, was zum ein oder anderen "kriminellen Akt" führt.

Fazit: In meinem persönlichen Umfeld hat Gewalt nur sehr bedingt zugenommen bzw. sich verändert. Ich fühle mich nicht bedroht. Trotzdem weiß ich um die dunklen Ecken (bildlich und räumlich), denen ich aus dem Weg gehen kann. Mit der Darstellung von Gewalt in Medien sollte man allerdings sehr differenziert und kritisch umgehen, um das dort vermittelte fremde Weltbild nicht vorbehaltlos zum eigenen zu machen.

Im Ernstfall kann es schon mal helfen, zu lächeln und ein Lächeln erwidert zu bekommen, dann sieht die Welt wieder gut aus. Damit komme ich in diesem Leben schon ganz gut klar. :)
 

Harald909

Prinzenapfel
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Das wundert mich nicht!

Wenn man sich die Befindlichkeiten der Gesellschaft in den letzten 15 bis 20 Jahren ansieht, dann nimmt die Unsicherheit zu. Die Welt ist insbesondere seit 1989/90 unüberschaubarer geworden, die individuellen Risiken (Trennung, Arbeitslosigkeit, sozialer Abstieg, Einsamkeit, Ausgrenzung) nehmen zu. Eine Reihe von Studien hat dies nachgewiesen. Hinzu kommt eine Konkurrenzgesellschaft, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht. Die, die noch was haben, haben immer mehr Angst, es zu verlieren und reagieren agressiv. Die, die nichts haben, haben nichts mehr zu verlieren und leben ihre Agressionen und ihren Frust ungehemmt aus.

Der Straßenverkehr ist da ein Spiegelbild unserer Gesellschaft: Die Fahrzeugdichte nimmt immer mehr zu. Der Platz wird eng. Absurderweise nehmen die PS-Zahlen der Fahrzeuge auch immer mehr zu (was nicht nur mit erhöhtem Gewicht und mehr Komfort zu tun hat). Während 1990, als ich den Führerschein machte, 100 PS völlig überdimensioniert erschienen, scheint heute ein VW-Polo ohne 100 PS eine lahme Krücke zu sein (glaubt man den Auto-Journalisten). Zugleich gibt es eine Boom von Sport Utility Vehicles, die wahre Dinosaurier auf unseren Straßen und ein Ausbund an Irrationalität sind. Anscheinend fühlt man sich in unsicheren Zeiten in Monstern mit mehreren Tonnen Gewicht besonders sicher.

Andererseits werden unsere Autos immer älter, das Durchschnittsalter liegt jetzt bei acht Jahren. Für mich ein Zeichen, dass sich immer mehr Leute keine neuen Autos leisten können, sondern ihren alten Wagen fahren, so lange es geht. Wenn man dann mit seinen 55 PS auf der Autobahn oder Landstraße unterwegs ist, dann kann man schon was erleben. Da wird man häufig von Autos mit der drei- oder vierfachen PS-Zahl als Verkehrshindernis wahrgenommen und entsprechend behandelt. Aggressionen und das Auto als Waffe - die Zeiten werden härter.

Allein die Fortschritte in der Sicherheitstechnik und verstärkte Alkoholkontrollen haben in den letzten Jahren die Zahl der Todesopfer verringert.

H.
 

jensche

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Dass die Aggressivität im Strassenverkehr zunimmt liegt sicher auch daran, dass es auf den Strassen immer voller und damit stressiger wird (langes, stilles, eingeschlossenes Sitzen ist für manche Menschen schon in entspannter Umgebung eine Belastung; wenn dann noch Stau, Lärm, Zeitnot usw. dazu kommt wird's nicht besser).
Inwieweit das für den beschriebeben Fall so spät abends noch gilt, weiss ich natürlich nicht. Da könnte noch ganz anderer Stress im Spiel gewesen sein


Also ich verkaufe mein auto. da es beim Tüv nicht mehr durchgekommen ist. Dafür kaufe ich mir ein Generalabonement. Das ist ein Abo wo man in der ganzen schweiz, alle Buse, Trame, Züge, Schiffe usw.. gratis benutzen kann. und wenn ich mal ein Aut brauche, habe ich ein Mobility Abo, sprich beim Bahnhof kann ich aus einer Auswahl autos, angefangen mit Smart bis zum kleinen lieferwagen ein Auto günstig mieten.

ich denke so bin ich viel entspannter.

Was halt auch noch das Problem ist, ist das Schulmeistern im Strassenverkehr. jeder will den anderen belehren...
 
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Reaktionen: Harald909

lazertis

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@Harald909: guter Beitrag.

Ich möchte ganz allgemein etwas ergänzen: Neben aller Wahrnehmung von Gewalt(bereitschaft) anderer sollten wir auch uns selbst durchaus kritisch beobachten. Schnell verfällt man in die Rolle dessen, der "nicht schuld ist" und nur auf andere reagiert, aber ist dies wirklich so?
  • Habe ich den Konflikt vielleicht doch selber (z.B. unbewusst) ausgelöst?
  • Habe ich auf Provokation des anderen übermässig reagiert und den Konflikt damit weiter angeheizt?
  • Habe ich mir mit "der andere ist ja schuld" einen Freibrief im Zurückschlagen erteilt?
  • Habe ich versucht, zu de-eskalieren?
Ich weiß, solche Fragen mögen ketzerisch erscheinen und mancher denkt jetzt "Was ein Weichei", aber wer nicht bereit ist, sich selber kritisch zu hinterfragen, sollte IMO nicht über andere urteilen.

Manchmal erlebe ich (z.B. beim Autofahren), daß ich übers Ziel hinausgeschossen bin, unfair war oder provokativ. Das stellt meine ansonsten ausgeprägte "Wehrhaftigkeit" nicht infrage, aber denoch werde ich versuchen, den Fehler nicht zu wiederholen.

So paradox es klingt, von Gewalt kann man durchaus lernen, nämlich sie zu verhindern. Das gilt nicht zuletzt für die Gewalt in uns selbst.
 

jonni4000

Kaiserapfel
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Bei mir in der Gegend, habt ihr ja bestimmt mitbekommen, wurde die Polizistin erschossen.
 

Harald909

Prinzenapfel
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Richtig,

natürlich macht man auch selbst Murks und verhält sich nicht immer richtig.:innocent: Ich habe insgesamt gute Erfahrungen mit defensiver Strategie gemacht. Damit handelt man sich am wenigsten Ärger ein. Trotzdem: Wenn ich mal ein Auto mit deutlich mehr als 55 PS fahre, dann merke ich, wie sich mein Fahrstiel (negativ) verändert, weil ich mich stärker fühle.

Im Straßenverkehr können wir uns Stärke und Macht kaufen. Das nutzt so manches kleines Licht aus, dass sich sonst ganz schwach fühlt.

Aber auch ansonsten gilt: Man kann viel Ärger aus dem Weg gehen...:cool:

H.
 

Hallo

Gast
In jedem Menschen steckt ein gewisses Maß an Aggression die für das Voranschreiten und das Ausleben der eigenen Fähigkeiten nötig ist. Wird diese positive Aggression durch äußere Umstände (Wirtschaftslage, Peer-Group, Religion, Politik, etc.) oder innere Umstände (schwaches Selbst, etc.) behindert wird diese in andere Kanäle geleitet und entlädt sich häufig in ziemlich destruktiver Art.
D.H. komme ich beruflich nicht richtig weiter, habe ich immer noch die Möglichkeit im Straßenverkehr die Aggression auszuleben. Ist mir das auch nicht mehr möglich, dann kann ich diese Aggression auch in brutaler körperlicher Gewalt ausleben oder auch in seelischer Gewalt gegen meine Mitmenschen.
Auch kann ich die Aggression gegen meine eigene Person richten - das kann dann zur Depression führen - bis hin zum Suizid.
Das heißt, dass es im Prinzip keine Zunahme von Aggression gibt, sondern nur ein anderes Ausleben, dessen was eh im Menschen vorhanden und wichtig ist.
An diesem Punkt ist auch der Staat gefragt, der es ermöglichen müsste, das die positive Aggression (die ja auch das Land weiterbringt) gelebt werden kann und somit möglichst wenig negative Aggression entsteht.
 

jensche

Korbinians Apfel
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das wäre ein geiles auto. und umweltfreundlich... Dort würde ich Macht zeigen indem ich so ein fortschrttliches Auto hätte.. was auch noch geil aussieht.

http://www.loremo.com/

loremofrontpagemfn1.jpg
 

Ch-Macuser

Roter Delicious
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Das nenne ich mal ein Auto! Das trifft sich ja grad gut: sobald ich den Führerschein machen darf, geht das in Serie :-D

Ich stell mir auch grad vor so einen typischen Dialog:

Geile Karre Mann! Wieviel PS?
20!

Die Reaktionen würd ich dann wirklich gerne sehen :p

Gruss Johannes
 

Crunshinut

Dithmarscher Paradiesapfel
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Geile Karre Mann! Wieviel PS?
20!

Die Reaktionen würd ich dann wirklich gerne sehen :p

Gruss Johannes

Entsprechend der allgemein gestiegenen Gewaltbereitschaft kann ich schon mal eine PRognose abgeben, wie dieser Dialog enden wird:

Geile Karre Mann! Wieviel PS?
20!
Ey was quatscht Du Scheisse? Den Wagen iss viellzu krass für son Fahrradmotor!
Nein, der hat echt 20 PS
Ey, willstu misch verarrschen? Seh isch doof aus??
Naja... Ein Fahrrad hat gar keinen Motor..
Ey SPASTI! Was willst Du? Willstu auf Fresse?? Isch zieh Diä gleisch einen SPASTI!
Das heisst willst Du WAS AUF die Fresse. Achte doch mal auf Deine Grammatik. Und Nein, ich will nur meine Ruhe haben.
EY SPASTI! JETZ REISCHTS! KOMM HER! ISCH MACH DISCH KRANKENHAUS...

(Text, Text TExt, unverständliches Gebrabbel, Rotzfäden fliegen durch die Luft...)


(20 Minuten später)

Polizist: Was ist hier passiert?
Opfer: mmpfff grrrd flmmm mmpf
Täter: Den Typ kommt daher, mit seine Auto, klaut misch das Parkplatz und beschimpft misch voll. Isch sag ihm lass misch ruhe aber macht weiter. Dann greift misch an... Was soll isch machen Herr Oberwldmeister??
 

Crunshinut

Dithmarscher Paradiesapfel
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LOL! Herrlich Un-PC. :)
Du warst bestimmt schonmal in Offenbach, oder? ;)
:) Nein Hagen. Hier ist es noch schlimmer. ICh hatte erst am 20.04. einen ähnlichen Kontakt als mir so ein TGyp ins Auto gefahren ist und sein komisch und unbeteiligter Kollege mir was auf die Mütze geben wollte