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Geiz ist blöd

mattik

Gast
Eine wahre Geschichte

Nach Apples iPod-Erfolg im Consumermarkt tauchen die Geräte mit dem Apfel immer öfter bei Filialen von Technikdiscountern auf. Laut deren Werbeaussagen sei es ungemein schlau, dort zu kaufen und jede Menge Geld zu sparen. Abgesehen von der Frage, ob es dort wirklich billiger ist, bestehen auch Zweifel, ob die dortige Kompetenz und der Service mit echten Fachhändlern mithalten kann. Dazu eine wahre Geschichte:

Sie beginnt am 24. März dieses Jahres. Ich entscheide mich dazu, einen iPod Mini bei der grell beleuchteten Technikdiscounterfiliale um die Ecke zu kaufen. Der Verkäufer liegt mit seiner Aussage, es handele sich um das neueste Modell, offensichtlich daneben. Aber das stört mich wenig, denn schließlich befindet sich in der mir ausgehändigten apfelverzierten Kiste ein Netzteil, das bei dem wirklich neuen Modell extra kostet. Am Abend wird das Silberding verschenkt - schweren Mutes, denn das Teil ist ja sooo knuddelig (was sich nebenbei und rein persönlich gesehen auch nach der Einführung des iPod Nano nicht geändert hat). So weit nichts Spektakuläres.

Das ändert sich nach einigen Wochen, als die Beschenkte über stotternde Wiedergabe, plötzliche Abstürze, mäßig lustige Fehlermeldungen und gelegentliche Verluste der Musik berichtet. So bin ich das von meinem eigenen iPod nicht gewohnt. Also Fehlersuche. Die Support-Website rät zu einem Firmware-Update. Nach diversen Firmware-Aktualisierungen, Zurücksetzungen, Neubespielungen und anderem mehr oder weniger willkürlichen Raten und Herumdoktern steht der Sieger der ersten Runde fest: Während meine Nerven am Ende sind, beharrt der kleine Quälgeist unbeirrt auf seine Zickereien. Es müssen andere Mittel her, die sich mit einer Prise Google auf diversen iPod-Foren offenbaren: Der Disk-Scan im unoffiziellen Diagnose-Menü lässt keinen Zweifel daran, dass das eingebaute Microdrive hinüber ist - sowas nennt man wohl Totalschaden, denn das Laufwerk ist das teuerste Teil des Gerätes.

Da ich dem netten Verkäufer aber die Gelegenheit geben will, das selbst herauszufinden, erzähle ich am nächsten Tag nur von den Symptomen, als ich das Gerät zwecks Reklamation wieder in den Laden trage. Mein Gegenüber versichert mir, er würde das Gerät untersuchen und darüber hinaus herausfinden, was er in Sachen Gewährleistung für mich tun könne. Er entschuldigt sein Unwissen damit, dass es bislang keine Reklamationen von Apple-Geräten gegeben habe.

Eine Woche später klingelt das Telefon. Der Verkäufer sagt, er müsse das Gerät bi Apple einschicken. Wie lange das dauere könne er nicht sagen, aber mit vier Wochen müsse ich auf jeden Fall rechnen. Wenn ich allerdings selbst und direkt Apples Herstellergarantie per Web-Formular einforden würde, ginge alles innerhalb einer Woche. Eigenartig. Wenn ich das kann, warum die dann nicht? Auf die Wartezeit habe ich keine Lust, auch nicht dazu, mich veralbern zu lassen - ich bin doch nicht blöd... (nein, der Laden ist es nicht). Darüber hinaus kann ich darin keinen Sinn erkennen, denn mittlerweile sollten auch die Techniker des Ladens erkannt haben, dass sich eine Reparatur nicht lohnt. Deshalb gehe ich erneut zum Laden und verlange ein Neugerät. Die enttäuschende Überraschung: Der Verkäufer lehnt dies ab und beharrt auf Reparatur. Er sei gesetzlich dazu berechtigt. Ersatzweise möchte ich vom Kaufvertrag zurücktreten. Auch das ist, so der Verkäufer, nicht möglich. Außerdem habe er massenweise Gesetzestexte und Gerichtsbeschlüsse parat. Da ich selbst kein Jurist bin und auch nicht glaube, dass er es ist, bin ich nur mäßig motiviert, weiter mit ihm zu debattieren. Ich nehme den iPod wieder mit. Ich sollte wieder mehr Briefe schreiben.

Eine kleine Exkursion in das Gewährleistungsrecht: Ich bin zwar kein Jurist, aber das hält mich nicht davon ab, Gesetzestexte zu lesen. Das BGB hat sich bezüglich Händlergewährleistung vor einigen Jahren geändert. Wenn ein Händler etwas verkauft, muss er das auch liefern. Ohne Mängel zum Zeitpunkt des Verkaufs. Das muss er zwei Jahre lang gewährleisten - bei Reklamationen innerhalb der ersten 6 Monate muss der Händler nachweisen, dass das Gerät bei Verkauf mangelfrei war und dass der Mangel durch Verschulden des Käufers entstanden ist. Oder der Käufer kann Nachbesserung fordern (früher konnte der Käufer gleich vom Kaufvertrag zurücktreten, das geht jetzt erst nach erfolgloser Machbesserung). Der Irrglaube ist allerdings, dass "Nachbesserung" gleichbedeutend mit "Reparatur" ist. Nein, Nachbesserung kann Reparatur oder Austausch bedeuten, und zwar nach Wahl des Kunden! Der Verkäufer kann das nur verweigern, wenn der Wert des Gerätes, der Mangel und der entstehende Aufwand absolut nicht verhältnismäßig sind, also nur in Sonderfällen (§437, §439 BGB). Mit Garantie hat das alles übrigens nichts zu tun. Die kommt vom Hersteller und ist freiwillig. Gewährleistung kommt vom Händler und ist gesetzlich vorgeschrieben.

Genau das schreibe ich der Geschäftsführung und fordere erneut den unverzüglichen Umtausch. Keine Reaktion. Mir wird's zu bunt. Geiz ist zwar geil, Kundenservice aber auch (nein, auch der Laden ist es nicht). Ich schalte meine Rechstanwältin ein, die im Wesentlichen das gleiche noch einmal schreibt. Zwei Tage vor Ablauf der gesetzten Frist meldet sich die Rechtsabteilung des Ladens. Ich möge das Gerät zur Untersuchung bei dem Laden abgeben. Sollte sich der Mangel bestätigen, würde ich selbstverständlich ein Neugerät bekommen (komisch: War der iPod nicht schon knapp zwei Wochen zur Untersuchung dort?). Saftladen! Ich mache es trotzdem. Natürlich bestätigt sich der Mangel. Das Neugerät wird angeblich bei Apple bestellt (komisch: Der iPod ist im Online-Store des Saftladens verfügbar...). Noch einige Wochen später liegt ein kleiner, neuer, apfelgeschmückter Karton zur Abholung bereit.

Super: Das neue Modell. Nicht so super: Ohne Netzteil und ohne FireWire-Kabel. Noch ein Schreiben meiner Rechtsanwältin, das Zubehör sei Bestandteil des ursprünglichen Kaufvertrages gewesen und möge schleunigst nachgeliefert werden. Noch einmal zwei Wochen warten. Noch einmal in den Laden. Alles da.

Es fehlt nur noch eines: Der Laden soll auch für die Kosten meiner Rechtsanwältin aufkommen. Schließlich haben sie ja auf mich nicht reagiert und mich so dazu gezwungen, sie zu beauftragen. Noch ein Brief, etwas Gemecker über Rechnungsdetails, aber letztendlich wandert der volle Betrag vom Laden auf das Konto meiner Anwältin.

Ein Erfolg auf voller Linie? Eigentlich schon, denn letzten Endes habe ich alles bekommen, was ich wollte. Andererseits gibt es keinen Gewinner. Der Laden hat üppig draufzahlen müssen und ich (bzw. die Besschenkte) musste sich noch monatelang im Auto mit leiernder Kassettenmusik quälen. Also kein Grund zum Jubel. Aber dieser Fall zeigt, dass man, wenn man nicht nach den ersten Einschüchterungsversuchen aufgibt, auch bei Discountern zu seinem Recht kommen kann. Und das ist doch wenigstens etwas.
 

substrobe

Riesenboiken
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Erstmal Reskekt an Dein Durchhaltevermoegen!
Aber sehr sehr interessant was Du da alles rausgefunden hast...

...eins stimmt aber nicht, denn gewonnen hat einer...

und zwar Deine Anwaeltin! Und die muss ja schliesslich auch von irgendwas leben!!!
 

KayHH

Gast
Moin mattik,

schöne Geschichte. Du hast meinen ganzen Respekt für dein Durchhaltevermögen. Zumindest für den Geizmarkt Hamburg kann ich bestätigen das es dort KEINE günstigen Preise gibt. Als iWork rausgekommen ist, also Pages 1 und Keynote 2 für zusammen 79 Euro, lag noch monatelang Keynote 1 für 118 Euro bei denen rum. Keine Ahnung ob sie es selbst irgendwann eingesehen, oder noch einige dumme gefunden haben. Das gleiche mit einem alten PowerBook. Das neue kam im Januar 2005 raus und das alte, weniger leistungsfähige stand für mehr Geld da rum. Ich konnte auch einige Verkaufsgespräche mitbekommen. Kein Wort dazu, das das Teil schon veraltet ist. Die Kompetenz ist auch nicht so toll. Habe mal auf doof gemacht und ein paar recht einfache Fragen gestellt. Manchmal ist aber auch ein Student oder so da, der hat etwas mehr Ahnung. Bei Karstadt gegenüber ist die Kompetenz auch so la la. Na ja, ich tippe mal, das diejenigen welche sich auskennen im Store oder im Fachhandel kaufen. Da kann man immer handeln, was in den großen Läden mangels Entscheidungsbefugnis der Verkäufer meist ein Problem ist. In meinem Laden muss ich auch nicht erst einen Verkäufer suchen, sondern der kommt auf mich zu. Wenn's länger dauert gibt's Kaffee und bei technischen Problemen schaut der Service mal schnell rein und gibt eine Prognose ab. Derweil kann ich dort im iNet surfen. Ist gerade wenig los kann ich einem Verkäufer auch mal ein Ohr abkauen, so muss das sein.


Gruss KayHH
 

Swizz

Uelzener Rambour
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Typische Geschichte, kenn ich zu gut von PC Discountern -.- Jetzt würde mich halt nur noch interessieren wie die gute Ladenkette hies, oder gibts nen Grund dazu warum du den Namen nicht genannt hast?

gruss
 

.holger

Borowitzky
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@mattik: Du bist ja Bremer, hast Du in dem Markt überm Kaufhof gekauft? ;) Meine Appleprodukte kaufe ich nur im Geschäft das Lloydhof ist - da hat man nette Leute die einem an einem Tag (manchmal sogar in wenigen Stunden) was reparieren und/oder austauschen.....
 

cws

Pomme d'or
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Zugegeben, die Frage ist unfair, weil sie am ganzen schönen Erfolg zweifelt: Warum hast du das Teil nicht zu apple eingesandt? Wie du selbst schreibst wäre das Problem dann schnell und unkompliziert gelöst gewersen.
*wegduck*
 

weebee

Gast
Weil sein Ansprechpartner lt. Gesetz der Händler und nicht der Hersteller ist.
 

KayHH

Gast
Moin weebee,

weebee schrieb:
Weil sein Ansprechpartner lt. Gesetz der Händler und nicht der Hersteller ist.
Gesetz hin oder her. Mein iBook hatte gleich zu Beginn eine lockere Ladesteckdose. Klar das da was auf dem Mainbord oder wo immer die angebaut ist nicht stimmt. Also bei Apple angerufen, am nächsten Tag war ein Versandkarton per Paketdienstleister da, losgeschickt und 2 Tage später war das Teil repariert aus Holland wieder da. Ich wäre nie auf die Idee gekommen damit zu meinem Händler zu gehen. Ich denke mal, es ist Apple auch egal, wenn nicht sogar lieber, wenn man sich direkt an sie wendet. Irgendwie werden sie die Händler ja auch für ihre Arbeit entschädigen müssen. So wissen sie genau was defekt ist und haben die volle Kostenkontrolle.


Gruss KayHH
 

Dadelu

Reinette Coulon
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Mattik, kann nur sagen Hut ab, vor deinem Einsatz. Mir wäre es jetzt persönlich nie in Sinn gekommen, einen/eine Anwalt/Anwältin einzuschalten! In dieser Hinsicht hast du vollkommen Recht! Es wird vom Kunden aus, oft zu wenig auf sein eigenes Recht behart!

Zumindest bemerke ich das immer wieder bei mir. Wenn mal was nicht ganz in Ordnung ist, jedoch mich nicht allzu gross stört, ist es mir eigentlich so ziemlich egal.

Klar bei deinem iPod war es was anderes.. Ich hätte es zum Beispiel gleich bei Apple eingeschickt. Da weiss ich zumindest, dass alles klapt und die Wartezeit lohnt sich in diesem Fall.
Jedoch ist es interessant zu sehen, was für ein Recht ich habe beim Discount. Ich werde Morgen einmal in mein Gesetzbuch schauen, ob dies auch für die Schweiz zutrifft.

Danke für deinen interessanten Beitrag!
 

Bonobo

Nathusius Taubenapfel
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Danke, Mattik! Und Respekt fuer Deine Entschiedenheit und Dein Durchhaltevermoegen.

Nach dem guten Karma jetzt auch noch hier mein Applaus fuer einen interessanten und erfrischend geschriebenen Beitrag. Da brauchen wir uns diese Scheibe von Dir nicht mal selber abzuschneiden, sondern bekommen sie serviert ... cool!

Herzlichst, Tom
 

michast

Stahls Winterprinz
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Hallo mattik, ich hoffe, ich habe Dich nie als Feind. Ich kann schon sehr hartnäckig sein, aber Du bist noch besser ;). Vor allem hat mir imponiert, dass Du das Netzteil und die Anwaltskosten noch dazu bekommen hast. Ich bin mir nicht sicher, da gab es mal ein Urteil über "Verhältnismäßigkeit" und wenn der besagte Discounter die Anwaltskosten nicht übernommen hätte, bin ich mir nicht sicher, ob Du sie vor Gericht durchgeboxt hättest. Immerhin handelt es sich um einen Streitwert von nur knapp 200 Euro und der Discounter hätte einfach behauptet, Du hättest Dich ja gar nicht ohne Anwalt einigen wollen o_O.

Hätte, könnte, wäre.... Wie gesagt, ganz viel Respekt und natürlich auch ein bisken Karma ;)

Gruß,
Michael
 

newman

Roter Eiserapfel
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Hmm, im Prinzip ja.

Wenn man allerdings beim Discounter kauft, sollte man sich schon darüber im Klaren sein, wo dessen Stärken sind, und die Schwächen. Es ist ja nun nicht gerade so, als würden Media Markt, Saturn und Co Werbung in der Art "Service ist geil!" etc. machen. Sie bieten relativ gute Preise, alles zum ansehen und sofort mitnehmen. Natürlich gibt es vieles im Internet günstiger, aber man muss es bestellen, man weiss nicht immer mit wem man es zu tun hat, man muss 1, 2 Tage auf die Lieferung warten.

Davon abgesehen, ich hab mit MM hier lokal hervorragenden Erfahrungen, gerade was Umtausch/Rückgabe angeht. Ich denke dass man da je nach Markt ganz unterschiedliche Erfahrungen machen kann. Den iPod hätte ich auf jeden Fall direkt zu Apple geschickt, denn da landet er am Ende ja ohnehin.

Recht hin oder her.
 

maxefaxe

Gast
Klar sind diese Märkte Mist, aber ein Anruf bei Apple und Du hättest in einer Woche ein Neugerät bekommen ohne dich mit denen rum zu zanken. Ist irgend wie typisch deutsch. Mein Recht usw.
 

jesfro

deaktivierter Benutzer
Unvergessen
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aber es ist nicht einzusehen, dass märkte ihren profit mit der "feigheit" ihrer kunden machen...

das argument "hättest du den ipod direkt zu apple geschickt..." zieht nicht. nicht alle leute die bei den discountern kaufen haben soviel ahnung über die marke, die sie da eigentlich kaufen... apple? das ist doch diese frima die mp3-player baut... nicht zwingend also der schluss, dass man sich mit seinem defekten gerät direkt an den hersteller wendet... eher logisch, dass man es dort geregelt bekommen möchte wo man den ipod gekauft hat... wenn du eine waschmaschine kaufts, schickst du sie dann, wenn sie kaputt ist bei miele ein? na? oder einen fotoapparat... von sony... auch beim discounter zu bekommen... der geht doch nicht direkt von dir zu sony wenn die linse rausgefallen ist...

mattik ist ein macuser seit allen zeiten, wir alle, die hier schreiben haben eine menge erfahrung mit apple und deren gebahren. wir wissen, dass wir den ipod einschicken können... aber denkt doch mal an all die, die garnicht wissen was apple eigentlich ist. das sind garnichtmal so wenige... bei über 20 mio verkauften ipods...

diese leute werden von den diversen märkten (ich weiss welcher es konkret war... ;)) gewissermassen um ihr recht geprellt... das ist eine ziemliche unverschämtheit. das passiert nicht zuletzt durch die nicht ausreichende ausbildung und mangelnde servicekompetenz der mitarbeiter solcher märkte... die sollen sich gefälligst darum kümmern, dass ein neues gerät herangeschafft wird... warum dass dem kunden zumuten?

ich finde es gut, dass da mal eine lanze für den kleinen mann / die kleine frau gebrochen wurde... ;)
 

michast

Stahls Winterprinz
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Du sprichst mir aus der Seele. Ich wollte nicht auf die "warum hast Du ihn nicht gleich bei Apple..." Ratschläge eingehen. Wie schon erwähnt, ich finde mattiks Beharrlichkeit absolut imponierend. Es ist wirklich Schade, dass man sich einen Anwalt nehmen muss, um ein wenig Recht zu bekommen. Es ist noch mehr Schade, dass ein Verkäufer nicht weiß, was er verkauft. Selbst wenn es in einem Discounter ist, möchte ich doch wissen, was ich tue, oder ich habe den falschen Beruf o_O

Wir können uns auf den Kopf stellen, wir kriegen das in Deutschland und auch in weiten Teilen Europas nicht hin, dass Service groß geschrieben wird. Ich mag die USA nicht besonders (nicht die Bürger, das Gesamtkonzept USA), aber eines haben die uns sehr weit voraus. Es sind Vollblutkaufleute und selbst der kleine Schuhputzer weiß, wenn ich den Kunden glücklich mache, kommt er wieder, und das macht mich (finanziell) glücklich.

Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich eine Frage zu einem Gerät hatte. Als ich die Abteilung betrat, waren noch 2 Verkäufer da, als ich mich suchend nach einem umsah, sah ich nur noch einen Kondensstreifen. Oder ich habe eine Frage, gehe zum Verkäufer, der sich gerade mit einem anderen Verkäufer unterhält und warte in einem Abstand von knapp eineinhalb Metern deutlich. Da wird das Gespräch nicht beendet, da wird man sogar noch als Störenfried gemustert und man unterhält sich weiter.

Ist nicht überall so, aber ist mir schon einige Male passiert.

Gruß,
Michael
 

ipu

Apfel der Erkenntnis
Registriert
05.05.04
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728
Danke für deinen Beitrag und für deinen Einsatz. Hat imponiert.
Kann mich nur vielen Beiträgen anschliessen, denn deine Erfahrungen (nicht die mit der Anwältin zugegebenermaßen) hatte ich auch schon.
Oft genug habe ich auch alte (und dazu noch kaputte) Geräte in deren Auslagen gesehen. Das ist mehr als unverständlich.
Guter Beitrag. Klasse Einsatz.
 

kasteph

Gast
Macs for the WindowsMasses

Im Mainzer ElektronikMarkt gab es letztens eine Ecke mit Appleprodukten. Ich bin wirklich zufällig drüber gestolpert und stand nun einem jungen Mann gegenüber, der nicht den Markt auf seiner Brust zierte sondern ein Apple-Namenschild. Begeistert über das Engagement meines Lieblingscomputerherstellers in der deutschen Bits-und-Bytes-Diaspora habe ich mir (zum ersten Mal) den Mac Mini genauer angesehen.

Abgesehen davon, dass ich eine profunde Ahnung habe, was den Mac-Markt und seine Produkte an sich betrifft, hatte ich den Mini als Mediencenter für daheim ins Auge gefasst.

Meine Fragen, die in der Tiefe begannen, gestaltete ich dann immer banaler, um die wahre Ausbildungs- und Informationsstufe des »Apple-Fachmanns« zu ergründen. Wohlgemerkt kein Marktangestellter, sondern von Apple direkt an den Ort des Geschehens appliziert. Das fassungslose Gespräch verlief wie folgt:

Ich: Ach sieh mal an eine Apple-Ecke. Ist ja super. Sind Sie vom Markt?
Er: Hallo, nein ich bin von Apple. Wir haben Promowochen und stellen unsere Produkte in größerer Auswahl vor.

Ich: Der Mac Mini interessiert mich für mein privates Heimkino als Mediencenter. Ist der Bildausgang HDTV-fähig? Kann die Prozessorleistung HDTV-Material flüssig darstellen??
Er: (Große ratlose Augen) Nun, äh, um dem Mac Mini an einen Fernseher anzuschließen, benötigen Sie einen optionalen Adapter. (Meint wohl den s-vhs-Adapter - Schielt verstohlen auf den Mac Mini, um einen Blick auf seine Rückseite zu erhaschen) Der Monitorausgang ist, äh, ansonsten digital.

Ich: Ich möchte über den digitalen DVI-Anschluss des Mac Mini HDTV-Signale an meinen Beamer ausgeben. Die Auflösung dürfte das Gerät problemlos darstellen. Meine Frage richtet sich auf die Rechengeschwindigkeit des Mac Mini. Laufen die Bilder ruckelfrei oder nicht?
Er: (Guckt etwas verstört) Weiss ich leider nicht genau. Müsste aber funktionieren.

Ich: (resignierend aber mit leicht teuflischen Ansätzen) Ah, bald gibt es ja Apple Computer mit neuen Prozessoren. Wissen Sie da genaueres? Gibt es dann auch einen neuen Mac Mini?
Er: (erfreut, das Thema in eine andere Richtung gelenkt zu sehen und voller Inbrunst) Ja, dieses Jahr (!) werden die Rechner alle neu auf den Markt kommen mit Intel-Prozessoren!

Ich: (innerlich etwas erschüttert über diesen Unfug) Dieses Jahr?!? Ich dachte Mitte - bis Ende nächsten Jahres?
Er: Meiner Information nach schon in diesem Jahr. Apple will unbedingt Windows User von Apple Computern überzeugen.

Ich: Ich bin mir relativ sicher, dass die Apple/Intel Computer erst nächstes Jahr kommen sollen, aber wechselt Apple die Prozessoren nicht, weil IBM nicht rechtzeitig bessere, leistungsfähigere Prozessoren liefern konnte?
Er: (wieder irritiert über meine Antwort) Nein, nein. Apple baut jetzt Intel-Prozessoren in die Computer, damit Windows User ihr Betriebssystem auf einem schönen und schnellen Apple-Computer nutzen können. Und das geht halt nur auf Computern mit Intel-Prozessoren. Apple will Windowsuser so für Apple über das tolle Design der Computer begeistern!

Ich: (Mir fällt die Kinnlade runter. Ich kann mich gar nicht dagegen wehren.) Hören Sie mal, das ist aber doch nun vollkommen unlogisch. Apple will doch keine Computer für das Betriebssystem Windows herstellen, sondern ganz im Gegenteil sein eigenes Betriebssystem OS X verkaufen, um über den Softwarefaktor Menschen von der Firma Apple an sich zu überzeugen. Wer würde denn auf die Idee kommen, einen Computer, der für ein anderes Betriebssystem optimiert wurde und vergleichsweise teuer ist, zu kaufen, um darauf ein instabiles Windows-System laufen zu lassen?

Er: (Merkt nichts) Doch doch, das macht schon Sinn. Aber Sie machen doch Werbung, da wäre der Mac Mini doch ein idealer Arbeitsplatzrechner für Ihre Mitarbeiter. Wir haben auch noch einige auf Lager...
Ich: Die sind aber ohne Bluetooth und Airport ausgestattet, oder? Kann man das denn jetzt nachrüsten?

Er: Selbstverständlich gibt es externe Möglichkeiten das nachzurüsten über einen Bluetoothadapter, der an den USB-Anschluss gesteckt wird... [blah, blah]
Ich: Das ist aber doch kontraproduktiv, da der USB-Anschluß belegt wird, wo doch im Innern Platz für den Anschluss wäre!

Er: Hmm, intern geht das nicht. Da kann ich Ihnen dann nicht weiterhelfen. Da müssen Sie sich an die Firma Apple wenden.
Ich: Danke, da haben Sie wohl Recht. Aber sagen Sie mal, es gibt doch jetzt einen neuen IPod, haben Sie den da?

Er: Ah den IPod shuffle! Ja den finden Sie da hinten bei den anderen MP3-Playern.
Ich: Aber der Shuffle ist doch schon älter. Letzte Woche wurde doch der IPod Nano vorgestellt. Haben Sie den denn da?

Er: IPod Nano?!? Kenne ich nicht. Wann wurde der vorgestellt?
Ich: Letzte Woche. In Paris.

Er: Wieso in Paris?
Ich: Da war so eine kleine Veranstaltung von Apple.

Er: Ach ja? Na dann muss der neue IPod auch dahinten bei den MP3-Playern sein.
Ich: Danke. Ich schau mal nach...

Danach bin ich zu den MP3-Playern mit den rotbekittelten Markmitarbeitern gegangen. Eine freundliche Verkäuferin Ende 40 konnte auf meine Anfrage wie aus der Pistole geschossen antworten: IPod nano, kommt Mitte nächster Woche. Wir freuen uns schon drauf. Wenn Sie wollen, rufen wir Sie an, wenn eingetroffen!
Ich: Danke, sehr freundlich. Ich komme nächste Woche einfach noch mal vorbei...

Ich weiss, das klingt alles arg unrealistisch. Aber ich schwöre, dass es genau so gelaufen ist. Und mir war eher zum Weinen zumute, dass Apple derart unfähige Leute mit dem eigenen Logo auf die Kunden loslässt. Mein einziger Trost, war, dass der Mann nicht proaktiv auf Leute in dem Laden losgegangen ist, sondern mehr Interesse an seinem Cappuccino hatte, den er sich bei den Saeco-Vorführerinnen gezogen hat.

Gruß aus Mainz...
 

michast

Stahls Winterprinz
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Wird ein Student im Rahmen der Promo-Wochen von Apple sein. Die kriegen eine kurze Einweisung und gut ist ;)

Gruß,
Michael
 

mattik

Gast
Erstmal vielen Dank für die Blumen! Hier noch einige durchgeknetete Gedanken zu diversen Sachen:

Meine Rechtsanwältin hat damit finanziell leider nicht gewonnen - die Geschichte ist um einige Telefonate, Briefe und Faxe gekürzt. Angesichts des Aufwandes bekam ich fast Mitleid, als ich ihren Rechnungsbetrag sah. Niedriger Streitwert - ich wüßte nicht, wie ich davon leben könnte. Wahrscheinlich hätte weder ich noch sie das durchgezogen, wenn wir nicht persönlich befreundet wären.

Natürlich hätte ich den iPod einfach bei Apple einschicken können. Vollkommen richtig dass das Rechtgehabe und Prinzipienreiterei ist (inwieweit das typisch deutsch ist, weiß ich nicht). Aber: Ich kam mir abgezockt vor, nach dem Motto: "Was sollten wir noch für sie tun, wir haben Ihr Geld doch schon". Es wäre vielleicht anders gelaufen, wenn sich der Verkäufer etwas freundlicher und aufgeschlossener verhalten hätte (was den Laden keinen Cent gekostet hätte). Abgesehen davon hat der Laden eine Rechtsabteilung, und dort dürfte die Rechtslage bekannt sein. Wenn sich das Personal dennoch so verhält, vermute ich (Achtung: Böse und haltlose Unterstellung!), dass gesparte Gewährleistungskosten bei netten Menschen den Mehraufwand für Querulanten wie mich mehr als kompensiert. Was könnte es für einen anderen Grund geben als den schnöden Mammon? Und das fände ich - gelinde gesagt - nicht schön.

Außerdem war es ja keine unverschämte Forderung, sondern lediglich die gesetzliche Mindestleistung, die auch für Discounter gilt. Und nebenbei kostet der iPod dort genauso viel wie im Fachhandel - so knapp kann das nicht kalkuliert sein...

Ich habe den Namen der Discounterkette nicht genannt, weil ich einerseits kein erboster rachsüchtiger Kleingeist sein will (zugegeben: ganz freisprechen kann ich mich davon nicht), und andererseits weil ich ähnliche Argumente bei allen mir bekannten Discountern gehört habe. Aber wenn man bedenkt, dass es nicht so viele große Technikdiscounterketten gibt, kann man durch die subversiven Kommentare im Text schon sehr gezielt raten. Vielleicht geht es auch nur um betimmte Filialen, denn anscheinend haben andere Menschen (z.B. newman) in der gleichen Kette bessere Erfahrungen gemacht :)

@.holger: Nee, war nicht der Satan. Im Lloydhof ist normalerweise auch mein Laden. Service: Unvergleichbar! Das Verhängnis war, dass der schon geschlossen und ich keine Zeit hatte.

@kasteph: Doch, ich glaube jedes Wort davon - und könnte dutzendweise solche Geschichten dranhängen, auch von der spontanen Verkäufersublimation, von der michast schreibt.

Vielleicht fällt mir später noch was ein...
 

newman

Roter Eiserapfel
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jesfro schrieb:
aber es ist nicht einzusehen, dass märkte ihren profit mit der "feigheit" ihrer kunden machen...

das argument "hättest du den ipod direkt zu apple geschickt..." zieht nicht. nicht alle leute die bei den discountern kaufen haben soviel ahnung über die marke, die sie da eigentlich kaufen... apple? das ist doch diese frima die mp3-player baut... nicht zwingend also der schluss, dass man sich mit seinem defekten gerät direkt an den hersteller wendet... eher logisch, dass man es dort geregelt bekommen möchte wo man den ipod gekauft hat... wenn du eine waschmaschine kaufts, schickst du sie dann, wenn sie kaputt ist bei miele ein? na? oder einen fotoapparat... von sony... auch beim discounter zu bekommen... der geht doch nicht direkt von dir zu sony wenn die linse rausgefallen ist...

mattik ist ein macuser seit allen zeiten, wir alle, die hier schreiben haben eine menge erfahrung mit apple und deren gebahren. wir wissen, dass wir den ipod einschicken können... aber denkt doch mal an all die, die garnicht wissen was apple eigentlich ist. das sind garnichtmal so wenige... bei über 20 mio verkauften ipods...

diese leute werden von den diversen märkten (ich weiss welcher es konkret war... ;)) gewissermassen um ihr recht geprellt... das ist eine ziemliche unverschämtheit. das passiert nicht zuletzt durch die nicht ausreichende ausbildung und mangelnde servicekompetenz der mitarbeiter solcher märkte... die sollen sich gefälligst darum kümmern, dass ein neues gerät herangeschafft wird... warum dass dem kunden zumuten?

ich finde es gut, dass da mal eine lanze für den kleinen mann / die kleine frau gebrochen wurde... ;)
Hmm, harte, und ziemlich pauschale Worte.

Ich habe mit dem lokalen MM und auch Saturn hier GANZ andere Erfahrungen gemacht. Bekomme dort alles umgetauscht, völlig problemlos, auch gerne Geld zurück.

Nach meiner Erfahrung ist der Service beim "Fachhändler", fast immer wesentlich schlechter. Die haben meist nicht mal das Geld, um im Zweifelsfall wirklich kullant sein zu können. Dort habe ich bisher IMMER nur den Sätze gehört wie: "Davon haben wir leider keins mehr am Lager", "Müssen wir einschicken." usw., deshalb sieht mich dort auch keiner mehr.

Besser alles im Web kaufen, günstig, unkompliziert und wenns nicht gefällt einfach zurück damit!