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Der Companion 5 ist ein Soundsystem der Firma Bose für den Computer. Es wird über USB angeschlossen und benötigt keine Soundkarte oder Ähnliches. Aus dem gleichen Hause gibt es auch noch den günstigeren Companion 3, der allerdings schlechtere Surround-Eigenschaften hat.
Allgemeines:
Die meisten Surround-Anlagen für Computer bestehen aus einem Subwoofer und 4-5 Lautsprechern, die um den Sitzplatz des Anwenders aufgestellt werden müssen um für das "Geräuschkulisse aus allen Richtungen"-Gefühl sorgen zu können. Hinter dem Kürzel "5.1 Surround" verbirgt sich nichts anderes als dass hier 5 Satellitenlautsprecher und 1 Tieftöner den Schall erzeugen. Bose verspricht mit seinen Companion-Systemen, denselben Effekt mit einem Tieftöner und 2 Satellitenlautsprechern erzeugen zu können, die man links und rechts neben dem Bildschirm aufstellt. Ich hatte bis vor 2 Jahren ein Surround-System von Creative, bei dem ich die Lautsprecher rund um meinen Stuhl aufstellen musste um so etwas wie "Surround-Sound" wahrnehmen zu können, ganz abgesehen davon dass diese Lösung ziemlich sperrig ist und man die aufgestellten Satellitenlautsprecher hinter einem oft versehentlich umkippt liegen auch überall Kabel herum. Irgendwann war ich es leid und habe das alte System eingemottet, seitdem habe ich Musik hauptsächlich über meine HiFi-Anlage gehört, die ebenfalls Surround-Sound bietet - diese Lösung ist für Filme aber nicht optimal wenn ich sie über den PC-Bildschirm sehe. Für 399€ habe ich mir also vor etwa einem Monat die Bose Companion 5 Anlage geholt um endlich wieder das volle Sounderlebnis am PC zu haben. Besonders angetan hat es mir die Lösung von Bose, das System nicht an eine Soundkarte anzuschliessen sondern über USB mit dem Computer zu verbinden. So kann man das System an allen Computern betreiben, auch am Laptop, ohne gleich zusätzliche Hardware einbauen zu müssen.
Design / Ausstattung:
Das Design der Bose-Boxen ist angenehm unaufdringlich. Die Satellitenlautsprecher stehen auf anthrazitfarbenen Ständern deren Füße aus massivem Metall sind. Dadurch sind sie sehr standfest, durch ihre schmale Ausführung passen die Füße aber optisch prima in die Schreibtischumgebung. Die Lautsprecher selbst sind mit Lochblenden in matter Metalloptik abgedeckt, dahinter kann man die Trichter der Lautsprecher erahnen; merkwürdigerweise sind diese nicht spiegelverkehrt für den rechten und linken Satelliten angeordnet, wie ich das erwarten würde. Durch den Metallfuß ist so ein Satellitenlautsprecher schon ziemlich schwer, vom Aussehen her würde man das gar nicht vermuten. Allgemein macht das System einen sehr soliden Eindruck, dazu zählt auch der Eindruck des Basslautsprechers (Acoustimass-Modul genannt), den man am besten in eine Ecke unter den Tisch stellt. Da das menschliche Ohr die Richtung der Herkunft tiefer Töne sehr schlecht einordnen kann, macht man sich dies zunutze um diese sperrige Box an einen Ort zu verbannen an dem man sie nicht sieht - eigentlich schade, das Design ist ähnlich unaufdringlich schön, vorne deckt eine ähnliche Lochblende die Bassröhre ab. Das Gehäuse scheint aus sehr stabilem Holz oder Spanholz zu sein, rundum ist es matt anthrazit lackiert wie auch die Gehäuse der Satellitenlautsprecher. Ein weiteres Gerät von der Größe eines Eishockeypucks ist der Control-Pod, der ebenfalls sehr schwer und stabil ausgeführt ist. Der Boden dieses Kontrollpucks ist mit einer glatten Folie überzogen, die sehr gut auf glatten Flächen haftet. So kann man z.B. die Lautstärke einstellen ohne dass der Puck verrutscht, doch dazu später mehr.
Aufbau:
Der Aufbau des Systems verläuft sehr einfach. Man muss lediglich die farb- und formkodierten Kabel der Satellitenlautsprecher (jeweils 1), das Kabel des Kontrollpucks und das mitgelieferte Stromkabel an die Bassbox anschliessen. Von der Bassbox schliesst man ein USB-Kabel an den USB-Anschluss des Computers an - fertig! Ich besitze einen Mac, die Konfiguration erfolgt unter "Dienstprogramme" im Programm "Audio- und Midikonfiguration". Hier stellt man einige Details um und steuert die Lautsprecher als 5.1-System an, damit wäre die Konfiguration der Lautsprecher am Apple-Computer erledigt. Für Mac- und Windows-PC-Nutzer gibt es eine sehr gute Kurzanleitung die in verständlichen Bildschirmfotos und kurzen Erläuterungen die Installation zum Kinderspiel macht. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht dass es so einfach ging, manchmal zweifle ich gar daran ob ich nicht etwas vergessen hatte - aber dem ist nicht so; die Installation erfolgt in viel weniger Schritten und mit wesentlich weniger Aufwand als ich das z.B. von Creative gewohnt war. Ich musste keine zusätzliche Software oder Treiber auf dem Mac installieren oder irgendeine Steckkarte einbauen, es klappte einfach so. Diese Installation bekommen sogar vollkommen unversierte Computernutzer in kürzester Zeit hin.
Praxis:
Ich würde mich als ziemlich audiophil bezeichnen und lege großen Wert auf meine Musikanlagen sowie meine Tonträgersammlung. Umso schöner war es für mich, als ich die Anlage auspacken und nach der kurzen Installation testen konnte. Hier eine Auswahl an verschiedenen Musikstücken und die Beurteilung:
1. Glen Gould spielt Bachs englische Suiten; No 2 in A Moll: Bourree 1
Glen Gould hat während seinem Klavierspiel immer seine eigene Singstimme zusätzlich aktiviert, eher unbewusst, das war für die Tontechniker damals auf jeden Fall ein ziemliches Ärgernis. Auf meiner anderen Anlage hat man ihn nur singen (es ist mehr ein Summen) gehört wenn die Aufnahme ziemlich weit aufgedreht hat. Mit der Bose-Anlage höre ich selbst das nun einwandfrei und im Verhältnis zum Klavierspiel da die Höhen glasklar sind. Auch im Mittel- und Tieftonbereich gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Für klassische Musik sind diese Boxen mehr als geeignet, ein besseres Ergebnis habe ich bei der Wiedergabe bis jetzt nicht erlebt. Ganz hervorragend!
2. Orchid - Lights Out
Orchid spielen mit leicht verzerrten Gitarren, es gibt aber auch "cleane" Töne, die wirklich sehr klar dargestellt werden. Die verzerrten Töne rauschen kommen wie direkt aus dem Verstärker. Das Schlagzeug und der Bass kommen sehr differenziert rüber, der Gesang tritt leider etwas in den Hintergrund. Das liegt aber daran dass die Studioaufnahmen von Orchid eher schlechtere Qualität haben, die man hier dann auch leider hört. Das spricht eher noch für die Boxen dass man jetzt erstmals die feinen Unterschiede zwischen verschiedenen Aufnahmen hört.
3. Theory In Practice - Colonizing The Sun
Uff, hier sind die Gitarren wirklich glasklar, die Bässe sind schön, allerdings geht die Gesangsstimme regelrecht unter. Das liegt daran, dass die satten Bässe die gegrowlte Leadstimme verschlucken, irgendwie muss das mit der Errechnung des Surround-Effekts zusammenhängen - kein 100%-Ergebnis hier. Nun ja, die wenigsten Bose-Nutzer werden wohl Death-Metal auf ihren Boxen hören wollen, denn hier haben die Boxen eindeutig eine Schwäche. Es kommt hier SEHR stark darauf an wo man sich in Bezug zu den Boxen befindet, es gibt sozusagen einen "sweet spot", also einen Optimalpunkt, mehr dazu später.
4. Clicklickdecker - Pilot verpasst
Hier ist der Gesang wieder sehr differenziert dargestellt, das Klangbild ist sehr gut. Bässe und Höhen sind gleichmäßig und harmonisch verteilt, genauso wie es sein soll. Für Elektro kann ich dem Bose-System eindeutig Kompetenz aussprechen.
5. Deep Purple - Soldier Of Fortune
Gesang, Gitarre, Schlagzeug, ein wirkliches Erlebnis. Hier war ich wieder begeistert vom Zusammenspiel des Acoustimass-Moduls mit den Satellitenlautsprechern. Zwischen den beiden Lautsprechern sitzt man wirklich "mittendrin".
6. Don Ross, Andy McKee & Michael Manring spielen "Rylynn" (wie auf YouTube zu sehen)
Der akustische Gitarrenklang wird unglaublich warm und klar wiedergegeben. Der Sound wird durch das Bose-System meiner Meinung nach regelrecht aufgewertet, YouTube ist nicht gerade für die tolle Soundqualität der Videos berühmt, hier wirkt die Tonqualität vollkommen natürlich.
Insgesamt eignet sich das Bose-System eher weniger für Liebhaber verzerrter Töne (ich meine nicht diese Pippi-Verzerrung englischer Progrock-Bands sondern eher die Death-Metal-Schiene). Wer so etwas in vollster Qualität hören will ohne dass alles gleich zurauscht muss sich in einer exakten Position vor den Boxen befinden (im "sweet spot"), und zwar die in der Anleitung angegebene Armeslänge. Damit ist keinesfalls der ganze Arm gemeint sondern eher der Unterarm (!!!). Wer sich weiter von den Boxen weg positioniert sollte diese weiter als die in der Anleitung angegebenen 60 Zentimeter voneinander entfernt aufstellen. Die Boxen müssen nach "vorne", links und rechts am Hörer vorbei zeigen, keinesfalls in Richtung Hörer. Dann sind Gesang und die verschiedenen Gitarrenstimmen sehr gut voneinander unterscheidbar. Hier muss man ein bisschen experimentieren, aber man bekommt auch ein sehr gutes Ergebnis hin. Die Lautsprecher haben eine gute Qualität und das System versucht, dem Nutzer das Gefühl von Raumklang zu vermitteln indem es die Töne moduliert und durch verschiedene Boxenteile schickt - bei stark verzerrten Tönen scheint das aber nicht so zu klappen dass, wie es gedacht ist, ein großer Raum entsteht in dem man diesen Effekt hochwertig wahrnehmen kann. Es entsteht bei dieser Art von Musik eher ein kleiner Raum in dem die Musik dann auch so klingt wie sie klingen soll. Nach vielfältigem Experimentieren und Fehlersuche ist mir das dann irgendwann aufgefallen.
Insgesamt ist der Klang sehr abhängig von der Position des Hörers; das Bose-System kann SEHR laut werden, es kann einem förmlich die Ohren wegblasen und ehe die Lautsprecher den Boxentod sterben verhindert eine elektronische Schutzschaltung schlimmeres. Diese Sicherung riegelt die Boxen aber erst ab wenn schon die Gläser in den Regalen anfangen zu klirren und die Nachbarn denken es landet gerade ein Flugzeug auf dem Dach. Man wird die Lautstärke nie ganz ausreizen weil es einfach gehörschädigend ist sich einen halben Meter vor diesem Kraftwerk aufzuhalten das aus allen Rohren Schall pustet. Man hört es dann zwar auch 2 Zimmer weiter, aber die Qualität lässt mit steigender Entfernung des Hörers vom "sweet spot" nach. Ich habe vorher einige Systeme für Computer angetestet die allerdings nicht wesentlich überzeugender waren. Insgesamt kann es als die beste Lösung angesehen werden die Satellitenlautsprecher dann über einen relativ großen Raum zu verteilen anstatt sie mehr oder minder in Griffweite um sich herum aufzustellen. Da mich das aber, wie gesagt, bei herkömmlichen 5.1-Systemen nervt gefällt mir die Lösung von Bose wesentlich besser zumal ich damit weniger Kabelsalat habe.
Steuerung:
Der Kontrollpuck bietet die optimale Möglichkeit, das System zu kontrollieren. Einerseits kann man die Lautstärke mit einem gummierten Drehregler stufenlos einstellen, andererseits sorgt der große. berührungsempfindliche Oberflächenknopf dafür, dass man die Kiste jederzeit schnellstens stummschalten kann. Eine kleine LED an der Oberfläche wechselt je nach Betriebsmodus (Ton aus/Aktiv/Standby) die Farbe (gelb/grün/rot). Die Stummschaltung erfolgt auch wenn man Kopfhörer in die 3,5mm-Klinke am Puck anschliesst, die Ausgabe erfolgt dann lediglich über die Kopfhörerbuchse. Wer einen MP3-Player hat kann den an den 3,5mm Klinkeneingang am Puck anschliessen (das Kabel ist nicht mitgeliefert) und so das Audiosignal ohne Umwege in die Anlage einspeisen.
Kino:
Letters From Iwo Jima bietet oscarprämierten Sound - über das Bose-System kommt dieser sehr schön rüber. Querschläger prallen von Wänden hinter einem ab, Maschinengewehrfeuer ist richtungsmäßig gut einzuordnen und fliegende Geschosse scheinen quasi vollkommen vom Bild befreit irgendwo am Sitz vorbeizuzischen. Nun, mit einer Heimkinoanlage hört sich das alles noch einen Tacken besser an, aber das ist ein für 2 Satellitenboxen mehr als zufrieden stellendes Ergebnis.
Preis-Leistungsverhältnis:
Fast 400 Euro für ein Set Lautsprecher ist ein ganz schöner Batzen Geld, von Bose ist man es auch nicht anders gewohnt. Mit einer Anlage wie sie z.B. Logitech anbietet lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen die von einem Laien eher nicht vom Bose-Sound zu unterscheiden sind und stellenweise sogar besser klingen. Anlagen von Teufel übertreffen das Bose-System um einiges und kosten teilweise die Hälfte. Eigentlich lässt sich dieser Preis bei Bose-Produkten überhaupt nicht rechtfertigen. Ähnlich wie bei Bang&Olufsen zahlt man nicht für die reine Funktion (die sowohl bei B&O als auch bei Bose hohe Ansprüchen genügen) sondern auch für Ästhetik, Ergonomie, den Markennamen etc. pp. - ich persönlich hatte keine Ambitionen mehr als 2 Lautsprecher auf dem Schreibtisch stehen zu haben, der für mich trotz aller Audiophilie doch mehr Arbeitsplatz ist. Ich wollte nicht in irgendeinem Wald von Kabeln und Boxen sitzen die obendrein noch hässlich sind und die wie Fremdkörper überall herumstehen. Bei Bose hat mich die Gesamtlösung überzeugt und da ich sie mir leisten konnte habe ich sie gekauft. Wie gesagt habe ich mehrere Jahre mit Behelfslösungen leben können. Der Kauf der Anlage ist eingeschränkt zu empfehlen, ich bin bis jetzt recht zufrieden mit dem Gesamtergebnis (bei besagten Schwächen). Wer allerdings nur ab und zu seiner MP3-Sammlung lauscht, spielt oder einen Film sieht und auf Design und Ausführung als 2-Lautsprecher-System verzichten kann ist mit anderen Produkten genauso gut bedient und kommt billiger weg. Bose-Boxen hängt das Vorurteil nach dass sie qualitativ minderwertig sind und durch psychoakustische Effekte aufgewertet werden um so einen hohen Preis verlangen zu können. Das kann ich bei diesen Boxen nicht bestätigen, Höhen, Tiefen und Mitten sind sehr gut dargestellt; Rauschen ist bei keiner Lautstärke vorhanden. Die Gesamtleistung über die sich Bose auf der Firmenhomepage und in der Anleitung beharrlich ausschweigt liegt laut Angaben auf der Rückseite des Acoustimass-Moduls bei 300 Watt maximal, ich schätze die Ausgabeleistung auf 200 Watt Sinus.
Fazit:
Als PC-System hat das Bose Companion 5 eine Berechtigung, da es keine Soundkarte braucht und lediglich über USB angeschlossen werden muss. Man hat weniger Kabelsalat und mit jedem Lautsprecher ein ästhetisch ansprechendes Designelement auf dem Schreibtisch stehen. Es bietet hochwertigen Klang mit einigen Einschränkungen: bestimmte Frequenzen werden verfälscht wiedergegeben wenn man nicht exakt an dem Ort sitzt wo man sitzen sollte. Besonders bei den Mitten ist mir diese Schwäche aufgefallen. Einen Ersatz für teure HiFi-Anlagen stellt das System nicht dar, für den maximalen Musikgenuss würde ich jederzeit auf ein HiFi-System wechseln. Anlagen des Herstellers Teufel sind besser und günstiger, besonders wenn man auf den virtuellen Surround-Sound verzichten kann oder es einem keine Umstände bereitet 3 zusätzliche Lautsprecher aufzustellen. Knapp am "sehr gut" vorbei aufgrund der kleinen Klangdefizite die aber an der Klangaufbereitung liegen - für den Preis erwarte ich Spitzenklasse im Klang.
Daher das Testurteil: gut.
Für folgende technische Daten ist die Bose Corporation verantwortlich:
Abmessungen/Gewicht
Control Pod: 6,35 cm Dia x 2,86 cm H
Satelliten-Lautsprecher auf Stativ: 14,7 x 22,5 x 9,7 cm (B x H x T) / 0,9 kg
ACOUSTIMASS® Modul: 17,2 x 21,7 x 42,5 cm (B x H x T) / 8,3 kg
System im verpackten Zustand (Versandkarton): 38,6 x 50,1 x 26,7 cm (B x H x T) / 12,3 kg
Lieferumfang
* ACOUSTIMASS® Modul
* Satelliten-Lautsprecher mit Stativen
* Control Pod
* Netzkabel, USB-Kabel
* Bedienungsanleitung
Allgemeines:
Die meisten Surround-Anlagen für Computer bestehen aus einem Subwoofer und 4-5 Lautsprechern, die um den Sitzplatz des Anwenders aufgestellt werden müssen um für das "Geräuschkulisse aus allen Richtungen"-Gefühl sorgen zu können. Hinter dem Kürzel "5.1 Surround" verbirgt sich nichts anderes als dass hier 5 Satellitenlautsprecher und 1 Tieftöner den Schall erzeugen. Bose verspricht mit seinen Companion-Systemen, denselben Effekt mit einem Tieftöner und 2 Satellitenlautsprechern erzeugen zu können, die man links und rechts neben dem Bildschirm aufstellt. Ich hatte bis vor 2 Jahren ein Surround-System von Creative, bei dem ich die Lautsprecher rund um meinen Stuhl aufstellen musste um so etwas wie "Surround-Sound" wahrnehmen zu können, ganz abgesehen davon dass diese Lösung ziemlich sperrig ist und man die aufgestellten Satellitenlautsprecher hinter einem oft versehentlich umkippt liegen auch überall Kabel herum. Irgendwann war ich es leid und habe das alte System eingemottet, seitdem habe ich Musik hauptsächlich über meine HiFi-Anlage gehört, die ebenfalls Surround-Sound bietet - diese Lösung ist für Filme aber nicht optimal wenn ich sie über den PC-Bildschirm sehe. Für 399€ habe ich mir also vor etwa einem Monat die Bose Companion 5 Anlage geholt um endlich wieder das volle Sounderlebnis am PC zu haben. Besonders angetan hat es mir die Lösung von Bose, das System nicht an eine Soundkarte anzuschliessen sondern über USB mit dem Computer zu verbinden. So kann man das System an allen Computern betreiben, auch am Laptop, ohne gleich zusätzliche Hardware einbauen zu müssen.
Design / Ausstattung:
Das Design der Bose-Boxen ist angenehm unaufdringlich. Die Satellitenlautsprecher stehen auf anthrazitfarbenen Ständern deren Füße aus massivem Metall sind. Dadurch sind sie sehr standfest, durch ihre schmale Ausführung passen die Füße aber optisch prima in die Schreibtischumgebung. Die Lautsprecher selbst sind mit Lochblenden in matter Metalloptik abgedeckt, dahinter kann man die Trichter der Lautsprecher erahnen; merkwürdigerweise sind diese nicht spiegelverkehrt für den rechten und linken Satelliten angeordnet, wie ich das erwarten würde. Durch den Metallfuß ist so ein Satellitenlautsprecher schon ziemlich schwer, vom Aussehen her würde man das gar nicht vermuten. Allgemein macht das System einen sehr soliden Eindruck, dazu zählt auch der Eindruck des Basslautsprechers (Acoustimass-Modul genannt), den man am besten in eine Ecke unter den Tisch stellt. Da das menschliche Ohr die Richtung der Herkunft tiefer Töne sehr schlecht einordnen kann, macht man sich dies zunutze um diese sperrige Box an einen Ort zu verbannen an dem man sie nicht sieht - eigentlich schade, das Design ist ähnlich unaufdringlich schön, vorne deckt eine ähnliche Lochblende die Bassröhre ab. Das Gehäuse scheint aus sehr stabilem Holz oder Spanholz zu sein, rundum ist es matt anthrazit lackiert wie auch die Gehäuse der Satellitenlautsprecher. Ein weiteres Gerät von der Größe eines Eishockeypucks ist der Control-Pod, der ebenfalls sehr schwer und stabil ausgeführt ist. Der Boden dieses Kontrollpucks ist mit einer glatten Folie überzogen, die sehr gut auf glatten Flächen haftet. So kann man z.B. die Lautstärke einstellen ohne dass der Puck verrutscht, doch dazu später mehr.
Aufbau:
Der Aufbau des Systems verläuft sehr einfach. Man muss lediglich die farb- und formkodierten Kabel der Satellitenlautsprecher (jeweils 1), das Kabel des Kontrollpucks und das mitgelieferte Stromkabel an die Bassbox anschliessen. Von der Bassbox schliesst man ein USB-Kabel an den USB-Anschluss des Computers an - fertig! Ich besitze einen Mac, die Konfiguration erfolgt unter "Dienstprogramme" im Programm "Audio- und Midikonfiguration". Hier stellt man einige Details um und steuert die Lautsprecher als 5.1-System an, damit wäre die Konfiguration der Lautsprecher am Apple-Computer erledigt. Für Mac- und Windows-PC-Nutzer gibt es eine sehr gute Kurzanleitung die in verständlichen Bildschirmfotos und kurzen Erläuterungen die Installation zum Kinderspiel macht. Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht dass es so einfach ging, manchmal zweifle ich gar daran ob ich nicht etwas vergessen hatte - aber dem ist nicht so; die Installation erfolgt in viel weniger Schritten und mit wesentlich weniger Aufwand als ich das z.B. von Creative gewohnt war. Ich musste keine zusätzliche Software oder Treiber auf dem Mac installieren oder irgendeine Steckkarte einbauen, es klappte einfach so. Diese Installation bekommen sogar vollkommen unversierte Computernutzer in kürzester Zeit hin.
Praxis:
Ich würde mich als ziemlich audiophil bezeichnen und lege großen Wert auf meine Musikanlagen sowie meine Tonträgersammlung. Umso schöner war es für mich, als ich die Anlage auspacken und nach der kurzen Installation testen konnte. Hier eine Auswahl an verschiedenen Musikstücken und die Beurteilung:
1. Glen Gould spielt Bachs englische Suiten; No 2 in A Moll: Bourree 1
Glen Gould hat während seinem Klavierspiel immer seine eigene Singstimme zusätzlich aktiviert, eher unbewusst, das war für die Tontechniker damals auf jeden Fall ein ziemliches Ärgernis. Auf meiner anderen Anlage hat man ihn nur singen (es ist mehr ein Summen) gehört wenn die Aufnahme ziemlich weit aufgedreht hat. Mit der Bose-Anlage höre ich selbst das nun einwandfrei und im Verhältnis zum Klavierspiel da die Höhen glasklar sind. Auch im Mittel- und Tieftonbereich gibt es überhaupt nichts auszusetzen. Für klassische Musik sind diese Boxen mehr als geeignet, ein besseres Ergebnis habe ich bei der Wiedergabe bis jetzt nicht erlebt. Ganz hervorragend!
2. Orchid - Lights Out
Orchid spielen mit leicht verzerrten Gitarren, es gibt aber auch "cleane" Töne, die wirklich sehr klar dargestellt werden. Die verzerrten Töne rauschen kommen wie direkt aus dem Verstärker. Das Schlagzeug und der Bass kommen sehr differenziert rüber, der Gesang tritt leider etwas in den Hintergrund. Das liegt aber daran dass die Studioaufnahmen von Orchid eher schlechtere Qualität haben, die man hier dann auch leider hört. Das spricht eher noch für die Boxen dass man jetzt erstmals die feinen Unterschiede zwischen verschiedenen Aufnahmen hört.
3. Theory In Practice - Colonizing The Sun
Uff, hier sind die Gitarren wirklich glasklar, die Bässe sind schön, allerdings geht die Gesangsstimme regelrecht unter. Das liegt daran, dass die satten Bässe die gegrowlte Leadstimme verschlucken, irgendwie muss das mit der Errechnung des Surround-Effekts zusammenhängen - kein 100%-Ergebnis hier. Nun ja, die wenigsten Bose-Nutzer werden wohl Death-Metal auf ihren Boxen hören wollen, denn hier haben die Boxen eindeutig eine Schwäche. Es kommt hier SEHR stark darauf an wo man sich in Bezug zu den Boxen befindet, es gibt sozusagen einen "sweet spot", also einen Optimalpunkt, mehr dazu später.
4. Clicklickdecker - Pilot verpasst
Hier ist der Gesang wieder sehr differenziert dargestellt, das Klangbild ist sehr gut. Bässe und Höhen sind gleichmäßig und harmonisch verteilt, genauso wie es sein soll. Für Elektro kann ich dem Bose-System eindeutig Kompetenz aussprechen.
5. Deep Purple - Soldier Of Fortune
Gesang, Gitarre, Schlagzeug, ein wirkliches Erlebnis. Hier war ich wieder begeistert vom Zusammenspiel des Acoustimass-Moduls mit den Satellitenlautsprechern. Zwischen den beiden Lautsprechern sitzt man wirklich "mittendrin".
6. Don Ross, Andy McKee & Michael Manring spielen "Rylynn" (wie auf YouTube zu sehen)
Der akustische Gitarrenklang wird unglaublich warm und klar wiedergegeben. Der Sound wird durch das Bose-System meiner Meinung nach regelrecht aufgewertet, YouTube ist nicht gerade für die tolle Soundqualität der Videos berühmt, hier wirkt die Tonqualität vollkommen natürlich.
Insgesamt eignet sich das Bose-System eher weniger für Liebhaber verzerrter Töne (ich meine nicht diese Pippi-Verzerrung englischer Progrock-Bands sondern eher die Death-Metal-Schiene). Wer so etwas in vollster Qualität hören will ohne dass alles gleich zurauscht muss sich in einer exakten Position vor den Boxen befinden (im "sweet spot"), und zwar die in der Anleitung angegebene Armeslänge. Damit ist keinesfalls der ganze Arm gemeint sondern eher der Unterarm (!!!). Wer sich weiter von den Boxen weg positioniert sollte diese weiter als die in der Anleitung angegebenen 60 Zentimeter voneinander entfernt aufstellen. Die Boxen müssen nach "vorne", links und rechts am Hörer vorbei zeigen, keinesfalls in Richtung Hörer. Dann sind Gesang und die verschiedenen Gitarrenstimmen sehr gut voneinander unterscheidbar. Hier muss man ein bisschen experimentieren, aber man bekommt auch ein sehr gutes Ergebnis hin. Die Lautsprecher haben eine gute Qualität und das System versucht, dem Nutzer das Gefühl von Raumklang zu vermitteln indem es die Töne moduliert und durch verschiedene Boxenteile schickt - bei stark verzerrten Tönen scheint das aber nicht so zu klappen dass, wie es gedacht ist, ein großer Raum entsteht in dem man diesen Effekt hochwertig wahrnehmen kann. Es entsteht bei dieser Art von Musik eher ein kleiner Raum in dem die Musik dann auch so klingt wie sie klingen soll. Nach vielfältigem Experimentieren und Fehlersuche ist mir das dann irgendwann aufgefallen.
Insgesamt ist der Klang sehr abhängig von der Position des Hörers; das Bose-System kann SEHR laut werden, es kann einem förmlich die Ohren wegblasen und ehe die Lautsprecher den Boxentod sterben verhindert eine elektronische Schutzschaltung schlimmeres. Diese Sicherung riegelt die Boxen aber erst ab wenn schon die Gläser in den Regalen anfangen zu klirren und die Nachbarn denken es landet gerade ein Flugzeug auf dem Dach. Man wird die Lautstärke nie ganz ausreizen weil es einfach gehörschädigend ist sich einen halben Meter vor diesem Kraftwerk aufzuhalten das aus allen Rohren Schall pustet. Man hört es dann zwar auch 2 Zimmer weiter, aber die Qualität lässt mit steigender Entfernung des Hörers vom "sweet spot" nach. Ich habe vorher einige Systeme für Computer angetestet die allerdings nicht wesentlich überzeugender waren. Insgesamt kann es als die beste Lösung angesehen werden die Satellitenlautsprecher dann über einen relativ großen Raum zu verteilen anstatt sie mehr oder minder in Griffweite um sich herum aufzustellen. Da mich das aber, wie gesagt, bei herkömmlichen 5.1-Systemen nervt gefällt mir die Lösung von Bose wesentlich besser zumal ich damit weniger Kabelsalat habe.
Steuerung:
Der Kontrollpuck bietet die optimale Möglichkeit, das System zu kontrollieren. Einerseits kann man die Lautstärke mit einem gummierten Drehregler stufenlos einstellen, andererseits sorgt der große. berührungsempfindliche Oberflächenknopf dafür, dass man die Kiste jederzeit schnellstens stummschalten kann. Eine kleine LED an der Oberfläche wechselt je nach Betriebsmodus (Ton aus/Aktiv/Standby) die Farbe (gelb/grün/rot). Die Stummschaltung erfolgt auch wenn man Kopfhörer in die 3,5mm-Klinke am Puck anschliesst, die Ausgabe erfolgt dann lediglich über die Kopfhörerbuchse. Wer einen MP3-Player hat kann den an den 3,5mm Klinkeneingang am Puck anschliessen (das Kabel ist nicht mitgeliefert) und so das Audiosignal ohne Umwege in die Anlage einspeisen.
Kino:
Letters From Iwo Jima bietet oscarprämierten Sound - über das Bose-System kommt dieser sehr schön rüber. Querschläger prallen von Wänden hinter einem ab, Maschinengewehrfeuer ist richtungsmäßig gut einzuordnen und fliegende Geschosse scheinen quasi vollkommen vom Bild befreit irgendwo am Sitz vorbeizuzischen. Nun, mit einer Heimkinoanlage hört sich das alles noch einen Tacken besser an, aber das ist ein für 2 Satellitenboxen mehr als zufrieden stellendes Ergebnis.
Preis-Leistungsverhältnis:
Fast 400 Euro für ein Set Lautsprecher ist ein ganz schöner Batzen Geld, von Bose ist man es auch nicht anders gewohnt. Mit einer Anlage wie sie z.B. Logitech anbietet lassen sich ähnliche Ergebnisse erzielen die von einem Laien eher nicht vom Bose-Sound zu unterscheiden sind und stellenweise sogar besser klingen. Anlagen von Teufel übertreffen das Bose-System um einiges und kosten teilweise die Hälfte. Eigentlich lässt sich dieser Preis bei Bose-Produkten überhaupt nicht rechtfertigen. Ähnlich wie bei Bang&Olufsen zahlt man nicht für die reine Funktion (die sowohl bei B&O als auch bei Bose hohe Ansprüchen genügen) sondern auch für Ästhetik, Ergonomie, den Markennamen etc. pp. - ich persönlich hatte keine Ambitionen mehr als 2 Lautsprecher auf dem Schreibtisch stehen zu haben, der für mich trotz aller Audiophilie doch mehr Arbeitsplatz ist. Ich wollte nicht in irgendeinem Wald von Kabeln und Boxen sitzen die obendrein noch hässlich sind und die wie Fremdkörper überall herumstehen. Bei Bose hat mich die Gesamtlösung überzeugt und da ich sie mir leisten konnte habe ich sie gekauft. Wie gesagt habe ich mehrere Jahre mit Behelfslösungen leben können. Der Kauf der Anlage ist eingeschränkt zu empfehlen, ich bin bis jetzt recht zufrieden mit dem Gesamtergebnis (bei besagten Schwächen). Wer allerdings nur ab und zu seiner MP3-Sammlung lauscht, spielt oder einen Film sieht und auf Design und Ausführung als 2-Lautsprecher-System verzichten kann ist mit anderen Produkten genauso gut bedient und kommt billiger weg. Bose-Boxen hängt das Vorurteil nach dass sie qualitativ minderwertig sind und durch psychoakustische Effekte aufgewertet werden um so einen hohen Preis verlangen zu können. Das kann ich bei diesen Boxen nicht bestätigen, Höhen, Tiefen und Mitten sind sehr gut dargestellt; Rauschen ist bei keiner Lautstärke vorhanden. Die Gesamtleistung über die sich Bose auf der Firmenhomepage und in der Anleitung beharrlich ausschweigt liegt laut Angaben auf der Rückseite des Acoustimass-Moduls bei 300 Watt maximal, ich schätze die Ausgabeleistung auf 200 Watt Sinus.
Fazit:
Als PC-System hat das Bose Companion 5 eine Berechtigung, da es keine Soundkarte braucht und lediglich über USB angeschlossen werden muss. Man hat weniger Kabelsalat und mit jedem Lautsprecher ein ästhetisch ansprechendes Designelement auf dem Schreibtisch stehen. Es bietet hochwertigen Klang mit einigen Einschränkungen: bestimmte Frequenzen werden verfälscht wiedergegeben wenn man nicht exakt an dem Ort sitzt wo man sitzen sollte. Besonders bei den Mitten ist mir diese Schwäche aufgefallen. Einen Ersatz für teure HiFi-Anlagen stellt das System nicht dar, für den maximalen Musikgenuss würde ich jederzeit auf ein HiFi-System wechseln. Anlagen des Herstellers Teufel sind besser und günstiger, besonders wenn man auf den virtuellen Surround-Sound verzichten kann oder es einem keine Umstände bereitet 3 zusätzliche Lautsprecher aufzustellen. Knapp am "sehr gut" vorbei aufgrund der kleinen Klangdefizite die aber an der Klangaufbereitung liegen - für den Preis erwarte ich Spitzenklasse im Klang.
Daher das Testurteil: gut.
Für folgende technische Daten ist die Bose Corporation verantwortlich:
Abmessungen/Gewicht
Control Pod: 6,35 cm Dia x 2,86 cm H
Satelliten-Lautsprecher auf Stativ: 14,7 x 22,5 x 9,7 cm (B x H x T) / 0,9 kg
ACOUSTIMASS® Modul: 17,2 x 21,7 x 42,5 cm (B x H x T) / 8,3 kg
System im verpackten Zustand (Versandkarton): 38,6 x 50,1 x 26,7 cm (B x H x T) / 12,3 kg
Lieferumfang
* ACOUSTIMASS® Modul
* Satelliten-Lautsprecher mit Stativen
* Control Pod
* Netzkabel, USB-Kabel
* Bedienungsanleitung