ATEP285 Das (nicht so) schlanke Line Up

Jan Gruber

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Im Vergleich zu vielen anderen Herstellern fährt Apple eine eigene Produktpolitik. Während Hersteller wie Samsung oder Lenovo unzählige Modelle ihrer Geräte anbieten, setzt der Hersteller aus Cupertino auf ein einfaches, schlankes Line Up. Mit allen Vor- und Nachteilen zieht der Konzern hier seine Philosophie durch. Doch der Schein trügt - das schlanke Line Up ist mittlerweile ein Märchen aus vergangenen Zeiten.

Sehen wir zuerst in die Vergangenheit, um die Gegenwart besser zu verstehen. 1997 kehrte Steve Jobs zurück zu Apple. Der Konzern war damals schwer angeschlagen, verzettelte sich in zu vielen Themenfeldern und verbrannte dort wichtige finanzielle Mittel. Jobs räumte radikal auf, beendete ganze Produktgruppen, Kooperationen und Forschungen. Seit diesem Zeitpunkt gilt ein schlankes Line Up als Maxime. Diese hält der Konzern aber nur noch oberflächlich aufrecht.

Line Up im Vergleich
Vergleichen wir das aktuelle Smartphone Line Up der beiden größten Hersteller, hat Apple klar weniger Geräte im Angebot. Aktuell gibt es das iPhone X, zwei Varianten des iPhone 8 und noch das etwas betagte iPhone SE. Samsung hat hier zwei Varianten des S9, das Note 8, drei aktuelle Geräte aus der A-Serie und zwei aktuelle Geräte aus der J-Serie. Insofern klar - die Maxime von Apple gilt doch weiterhin, worüber rege ich mich hier eigentlich auf? Weil der Schein trügt.

Breites Line Up durch alte Zöpfe
Wagen wir einen Ausflug auf die Apple Homepage, präsentiert sich schnell ein anderes Bild. Es geht hier nicht um aktuelle Geräteserien, vielmehr geht es darum, dass Apple auch eine weitere Philosophie nicht aufrecht erhält. Der Konzern wurde, im Hinblick auf das Sortiment, schlecht im Abschneiden alter Zöpfe.

Bei den Notebooks gibt es immer noch das nicht mehr zeitgemäße MacBook Air, bei den Desktop Rechnern sieht es noch schlechter aus. Bezüglich des Mac Pro hat Apple zwar schon Besserung gelobt, beim Mac Mini gibt es jedoch nur ein lasches Bekenntnis, dass die Plattform für Apple noch wichtig sei. Beinahe absurd wird es dann bei den iPhones. Apple bietet dort fünf verschiedene Modellgenerationen an. Die Auswahl geht bis zum zwei Jahre alten iPhone 7 hinab. Die Preisunterschiede zwischen den Modellen sind nur marginal.

Line Up verschlanken
Apple hat wirklich massiven Bedarf, sein Line Up wieder besser aufzustellen und vielleicht zu alten Größen zurückzukehren. Eine erste Absicht in diese Richtung ließ sich letztes Jahr mit dem iPad erkennen. Dort gibt es das iPad Pro und das neue günstige iPad. Alles soweit klar, gäbe es da nicht noch den Makel des iPad Mini 4, das so eigentlich auch nicht mehr in das Angebot passt.

Aktuell gibt es Gerüchte rund um ein neues MacBook, das das MacBook Air beerben könnte. Das sollte aber nicht der einzige Schritt sein. Her mit einem neuen Mac Mini, raus mit den alten iPhones und iPads - aktuell haben es vor allem unbedarfte Kunden wirklich schwer, bei Apple das passende Gerät zu finden.

Hier könnt ihr Euch die Folge direkt anhören.
 

MichaNbg

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Jupp, das ist mir beim Podcast heute morgen auch aufgefallen. Die 6S Reihe wird ebenfalls noch fabrikneu angeboten und verkauft. Und das zu sehr, sehr stolzen Preisen für drei Jahre alte Geräte.
 

Michael Reimann

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Wenn Geld immer Alles ist dann sicher nicht. Kundenfreundlich ist das Lineup nicht, wie Jan sehr gut in seinem Podcast (den man natürlich zum Text gehört haben sollte) ausführt.
 
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Jan Gruber

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Sie haben gerade die drei besten Quartale der Unternehmensgeschichte berichtet. Ich glaube nicht, dass sie Nachhilfeunterricht in Produktpolitik brauchen.

http://www.everysecond.io/apple

Erfolg gibt einem nicht immer bei jeder Detailentscheidung recht. Ob die Entscheidung das LineUp so breit aufzustellen wirklich dazu beiträgt weiß letztlich niemand außer Apple, da wir keine "Detailverkaufszahlen" kennen. Ich bin mir sehr sicher Apple hätte, mit und ohne einem iPhone 6S (ja das sollte es heißen, danke für den Hinweis), dass sie den meisten Umsatz hätten. Erstens müsste man all das inflationsbereinigen, zweitens hallte ich die vergleichsweise 3-neue-iPhones-Generation für eine sehr Gute.

Und ich würde mich nicht immer auf "ein erfolgreiches Quartal" oder meinetwegen auch Jahr (ja ich weiß du hast von drei gesprochen) berufen. Das Momentum kann sich ändern - doch das dauert und ist ein verzögerter Effekt. 1) Wird ihnen die jetzige Generation an iPhones weh tun, ich denke die "Update" Zahlen werden weiter zurück gehen 2) Sie verlieren nachhaltig "Fans" oder "Influencer". Bis sich das auf die breiten Verkaufszahlen auswirkt wird es dauern - und die Gruppe ist auch immer viel Kummer gewohnt - aber es wird passieren. Wobei das Argument besser zu Michis Folge von gestern (alte Macs) passen würde ;)
 

NorbertM

Hochzeitsapfel
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Und ich würde mich nicht immer auf "ein erfolgreiches Quartal" oder meinetwegen auch Jahr (ja ich weiß du hast von drei gesprochen) berufen. Das Momentum kann sich ändern

Diese Argumente habe ich schon 2011 einen langen Abend mit einem amerikanischen Tec-Journalisten diskutiert. Ich habe, jedenfalls bis heute, recht behalten.

Das die Update-Rate zurückgehen wird, liegt an der weit fortgeschrittenen Technik. Die Kundenbasis wird dadurch aber nicht kleiner, denn sie wächst kontinuierlich weiter.

Ich halte die Strategie von Apple für richtig, was nicht heißen soll, das sie auf ihrem Weg keine Fehler machen. Es kommt aber auf das Ganze an.
 
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Jan Gruber

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Ich kritisiere grundsätzlich auch nicht die langfristige Strategie sondern eben "einen Fehler auf ihrem Weg". Das aktuelle Line Up ist meiner Meinung nach einer. Was 2011 gewesen sein soll weiß ich nicht, aber ich will mich da auch nicht in die Reihe der "Apple is doomed" Apologeten einordnen. Ich find die Situation einfach unnötig schwer für Otto-Normal-Kunde.

Anders siehts für mich bei den Macs aus. Wenn ich so in die Unis, Coffee Shops, Entwicklerveranstaltungen und CCC Treffen dieser Welt sehe werden Macs dort, nachhaltig, weniger.