Manchester-Anschlag: Warum ich mich nicht daran gewöhnen will.

_macminimal

Melrose
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Dieses wichtige und wie so oft nur oberflächlich kurzzeitdiskutierte Thema "passt" nicht in ein Computerforum.

Absolut! Ich kann das Mitteilungsbedürfnis des Autors nachvollziehen, allerdings sorgt er so (mit) dafür, das das Thema auch wirklich bis in die allerhinterletzte Windung des Gehirns vordringt und einen auch bei politikfremden Arbeiten/Hobbys geistig lähmt.

Wenn es einen Bezug zu Apple und deren Produkten gibt, wie beispielsweise der politisch-wirtschaftlich getriebene Raubbau an Mensch und Natur für die Rohstoffe aus denen Apple seine Produkt fertigt, also über all das worüber wir hier reden und was wir "alle" kaufen, wäre ich dafür, andernfalls müsste quasi jedes politische Thema hier Erwähnung finden.

Das eine sinnvolle politische Debatte in sonst unpolitischen und daher (verdeckt) sehr gemischt bevölkerten Foren seltenst oder nie zustande kommt, sollte inzwischen bekannt sein.
 
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Haddock

Goldparmäne
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Ja, habe auch nicht behauptet, kam vielleicht so rüber. An deiner Aussage kann man aber gut erkennen, wie erstmal von einem islamistischen Terrorangriff ausgegangen wird. Der Frame wird direkt aufgemacht, obwohl es später gar nicht so ist.
Das wurde bereits Gestern so von den zuständigen Stellen kommuniziert.
 

jack_pott

Rheinischer Krummstiel
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Der Haupt-Denkfehler besteht darin, anzunehmen, dass Akzeptanz von Ereignissen, die Menschenleben kosten, automatisch mit dem Unterlassen jeglicher Bemühungen einher geht, die Anzahl der Opfer zu reduzieren.

Stimmt! Aber…
Wir haben als Gesellschaft z.B. voll und ganz akzeptiert, dass der Straßenverkehr eine höhere vierstellige Zahl Tote allein in Deutschland pro Jahr mit sich bringt - jedenfalls sehe ich weder Aufschreie oder emotionalisierte Debatten über diesen Fakt, noch löst jeder Unfall irgendwelche emotionsgeladenen Postings wie das hier zu lesende aus. Die Toten im Straßenverkehr sind nun mal Teil der Kosten des Individualverkehrs, die wir akzeptiert haben, um dessen Vorteile nutzen zu können.

… diese Analogie hinkt doch gewaltig. Wie du richtig sagst, sind das Unfälle. Einen gezielten Anschlag mit Unfällen gleichzusetzen halte ich doch für etwas gewagt. Hinter Unfällen steht keine Absicht. Würden gezielt Lenkungen ausfallen, sich Reifen lösen oder Bremspedale nicht funktionieren, wäre das Geschrei (zurecht) eben doch groß.

Im Kern stimme ich dir aber zu: man muss, allein schon aus psychischem Selbstschutz, lernen, damit umzugehen und dennoch das Mögliche und gesellschaftlich Verkraftbare unternehmen, um die Gefahr zu reduzieren.
 

Slartie

Macoun
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… diese Analogie hinkt doch gewaltig. Wie du richtig sagst, sind das Unfälle. Einen gezielten Anschlag mit Unfällen gleichzusetzen halte ich doch für etwas gewagt. Hinter Unfällen steht keine Absicht. Würden gezielt Lenkungen ausfallen, sich Reifen lösen oder Bremspedale nicht funktionieren, wäre das Geschrei (zurecht) eben doch groß.

Die Analogie diente rein zur Illustration meiner Aussage, dass es gewisse Risiken gibt, die man nur minimieren, aber nicht eliminieren kann, weshalb man sie rationalisiert und nicht emotionalisiert betrachten sollte. Gleichgesetzt wird hier gar nichts, das geht in der Tat auch meiner Meinung nach nicht, denn auf die entscheidende Limitation dieser Analogie gehe ich im nächsten Absatz ja auch gezielt ein:

In Sachen Umgang mit politischen Terror-Akten vermisse ich immer noch größtenteils genau diese Rationalität, obwohl sie gerade da mehr als angebracht wäre, weil sie – anders als beim Verkehrsunfall – dem Hauptinteresse der Akteure hinter derartigen Anschlägen zuwider läuft, welches ja gerade darin besteht, das Emotionsbarometer in der Gesellschaft so weit wie möglich ausschlagen zu lassen und Angst, Panik und Hass zu schüren. Mit emotionalen Reaktionen jeglicher Couleur spielt man diesen Interessen letztlich in die Hände. Terror-Akte werden dadurch nicht verhindert, ganz im Gegenteil: sie werden sowohl für die Hintermänner als auch potenzielle künftige Selbstmordattentäter um so attraktiver, je mehr Aufmerksamkeit ein erfolgreich verübter Akt aus der Gesellschaft auf sich ziehen kann.

Kurz gesagt: Autounfälle interessieren sich nicht dafür, ob sie medial und emotional hochgekocht werden oder nicht - sie passieren deshalb nicht häufiger oder weniger häufig. Terroranschläge werden gerade wegen der dahinterstehenden Absicht aber attraktiver, je mehr Aufmerksamkeit ihnen zuteil wird.
 

Michael Reimann

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Absolut! Ich kann das Mitteilungsbedürfnis des Autors nachvollziehen, allerdings sorgt er so (mit) dafür, das das Thema auch wirklich bis in die allerhinterletzte Windung des Gehirns vordringt und einen auch bei politikfremden Arbeiten/Hobbys geistig lähmt.

Wenn es einen Bezug zu Apple und deren Produkten gibt, wie beispielsweise der politisch-wirtschaftlich getriebene Raubbau an Mensch und Natur für die Rohstoffe aus denen Apple seine Produkt fertigt, also über all das worüber wir hier reden und was wir "alle" kaufen, wäre ich dafür, andernfalls müsste quasi jedes politische Thema hier Erwähnung finden.

Das eine sinnvolle politische Debatte in sonst unpolitischen und daher (verdeckt) sehr gemischt bevölkerten Foren seltenst oder nie zustande kommt, sollte inzwischen bekannt sein.

Doch genau und auch dafür ist dieses Blog da. Für Meinungen. Wir halten die News natürlich von politischen Beiträgen frei das bleibt auch so, aber hier im Blog geht es auch mal über den hohen Tellerrand.
 
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muffy

Kleiner Weinapfel
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Ich werde mein Leben nicht vom Terror beeinflussen lassen. Ich werde weiter auf Konzerte gehen, mich mit Fans und Freunden treffen und ich nehme gerne ein paar mehr Aufwände wegen erhöhter Sicherheitsmaßnahmen in Kauf. Das ist es, was ich tun kann und werde.

Eines werde ich nicht, mich dran gewöhnen.
Ich kann deine Wut verstehen, Michael. Ich würde aber sagen, dass ein "sich dran gewöhnen" unterschiedlich interpretiert werden kann. Es ist wohl die Frage, ob man sich dran gewöhnt im Sinne einer Gleichgültigkeit oder im Sinne eines Gegenhaltens. Beides geht mit einer Gewöhnung einher. Ich will damit sagen, dass z. B. Protest auch eine Form der (Um-)Gewöhnung sein kann.
Der Philisoph Prof. Dr. Herfried Münkler hat gestern in den Tagesthemen recht treffend formuliert, dass das Gegenhalten gegen die psychologischen Folgen von solch grausamen Terrorakten wohl die effektivste Form des Widerstandes sein kann.

In diesem Sinne ist deine Haltung sehr nachvollziehbar und auch zu unterstützen.
 
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Michael Reimann

Geschäftsführung
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Du hast Recht, das Wort "Gewöhnen" kann vielfältig interpretiert werden. Ich meinte es im Sinne von "nicht gleichgültig werden". :)
 

randomuser20

London Pepping
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Echt traurig was dort passiert ist. Mein Beileid an alle Eltern und Familien bzw. Angehörigen der Opfer.


[...]wie erstmal von einem islamistischen Terrorangriff ausgegangen wird. Der Frame wird direkt aufgemacht, obwohl es später gar nicht so ist.
Laut Medien und Untersuchungen der Polizei soll der IS für den Anschlag verantwortlich sein. Der Täter war wohl vorher in Syrien. Erstmal informieren, bevor man etwas schreibt
 
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Sauron

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Und heute hieß es, die IS Verantwortung wäre sehr fragwürdig. Also erstmal alle Fakten zusammentragen oder abwarten, bevor man andere voreilig runterputzt :)
 
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brigge

James Grieve
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Es is völlig egal, ob der IS dahintersteckt. Islamistischer Terror erwächst aus dem Islam und den extremen Unterschieden in der weltweiten Verteilung des Wohlstandes. Je mehr wirtschaftlich abgehängte Moslems in der westlichen Welt leben, desto mehr Terror und Gewalt wird es geben. Europa muß sich entweder schützen oder die Verteilung des Wohlstandes in der Welt muß neu erfolgen. Einen Mittelweg gibt es nicht (mehr). Also was ist einfacher?
 

klaus968

Klarapfel
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Peter Ustinov hat es schon 2003 auf den Punkt gebracht:

"DIE WELT: Und was halten Sie von dem Irak-Krieg?

Ustinov: Ich bin sehr dagegen. Vor allem können Sie keinen Krieg dem Terrorismus erklären, ohne selbst zum Terroristen zu werden. Ich denke, der Terrorismus ist ein Krieg der Armen und der Krieg ist der Terrorismus der Reichen. Der Krieg ist kein Mittel im Kampf gegen den Terrorismus. Da muss man Ermittlerarbeit führen. Das ist der einzige Weg zur Terrorismus-Bekämpfung."
https://www.welt.de/print-welt/article689952/Der-Krieg-ist-der-Terrorismus-der-Reichen.html

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist, wie wir hier mit dem Islam umgehen.

Da gibt es einen Kommentar von Hamad Abdel-Samad:

"...Niemand will seine Komfortzone verlassen. Muslims bestehen darauf, dass Terror nichts mit ihrer Religion zu tun hat, und westliche Politiker wiederholen das selbe Mantra nach jedem Anschlag: „Dies ist ein Anschlag gegen unsere Freiheit. Wir werden den Terroristen nicht erlauben, unsere Art zu leben zu ändern“, aber sie verkaufen weiter Waffen an Saudi-Arabien.

Aber, wisst ihr was? Die Terroristen haben eure Art zu leben längst geändert. Schaut euch eure Flughäfen an und eure Regierungsgebäude, die von schwerbewaffneten Soldaten umgeben sind! Die Terroristen haben Angst in die Herzen von Millionen gepflanzt. Sie haben euch so in Furcht versetzt, dass ihr euch nicht einmal traut, eine Mohammed-Karikatur zu veröffentlichen.

Sie greifen nicht nur eure Freiheit an, sondern missbrauchen sie, sich frei bei euch zu bewegen und ihre Ideologie frei zu verbreiten, sogar in euren Schulen. Wenn das euer Lebensstil ist, den ihr nicht ändern wollt, dann seid ihr ein hoffnungsloser Fall. Dann habe ich keine Zeit für Kommentare, bloß um eure Sendezeit zu füllen.

Europa gibt sich selbst auf. Ich kämpfe nicht mehr für euch. Ich werde nur für mich selbst kämpfen, für meine Freiheit zu sagen, was ich sagen will, wie ich es sagen will und wo."
https://www.tichyseinblick.de/daili...ten-haben-euren-lebensstil-laengst-geaendert/
 
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dataminer

Roter Delicious
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Hallo Michael!

"direkten und markigen Worte" sind die einzigen, die die Situation richtig beschreiben. Sie kommen von Herzen und sind nicht durch irgendwelche Doktrin "durchgeschubbelt"! Im übrigen pflichte ich dir absolut bei.
 
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Butterfinger

Kaiser Alexander
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Dieser Anschlag ist nicht im Namen Gottes, Allahs oder irgend einer anderen Gottheit erfolgt. Keine Religion dieser Welt rechtfertigt Massenmord.
Das passt zwar nicht ins Forum hier, also der Beitrag, aber Geschichte wiederholt sich leider oder holt uns ein. Damals bei den Kreuzzügen war es nicht anders. Vor Jahren gab es noch Kämpfe in Nordirland (IRA). Aktuell bekämpfen sich Schiiten und Sunniten. Schaut nach Nigeria und dem Boko Haram. Türkei und das Thema mit den Kurden.

Wenn schon auf diese Themen eingegangen wird, dann vollständig. Was passiert Tag täglich in Syrien, wieviele unschuldige Kinder und Jugendliche leiden oder verlieren ihr Leben oder die Familie. Was war mit den unschuldigen Mädchen in Nigeria? Da gibt es viele Themen weltweit.

Ich erinnere an die Anschläge in Frankreich. Überall gab es dann Solidaritätsbekundungen und "Pray for" Bilder, Wahrzeichen würden in den Landesfarben beleuchtet. Als in der Türkei Bomben in Diskotheken hochgingen gab es das nicht. Die politische Lage dort ist fragwürdig und bedenklich aber die unschuldigen Opfer haben damit nichts zu tun.

Gewöhnung bedeutet in letzter Konsequenz auch Akzeptanz.
Dieser Satz sagt es an sich. Syrien, Iran, Nigeria, Ukraine, Türkei.... daran haben wir uns gewöhnt. Ist ja weit weg, außerhalb der Komfortzone.
 
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dsquared

Alkmene
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Zynisch wenn man nato mitglied ist und selber waffen exportiert. Wer ist heutzutage noch für abrüstung, frieden und völkerverständigung.

Europa als festung des wohlstands. In mumbai und nahen osten passiert sonst auch nix besonderes mehr. Isso
 

jack_pott

Rheinischer Krummstiel
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Kurz gesagt: Autounfälle interessieren sich nicht dafür, ob sie medial und emotional hochgekocht werden oder nicht - sie passieren deshalb nicht häufiger oder weniger häufig. Terroranschläge werden gerade wegen der dahinterstehenden Absicht aber attraktiver, je mehr Aufmerksamkeit ihnen zuteil wird.

Das gebe ich dir absolut Recht. Das ist die Crux an der ganzen Sache. Man kann ja auch nicht nicht berichten. Wie es gefühlt bisher oft läuft – 100 Brennpunkt-Sendungen, Diskussionrunden und Sondersendungen, danach alles wie immer – geht's aber irgendwie auch nicht.
 
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_macminimal

Melrose
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Doch genau und auch dafür ist dieses Blog da. Für Meinungen. Wir halten die News natürlich von politischen Beiträgen frei das bleibt auch so, aber hier im Blog geht es auch mal über den hohen Tellerrand.

Wie gesagt ich spreche dir nicht ab dich dazu zu äußern. Sobald du es jedoch hier (auch der Editor.Blog gehört dazu, es taucht hier auch in den Übersichtsseiten auf) tust, trägst du ein fachfremdes Thema in diese weitestgehend "Non-Politics-Enklave". DAS war meine Aussage und die bezieht auf die These "ist so schlimm, muss mich äußern, Thema lässt uns nicht los, ...". Zudem muss man sich ernsthaft die Frage stellen ob eine Debatte (hier) wirklich zu etwas führt.
 
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