Verwaltung mit Capture One Pro 7 - in Katalogen oder Ordnern

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Seid ein paar Wochen benutze ich Capture One für die RAW-Entwicklung und Verwaltung der Bilder. In der neuesten Version ist C1 um die Funktionalität von Kataloge erweitert worden. Nun kann man die Bilder in den Katalogen selbst oder in einer vorhandenen Ordnerstruktur speichern.

Mich würde mal interessieren wie ihr das so macht?

Welches ist wohl die beste Strategie?

VG, Hagbard
 

nggalai

Roter Stettiner
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Sorry, erst jetzt gesehen. ;)


Ich verwende die Kataloge nicht, sondern bleibe beim „alten“ Workflow mit den Ordnern. Das hat folgende Gründe:



  1. Die Katalogfunktion ist bei meinen Dateien noch buggy – Verschlusszeiten werden nicht angezeigt, das Importieren vieler Bilder lässt CO7 in eine Endlosschlaufe rutschen und so weiter.
  2. CaptureOne hat nur rudimentäre Katalogfunktionen, die mir aber wichtig sind. Zum Beispiel Dubletten-Finden oder fehlende Bilder aufspüren.
  3. Ich verwende eh MediaPro als DAM. Da sind einige Sachen deutlich bequemer gelöst, z.B. das Verschlagworten oder das Erstellen von Kontaktabzügen/Online-Galerien.



Leider unterstützt MediaPro noch immer nicht die Render-Engine von CO7, die nächste Version (1.4) ist aber bereits in der Beta-Phase. Ich hatte zuerst Sorgen, dass PhaseOne MediaPro einstellen könnte – aber die Katalogfunktion in CO7 ist nicht als Ersatz gedacht, sondern als Wahlmöglichkeit passend zur eigenen Arbeitsweise, z.B. im Betrieb mit Notebook und stationärem Rechner oder Multiuser-„Sessions“ via NAS.


Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Super vielen Dank Sascha für Deine Antwort :)

Ich habe vorher mit Apples Aperture gearbeitet, hier dauerte mir aber die Entwicklung zu lange und ich nutzte die Chance als letztes Jahr 50% Rabatt gab und habe C1 sowie Media Pro angeschafft. Bei Aperture hatte ich alles in den Katalogen, das war dahingehend unklug als das sich der Umstieg auf C1 V6 etwas schwirig gestaltete.

So weit so gut, seit dem C1 die Kataloge anbietet würde ich die auch gern nutzen, bin mir aber wie gesagt nicht sicher wie...
Der Vorteil von einer Katalogdatei ist ja das diese sozusagen Atomar ist, d.h. man diese Verschieben und sie funktioniert trotzdem, wenn man die Bilder innerhalb des Kataloges speichert.

Wie sieht denn ein logischer Workflow aus, der C1 & MP nützlich vereint? Das hat sich mir bisher noch nicht erschlossen...

Danke, Torsten
 

nggalai

Roter Stettiner
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Moin Torsten,

ich kann dir mal meinen „Workflow“ schildern. Der Vorteil von getrenntem DAM und RAW-Entwickler ist aber, dass man sich selbst was zusammenstricken kann, wie’s gerade passt. Aber das hier hat sich so nach bald einem Jahr bei mir festgesetzt.


Anwendungsszenario.
Ich verdiene einerseits mit Fotoreportagen im Bereich Events/Kultur Geld, habe aber einen Haufen „Kunst“-Projekte selbständig am laufen. Und dann mache ich natürlich auch rein private Bildli.

Auftragsarbeiten heißt: Es ist nicht so wichtig ist, dass ich bereits gelieferte Bilder mit einem neuen RAW-Entwickler „besser“ rendern oder nach Monaten nochmals überarbeiten kann. Die Bilder sind geliefert und abgegolten, ich kann die anschließend höchstens noch für meine Mappe verwenden.

Bei den eigenen Projekten sieht es etwas anders aus, aber auch dort verfolge ich meistens den Ansatz, dass der „Abzug“ final ist und ich nicht (viel) später nochmals drübergehe.


Ablauf, Kurzfassung.
Bilder mit CaptureOne in Session-Ordner importieren und bearbeiten. Dann an MediaPro übergeben und verschlagworten. Metadaten zurück nach CaptureOne schicken und Bilder ausgeben. Verwaltung der Bildersammlung ausschließlich in MediaPro, nicht in CaptureOne oder gar der Ordnerstruktur.


Ablauf, Langfassung.


  1. (Fakultativ) Bilder mit OSX ImageCapture von SD-Karte in Import-Ordner auf SSD laden.
  2. (Fakultativ) GPS-Daten mit myTracks in Originale einbetten.
  3. CaptureOne: Bilder aus dem Import-Ordner in einen neuen Session-Ordner auf der SSD importieren (einen Ordner pro Import), dabei Standard-Preset anwenden (Copyright und meine Standard-Entwicklungseinstellungen). Falls ich keinen GPS-Tracker am laufen hatte direkt von der SD-Karte importieren.
  4. Bilder in CaptureOne sichten, Mist löschen und „Schlüsselbilder“ einer Serie mit 4 Sternchen versehen, weitere gute Bilder einer Serie mit 3 Sternchen versehen.
  5. Schlüsselbilder in CaptureOne bearbeiten.
  6. Entwicklungseinstellungen der Schlüsselbilder auf die dazugehörigen Serien-Bilder kopieren.
  7. Die 3*-Bilder gegebenenfalls etwas nachjustieren.
  8. Bilder nochmals durchgehen: 5* für wirklich tolle Bilder, 3-4 für gute, 2 für okay-Bilder. Was keine 2* bekommt wird gelöscht.
  9. Alle verbleibenden Bilder in CaptureOne markieren, dann Rechtsklick und „Add to MediaPro catalog“ anwählen.
  10. In MediaPro entweder bei Auftragsarbeiten die Bilder in eine „Collection“ mit Kunde/Auftrag sammeln, oder den einzelnen eigenen Projekt-Sammlungen zuordnen.
  11. Alle Bilder mit Location-Informationen versehen, bei Veranstaltungen Event in den Metadaten abfüllen.
  12. Falls Namen der Personen in den Bildern bekannt, Namen in den Metadaten eingeben.
  13. Alle Bilder grob verschlagworten. Ich verwende keine hierarchischen Schlüsselwörter, das geht also recht fix.
  14. Bilder durchgehen: Die, die ich abgeben bzw. veröffentlichen möchte bekommen eine gelbe Flagge.
  15. Nach gelben Flaggen filtern und diesen Bildern eine sinnvolle „Caption“ vergeben.
  16. Filter aufheben, alle Bilder markieren und mit Action -> Sync Annotations alle Metadaten in XMP schreiben.
  17. Ausgabe dann in CaptureOne: Bilder anwählen, Rechtsklick, „Load Metadata“ und dann mit den nötigen Rezepten in den Output-Ordner der Session rendern.
  18. SD-Karte in der Kamera formatieren. Nie vorher.

Mit CaptureOne 6 und MediaPro habe ich Web-Galerien direkt aus MediaPro erstellt. Das ist z.Z. nicht möglich, entsprechend verwende ich in CO7 die „Contact Sheet“-Funktion, mehr schlecht als recht. Bisher hat noch niemand gemault, aber ich bin froh, wenn MediaPro wieder mit der Render-Engine von CO7 „kann“.

Am 1. jedes Monats verschiebe ich die Bilder innerhalb von MediaPro von der SSD auf die Archiv-HDD. MediaPro verschiebt auch die ganzen CaptureOne-Einstellungen und XMP-Dateien.

Der Ordner des letzten Monats auf der SSD beinhaltet anschließend nur noch die CaptureOne-Ordnerstruktur und den Inhalt von Trash und Output. Dieser Session-Ordner wird dann gelöscht und für den neuen Monat ein frischer angelegt. So habe ich dann, wenn ich’s brauche, die Leistung des eher kleinen SSD, ohne dass es schon nach wenigen Monaten voll ist.

Der ganze Ablauf ist dann „natürlich“ noch x-fach mit Backups versehen. Ein gebranntes Kind … :D


Hilft Dir das weiter?

Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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WOW - vielen Dank Sascha, sowas ist heutzutage nicht an der Tageordnung das jemand sein Wissen teilt, Danke!

Ich habe jetzt leider keinen Zugriff auf die Programme, es tauchen bestimmt weitere Fragen auf, gerade was das hin- und hergeben der Dateien zwischen den Programmen betrifft. Eine Frage drängt sich mir jetzt schon auf: Hast Du nur einen MediaPro Katalog?

Und ja, Dein Beitrag war und ist sowas von Hilfreich für mich :)

Gruß Torsten
 

nggalai

Roter Stettiner
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Kein Problem Torsten, Illuminatus!-Fans helfe ich doch gerne. ;)

Ich habe mehrere MediaPro-Kataloge, aber einen „Hauptkatalog“. Verwendet man innerhalb von CaptureOne die „Add to MediaPro Catalog“-Funktion, werden die Bilder an den gerade offenen Katalog durchgereicht, bei mehreren offenen an den „vordersten“. Läuft MediaPro nicht, gehen die Bilder in den Katalog, der das letzte Mal offen war.

Die Aufteilung der Kataloge ist hier wieder der Auftrags-Sache geschuldet – aber war mit ein Grund, dass ich Lightroom fallengelassen habe. Manchmal sind Kunden etwas … speziell und haben Mühe damit, beim Blick auf den Bildschirm noch die Sammlungen anderer Kunden, gegebenenfalls Konkurrenten, in der Seitenleiste zu sehen. Also bekommen kritischere Situationen einen eigenen Katalog und gut ist.

Der Hauptkatalog ist aber auch noch weit von den Grenzen von MediaPro entfernt und läuft performant wie eh und je. Ein paar Betas haben ihn immer mal wieder zerschossen, aber das lässt sich leicht flicken, und eben: Backup ist eh Pflicht.

Cheerio,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Vielen Dank Sascha :)

Jetzt wo Du es sagst muß ich mir doch glatt die DVD von 23 mal wieder ansehen ;)

Ich glaube ich muß mich mal so richtig mit MediaPro auseinandersetzen, vor allem mit einem gescheiten Workflow. Du hast mir schon einige gute Tipps geliefert. Trotzdem tauchen immer wieder Fragen bzw. Unklarheiten auf, so z.Bsp.:


  • Warum importiert man die Bilder nicht zu erst in MediaPro?
  • Wie weise ich in MediaPro den Bildern Schlagwörter hinzu?
  • Kann MediaPro beim physischen verschieben von Bildern dies in einem Katalog selbst aktualisieren?

Gerade zu der Sache mit den Schlagwörtern habe ich mich gestern Abend kaputt gesucht, ist sicher simpel aber ich hatte wohl Tomaten auf den Augen... :cool:

Gruß Torsten
 

nggalai

Roter Stettiner
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Moin Torsten,


MediaPro braucht ein bisserl Einarbeitung, aber tut dann so, wie es soll. Gibt’s ja auch schon ein Weilchen; zuerst als iView Media, dann von Microsoft aufgekauft und als Expression Media rausgejasst, dann von PhaseOne aufgekauft und als MediaPro im Handel … ;)

Zu Deinen Fragen:


  1. Ich importiere die Bilder mit CaptureOne, weil ich CaptureOne vor MediaPro im Einsatz hatte. Also vorwiegend Gewohnheit..
  2. Zu den Schlagwörtern siehe den Screenshot. :) Das geht auch mit mehreren markierten Bildern gleichzeitig. Schlüsselwörter-Vocabs können im XML-Format importiert werden, falls Du’s gerne normiert hast.
  3. Ja, MediaPro merkt, wenn Bilder fehlen bzw. wo anders liegen. Die kann man dann mit ein paar Klicks neu der Arbeitskopie innerhalb von MediaPro zuordnen. Ordner-Sync geht auch, i.e. MediaPro kann beliebige Ordner „beobachten“, um Änderungen zu bemerken. Das lässt sich dann auch noch mit AppleScript auswerten – manche Leute/Studios haben ziemlich komplizierte „Workflows“ und Automatismen für MediaPro gebastelt. Das oft zitierte „The DAM Book: Digital Asset Management for Photographers“ von Peter Krogh (Verlag: O’Reilly) gibt’s praktisch nur wegen des MediaPro-Vorgängers „Expression Media“.

Zu 2 noch: Du kannst mit dem Icon oben rechts (auch eingekreist) auswählen, welche Felder/Bereiche Du gerne hättest. Ich habe die ganzen Agentur-Felder deaktiviert, da ich die nicht brauche. Falls der Bereich „Keywords“ bei Dir nicht erscheint, kann es sein, dass er deaktiviert ist – dann kannst Du ihn über das Icon wieder anschalten.

Screen Shot 2013-01-31 at 07.53.28 PM.PNG


Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

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Hallo Sascha,

hab vielen vielen Dank für Deine Antwort, vor allem auch für den Screenshot :)

Sorry das ich mich erst jetzt melde, aber in der Zwischenzeit ist mein neuer Mac mini eingetroffen und heute die 16 GB RAM. Erst heute habe ich dann auch auf dem neuen Gerät die Software installiert und bin nach neuem Schema viel mehr Freund von C1 & MP :-D

Ein weitere Frage ist nun aufgetaucht: Kann man MP so konfigurieren, das die Bilder (RAW) nicht immer neu gerendert werden? Oder kann man die Größe der Vorschaubilder festlegen, um eine schnellere Ansicht der Bilder zu erleben? Ich kenne das aus Apples Aperture so das die Bilder beim durchsuchen mehr oder weniger sofort da sind. Hier in MP startet jedes Bild zunächst verpixelt, auch wenn ich es eben gerade erst angesehen hatte und muss neu gerendert werden.

Beste Grüße zum Wochenende,
Torsten
 

nggalai

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Moin Torsten,

das kannst du unter „Thumbnails and Previews“ im Edit-Menü einstellen. MediaPro zeigt standardmäßig die während des Imports generierten Preview-Bilder, die sofort da sind, aber wenn die Auflösung zu gering ist, rendert es die RAW neu.

Am 21er iMac habe ich in dem Menü „Create full screen previews“ angewählt, und bei der Größe „1280 pixels“ eingestellt, Quality „High“. Und dann „Display previews at all times“, damit MediaPro nicht versucht, eingebettete Vorschaubilder hochzurechnen oder gleich das RAW jedes Mal neu zu rendern.

Das dauert beim Import ein bisserl länger, aber dafür kann ich Bilder auch dann in vernünftiger Auflösung sichten, wenn das Datengrab mal nicht angeschlossen ist.


Aber ja, das gehört eigentlich ins „Einstellungen“-Menü. Hier arbeitet PhaseOne am offensichtlichsten noch Microsoft-Altlasten ab; die Einstellungen sind kreuz und quer im ganzen Programm verteilt. Bin da auf die 1.4 gespannt, auch wenn ich denke, DAS sinnvoller zu gestalten wird noch bis 2.x dauern …

Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Wunderbar, Du bist mein Retter - vielen Dank Sascha :)

Ich glaube diese Versteckte Einstellung hätte ich nie gefunden…

Da ich vor einem 24" Monitor sitze habe ich die Vorschaugröße auf 1920 eingestellt, sonst sehen die Bilder irgendwie zu klein aus bei einer Diashow, ich hänge mal einen Screenshot der Einstellungen an, nicht das ich einen falschen Haken gesetzt habe :cool:

Vielen Dank,
Torsten
 

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nggalai

Roter Stettiner
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Ja, das passt so. Gut!


Die verstreuten Einstellungen sind mir auch heute noch ein Graus, obwohl ich doch schon lange mit MediaPro arbeite. Mal stellt man was direkt in der Benutzeroberfläche ein (z.B. welche Felder angezeigt werden sollen), mal im üblichen Einstellungen-Menüpunkt, dann plötzlich im „Bearbeiten“-Menü … Hier ist es besonders unlogisch, denn welche Render-Engine verwendet werden soll – die von PhaseOne oder die des Betriebssystems – wird unter Einstellungen -> Media Rendering bestimmt. Weshalb da ned auch gleich die Thumbnails und Previews justiert werden können weiß wohl nicht mal PhaseOne. :D
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Da fällt mir ein Stein vom Herzen, dann habe ich wenigstens die Hürde mit den Vorschaubildern mal erklommen.

Was mir nun noch fehlt ist die Ansicht der bearbeiteten Bilder, oder geht das gar nicht? Wäre ja auch verständlich, da es sich um verschiedene Programme handelt, man ist es halt so gewöhnt von Aperture & Lightroom.

Oder legt man sich fertige exportierte Bilder in ein separates Archiv?
 

nggalai

Roter Stettiner
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Moin moin,


MediaPro 1.3x unterstützt nur die CaptureOne6-Engine. Bilder, die du damit bearbeitet hast, sollten mit Änderungen angezeigt werden.


Unterstützung für die neue Render-Engine von CaptureOne7 kommt mit der Version 1.4, aber die ist immer noch in der Betaphase. PhaseOne will noch einen Haufen weiterer Sachen flicken und anpassen, deshalb dauert’s länger.


***




Es gab einen Haufen Diskussionen dazu, weshalb sie nicht einfach einen „Bugfix“ nur mit der neuen Render-Engine rausjassen, die Erklärung lässt sich aus der Geschichte von PhaseOne und einigen Äußerungen zu CaptureOne der letzten Wochen ableiten:


PhaseOne ist ein Hardware-Hersteller, die Software wird primär für ihre Mittelformat-Kameras und -Backs entwickelt. Leute mit 20.000+ Euro Kameras im Studio tendieren nicht dazu, schnell zu wechseln oder ihren „Workflow“ kurzfristig zu überarbeiten. Die gesamte Installation, Arbeitsplätze, Schulung und so weiter kosten ein Vielfaches davon. „Never change a running system“; selbst ein Update auf OSX 10.7 ist da oft schon ein Riesenthema. Aktuell häufen sich zu einigen der neuen IQ-Backs Anfragen, ob Versionen mit Firewire kommen werden, da man USB3 ned an den Capture-Rechnern verbaut habe.


Also eher … konservative Kundschaft.


MediaPro ist für PhaseOne ein neues Produkt – selbst die Bestandskunden, die bereits ExpressionMedia einsetzten, benötigen also die Render-Engine nicht zwingend: Sie haben meist eh den von CaptureOne 3-6 gewohnten Ablauf mit den Sessions und den „Selects“ und „Output“-Ordnern, haben also damals ein Jahrzehnt oder so nur die fertigen „Assets“ im JPEG- und TIFF-Format katalogisiert, die Originale unverändert abgelegt. So wie das Negativarchiv eines analogen Fotografen. Hauptsache, man findet die Originale wieder, falls man die mal braucht, was zählt sind die gelieferten „Abzüge“, und das sind auch die, die man wieder finden will.


Die Konzepte von Lightroom und Aperture sind in dem Bereich oft noch immer nicht verbreitet. Als Hasselblad ankündigte, dass sie die neuen Kameras mit Lightroom bundlen, betonten sie auch gleich, dass die eigene Software Phocus (die ähnlich wie CaptureOne6 einfach ein RAW-Entwickler ohne Bibliothek ist) natürlich auch weiterhin angeboten wird.


Jetzt kann man sich fragen, weshalb denn CaptureOne überhaupt was anderes als die eigenen Backs unterstützt. Da gibt’s zwei Gründe für: Erstens stehen auch in größeren Studios nicht NUR Mittelformatkameras rum, viel macht man auch mit Kleinbild, oder die Agentur bietet auch Hochzeitsfotografie oder Berichterstattung/Dokumentation an (Kleinbild und Crop). Es hatte also Sinn, dass PhaseOne auch andere Kameras unterstützte – dann haben die Leute den „Workflow“ wie gewohnt, egal, welche Kamera sie verwenden. Und man konnte auch gleich noch Kleinbild-Studios und Hobbyisten abgreifen.


Letzteres rächt sich für PhaseOne: Neben den Mittelformatkunden haben’s seit ein paar Jahren nicht nur die kleineren Fotostudios, dank den Heft-CDs und Rabatt-Angeboten eben auch noch die Enthusiasten am Hals. :D Dann wird plötzlich die XPro-1 zum Thema, als Zweitkamera zur Kleinbildkamera, oder die Leica Monochrom, die im Studioalltag keine Rolle spielt, und überhaupt kommen in dem Bereich viel öfters neue Kameras raus, die unterstützt werden wollen. Und dann maulen die Kunden natürlich, wenn das nicht sofort klappt.


Hasselblad hat es sich da einfacher gemacht: Hey, unsere Software gibt’s noch, aber wenn du eh verschiedene Kameras verwendest, wir bundlen auch Lightroom, und das kommt auch mit Unterstützung für unsere Mittelformat-Kameras, also richte dich so ein, wie’s Dir ins Konzept passt.


PhaseOne funktioniert da traditionell anders, und es wird sich zeigen müssen, ob sie auf Dauer damit klar kommen werden. Dass CaptureOne jetzt auch rudimentäre Katalogfunktionen mitbekommt finde ich in der Hinsicht gut, reichen sie doch für sehr viele Leute dicke aus, die sich Lightroom oder Aperture gewohnt sind. Wenn sie mal sauber funktionieren, natürlich. Ich bin gespannt.


Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Endlich komme ich dazu eine Antwort zu verfassen - vielen Dank Sascha für Deine ausführlichen Ausführungen :)

Wenn die Hoffnung besteht, das MP mal wieder C1P7 Files anzeigen kann, dann ist das ja eine Sache auf die man aufbauen kann.

Allerdings ist es im Moment schwierig einen Workflow zu finden, ohne die Katalogfunktion von C1 - oder drehe ich mich schon wieder im falschen Kreis? Wenn ich Bilder in C1 bearbeitet habe so sehe ich das momentan in MP nicht, also erscheinen sie so als müsste ich sie noch bearbeiten. Anders herum könnte ich völlig in C1 bleiben, dort Katalogisieren und Verschlagworten, dann würde ich in einer gefilterten Suchansicht auch fertige Bilder sehen. Dann stellt sich die Frage:

Wozu habe ich MP überhaupt erworben ;)

Seid 2005 fotografiere ich Digital, war damals noch Windows User, habe mit Adobe Bridge begonnen und landete bei Lightroom. Im Mac Lager 2009 angelangt behielt ich erst mal LR bei und wechselte dann auf Aperture nach dem das im MacAppStore günstig zu bekommen war. Seid einiger Zeit ist dort stillstand und ich sah mich erneut um. Durch das 50% Rabatt Angebot landete ich bei C1 und nahm zu dem Preis gleich MP mit :)

Nun möchte ich eigentlich mal bei etwas bleiben, habe mich schon sehr an die Programme gewöhnt, aber wirklich noch keinen richtigen Workflow Plan, insbesondere da es nun noch diese kleine Darstellungshürde gibt.

Aber trotzdem schon einmal vielen Dank für Deinen Super Support!

Gruß Torsten
 

nggalai

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Moin Torsten,


ich kann Dich gut verstehen – ich wechselte ständig zwischen Lightroom und der PhaseOne-Software hin und her, das letzte Mal gerade im Dezember 2012, dann im Januar wieder zurück zu CaptureOne. :D Solche Wechsel sind hier nicht sooo schlimm, da ich die Bilder nicht großartig bearbeite, eher optimiere – und Schwarzweiß eh mit TIFF-Kopien in SilverEfex mache. Metadaten bleiben ja erhalten.


MediaPro ist eine „richtige“ Mediendatenbank, ein „Digital Asset Management System“ oder DAM. MediaPro verwaltet x verschiedene Bild-, Audio- und Videoformate und kann auch mit PDF umgehen. Der Katalog von CO-7 kann dagegen nur mit Bilddaten umgehen, und da auch nur eingeschränkt – „echte“ Graustufen-TIFF (nicht RGB) kann CO-7 nicht mal anzeigen, geschweige denn bearbeiten.


Der Katalog von CaptureOne ist sehr rudimentär gehalten; selbst solche essentiellen Dinge wie Dubletten-Suche oder das (Wieder-)Auffinden von verlorenen Bildern sind noch nicht drin. Andere Medienmanagement-Funktionen fehlen auch. Kurz aus dem Kopf, was ich in MediaPro doch immer wieder mal brauche:



  • Batch-Rename, um eine Reihe von Bildern sinnvoll umzubenennen.
  • Web-Galerien erzeugen und gleich via FTP auf den Server laden.
  • Metadaten selektiv über x Bilder synchronisieren.
  • Datum/Zeit von Bildern ändern (wichtig für Scans, die man erst später macht).
  • „Show Similar…“ – findet ähnliche Bilder in der Datenbank. Die Auswahl ist manchmal WTF?, aber stößt auch Gedanken an.
  • Auch mit ein paar zehntausend Dateien schnell; CaptureOne wird hier am iMac schon mit 100 oder so schnarchlahm.
  • Einfachere Eingabe von Metadaten sowie freiere Katalogfelder wie z.B. Personen und hierarchische Orte. Taggen einfach via Drag-and-Drop.



Hat also schon seine Daseinsberechtigung. ;)


Da die 1.4 demnächst rauskommt fällt auch das Problem mit den Vorschaubildern weg. Ich bin jedenfalls gespannt, wie’s weitergehen wird …


Cheers,
-Sascha
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Hallo Sascha,

global denke ich auch das MediaPro definitiv Stärken hat, bzw. Vorteile gegenüber einer Kombilösung.

Je nach Gewohnheit könnte man sich ja ein Workflow-Konstrukt stricken das gut passt :)

So kann man mit MediaPro z.B. fertige Dateien, garantiert und gemischt als JPG, TIFF, PNG etc. anzeigen. Vielleicht sogar in spezifischen Formaten diverser EBV Programme - das werde ich mal noch testen.

Ich bin auch sehr gespannt wie das weiter geht...

Eine zus. LR Lizenz werde ich mir nicht kaufen, falls Aperture4 doch noch raus kommt, werde ich eventuell upgraden, aber das steht noch in den Sternen, eigentlich macht C1 einen sehr guten Job im Verhältnis zu den anderen beiden.

Grüßle vom Torsten
 

nggalai

Roter Stettiner
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Nur als Hinweis: MediaPro 1.4 ist jetzt draußen, incl. CO7-Engine. Und tut hier rund. :)
 

Hagbard Celine

Bismarckapfel
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Danke für den Hinweis, habe ich doch gleich mal den Download-Button gedrückt :D