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LaTeX - Ein nichttechnischer Überblick

awk

Clairgeau
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Häufig herrscht Konfusion über Fachbegriffe oder die Funktion einzelner Bausteine, die zusammen ein fertiges Dokument ergeben. Ziel dieses Beitrages ist es, LaTeX-Einsteiger durch den Begriffe-Dschungel zu lotsen, dabei nehme ich der Einfachheit halber Ungenauigkeiten in Kauf.

Ich setze voraus, dass ihr an dieser Stelle wisst, dass man mittels LaTeX ein Dokument erzeugen kann. Aber wie funktioniert das in der Praxis und was benötigt man dazu?

Um diesen Fragen nachzugehen, halten wir uns an eine weit verbreitete Distribution, MacTeX. MacTeX könnt ihr euch als Bündel verschiedener Programme vorstellen - Programme die entweder essentiell sind oder euch auch einfach nur die Arbeit erleichtern. Anders ausgedrückt: es werden alle für den Einstieg nötigen Programme installiert und eingerichtet.

Was beinhaltet MacTeX im Detail und wozu benötige ich es?


1. LaTeX itself, das Grundsystem

Wie ihr sicherlich wisst, besteht ein LaTeX-File aus dem eigentlichen Inhalt des Dokumentes und aus Anweisungen, die sich auf die Formatierung auswirken. LaTeX erkennt diese Anweisungen und erstellt auf deren Grundlage das gewünschte Dokument.
LaTeX ist ein Kommandozeilenprogramm, d.h. es wird über das Terminal bedient.


Abb. 1 LaTeX im Terminal

In diesem Beispiel wurde Mittels eines beliebigen Texteditors (z.B. TextEdit) ein LaTeX-File Namens "Beispiel.tex" erstellt und am Desktop abgelegt. Per Befehl latex Pfad wurde LaTeX mittgeteilt, dass es aus diesem LaTeX-Dokument doch bitte ein fertiges Dokument erstellen soll (siehe 1. Markierung). Die danach folgenden Zeilen sind die- für uns im Moment uninteressante- Antwort. Wichtig hingegen ist, dass ein Output generiert wurde (siehe 2. Markierung) und dass wir uns nähere Details (wie Fehlermeldungen) im Dokument Beispiel.log ansehen können (siehe 3. Markierung).

Ich halte fest: man benötigt das LaTeX-Grundsystem und einen Texteditor. Erwähnenswert an dieser Stelle ist, dass das von MacTeX installierte LaTeX-Grundsystem schon eine Vielzahl an Paketen bereitstellt, sodass man diese im Nachhinein nicht nachträglich installieren muss.

2. TeXShop

Ich hoffe, ihr habt euch von dem kurzen Ausflug in die Terminal-Welt nicht abschrecken lassen, denn ihr könnt beruhigt sein: die meisten LaTeX-User verwenden weder das Terminal zum Übersetzen, noch wird ein normaler Text Editor verwendet.
Zwecks Arbeitserleichterung setzt man auf eine grafische Bedienungshilfe, in diesem Fall wird TeXShop eingesetzt.
Nun, wie kann mir TeXShop helfen? Zum einen unterstützt euch ein guter (erweiterter) Editor beim Erstellen eines Dokumentes, in dem er Syntax-Highliting beherrscht und euch gewisse Anweisungen per Maus einfügen lässt:


Abb. 2 TeXShop

Wie ihr hier sehen könnt, sind Anweisungen in Blau dargestellt, Kommentare in Rot und Klammern in Grün (Syntax-Highliting). Gleichzeitig bietet TexShop per Menü die Möglichkeit schnell auf häufig verwendete Anweisungen zurückzugreifen, in diesem Fall würde das bedeuten, dass man nicht jedes Mal \chapter schreiben muss, sondern es einfach mit der Maus ausgewählt werden kann.

Zum anderen kann man aus dem Editor heraus das Dokument setzen, sprich das LaTeX-File mit Hilfe von LaTeX zu einem fertigen PDF verwandeln. Zusätzlich werden etwaige Fehler direkt in dem Editor angezeigt und nicht nur in ein Log-File geschrieben (vgl. Makierung 3 in d. Abb. 1), wodurch die Fehlerbeseitigung deutlich beschleunigt werden kann:


Abb. 3 TeXShop Fehler

LaTeX wird bei TeXShop mittels des am Bildes gut zu erkennenden Buttons "Setzen" aufgerufen. Das Ergebnis, ein PDF, wird im selben Ordner wie das LaTeX-File zusammen mit anderen generierten Hilfsdateien abgelegt. In der obigen Abbildung sehen wir wie ein Editor bei der Fehlersuche behilflich sein kann: eingerahmt der eigentliche Fehler, LaTeX kennt die Anweisung \maketitl nicht (natürlich, es fehlt am "e" am Ende). Durch einen Klicke auf "Gehe zu Fehler" wird die entsprechende Zeile im Latex-File farbig unterlegt.

Ihr wisst nun, dass ein Editor euch bei der Bedienung unterstützt. Die grundlegendsten Möglichkeiten eines Editor habe ich euch aufgezeigt, es lohnt sich, verschiedene Editoren zu testen, da sich diese erheblich in der Philosophie unterscheiden: einige bieten euch sehr viel Unterstützung durch klickbare Elemente (siehe untere Abbildung), andere, wie der seit MacTeX 2009 ebenfalls mitgelieferte Editor TeXworks, konzentrieren sich eher auf Shortcuts, sprich Tastaturbedienung.

Als Beispiel sehen wir uns Kile an:


Abb. 4 Kile

Man sieht, dass links alle möglichen Symbole zum Anklicken und somit zum Schnelleinfügen bereitstehen, die Fehlermeldungen im Fenster angezeigt werden (ganz unten) und dass Kile über Code-Completion verfügt, d.h. es werden während der Eingabe Vorschläge angezeigt.

Eine letzte Anmerkung am Rande: ihr wisst, dass der Editor nur das Programm LaTeX aufruft. Natürlich muss der Editor wissen, wo sich LaTeX befindet. Diese Pfadeinstellung hat MacTeX bei der Installation bereits für euch übernommen, andere Editoren müssen, sofern es nicht automatisch geschieht, noch eingerichtet werden. Die Pfade findet ihr unter TeXShop/Einstellungen/Programme.

Links zu weiteren Texteditoren: TeXMaker, iTexMac, AuqaMacs, TextMate, Kile

3. BibDesk, eine Literaturdatenbank

BibTex ist ein Programm, das das Bindeglied zwischen einer Literaturdatenbank und einem Zitatverweis in einem LaTeX-File darstellt. Analog zu einem Editor in Verbindung mit dem Kommandozeilenprogramm LaTeX ist auch hier wieder nur ein Texteditor und die Kommandozeile von Nöten. Da es aber äußerst umständlich wäre, das BibTeX-File (siehe Beispiel) von Hand zu verfassen und man ausserdem auf manche Annehmlichkeiten (wie: komfortable Suche in der Datenbank, Bewertung und Notizen, durchsuchen und direktes Übernehmen von/aus externen Datenbanken (z.B. Amazon, PubMed,…),…) verzichten müsste, bietet sich BibDesk an. BibDesk hilft euch also, das BibTeX-File zu erstellen, BibTeX setzt die Zitatverweise in einem LaTeX-File mit den entsprechenden Einträgen in einem BibTeX-File in Verbindung und generiert dabei Hilfsdateien, auf die LaTeX dann in einem finalen Schritt zugreift. Dieser Schritt geschieht, sobald ihr in TeXShop "Setzen" klickt, es wird demnach einiges an Komplexität vor euch versteckt.


Abb. 5 BibDesk

Links zu weiteren Literaturdatenbanken: JabRef,Cloister (nicht getestet), Papers

4. Tex Live Utility

MacTeX beruht auf der Distribution Tex Live. Wie weiter oben bereits kurz angeschnitten, besteht eine Distribution neben der Software aus einzelnen Paketen. Diese Pakete verändern sich, neue Pakete entstehen, andere werden ersetzt. Tex Live Utility hilft euch up-to-date zu bleiben. Es handelt sich dabei um eine Paketverwaltung.


Abb. 6 Tex Live Utility

5. Sonstiges

Für euch sichtbar (da Programme mit einer grafischen Oberfläche), sind LaTeXiT und Excalibur. LaTeXiT dient zum Setzen einzelner Formel, die dann in andere Programme (Word, Pages, …) übernommen werden können. Excalibur ist ein Spellchecker, sollte jemand mit dem OS X eigenen nicht zufrieden sein.

Erwähnenswert ist auch noch MacTeXtras. Im Großen und Ganzen enthält diese Zusammenstellung Alternativen zu den oben genannten Programmen.

Links: LaTeX Equation Editor



Allgemeine Tipps

LaTeX-Pakete sind in der Regel bestens dokumentiert, lest die Dokumentation. Was vielen anscheinend nicht klar ist: jedes Paket beinhaltet eine Dokumentation, ein erneutes Herunterladen ist nicht nötig.
Dazu ruft man das Terminal auf und gibt texdoc Paketname ein. Sollte man den genauen Namen nicht kennen, dann gibt man Teile des Namens und das Argument -s an:


Abb. 7 Dokumentation mittels texdoc


Es öffnet sich automatisch das dazugehörende PDF.

Solltet ihr daraus nicht schlau werden und in einem Forum nachfragen, dann postet bitte unbedingt ein Minimalbeispiel, so kann euch schneller geholfen werden.

Solltet ihr nicht wissen, welches Paket die gewünschte Funktionalität bereitstellt, dann bleibt euch nur noch google. Ich kann euch versprechen, dass ihr nach einiger Zeit alle für euch wichtigen Pakete gefunden habt und dann nur noch ab und an google bemühen müsst. Um nicht ein veraltetes Paket zu verwenden, empfiehlt es sich gerade am Beginn einen Blick auf diese Seite zu werfen.


Ich hoffe euch den Einstieg in die LaTeX-Welt ein wenig vereinfacht zu haben!

Sonstige Links

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:

Johannes.mac

Horneburger Pfannkuchenapfel
Registriert
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1.407
Super Tutorial! Informativ + empfehlenswert.
 

JackV

Ribston Pepping
Registriert
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294
Daumen hoch! Muss man mal pushen ;)
 

Randfee

Pomme d'or
Registriert
28.12.04
Beiträge
3.113
toll gemacht, es werden dir viele Leute danken!

Ich kannte z.B. das TexLive Utility garnicht ^^, hab immer alles über Konsole gemacht, dank dir!
 

Cyrics

Neuer Berner Rosenapfel
Registriert
01.04.05
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1.973
Ich finde super, dass du Texmaker verlinkt hast. Denn die meisten ärgern sich wohl wie umständlich es ist sich Kile unter OS X laufen zu lassen. Und wer nun einmal mit Kile gearbeitet hat, lässt sich ungern auf andere Sachen zurück stufen... Texmaker ist wohl die Lösung zu dem Problem.

Ansonsten ist es wohl der beste Weg den Leuten die Angst vor diesem "komplizierten" LaTeX zu nehmen. Mit der richtigen Arbeitsumgebung ist man eigentlich schon fast fertig.
 

awk

Clairgeau
Registriert
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3.687
Da du es ansprichst: mir ist kürzlich TexMakerX untergekommen - ein Derivat, das lt. Beschreibung mehr Features bieten soll. Ich verwende TexMaker nicht, die Homepage lässt keine Schlüsse hinsichtlich Unterschiede zu. Eventuell arbeitet jemand damit und kann die Vorteile aufzeigen.
 
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Reaktionen: Der_Apfel

alpopel

Carola
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danke. hat mir echt geholfen! endlich mal ein überblick im ganzen latexdjungel
 

awk

Clairgeau
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3.687
Danke für's Feedback, leider ist z.Z. das Layout ein wenig zerschossen.
 

k-b

Zuccalmaglios Renette
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19.11.09
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259
Nice. Obwohl ich langjähriger Linuxuser bin, wusste ich das mit texdoc noch nicht. Habe da immer erst Google bemühen müssen.. :)